19. 03. 06

Neu in der Arche des Geschmacks: Würchwitzer Milbenkäse

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Die „Arche des Geschmacks“, in die Slow Food weltweit bedrohte Nutztiere, Nutzpflanzen und Lebensmittelprodukte aufnimmt, hat einen neuen Passagier: den „Würchwitzer Milbenkäse“. Die Herstellung dieses Magerquarkkäses, der durch Käsemilben seine Reife erhält, hat eine lange Tradition, die aber heute nur noch in der Ortschaft Würchwitz bei Zeitz in Sachsen-Anhalt vorzufinden ist. Zur Eröffnung des Milbenkäse-Museums in Würchwitz wird Slow Food offiziell die Aufnahme in die „Arche des Gechmacks“ vornehmen.

Der Milbenkäse, der seit mindestens 300 Jahren im Raum Zeit-Altenburg hergestellt wurde, ist im Prinzip einem Harzer Käse ähnlich, der zusätzlich mit Kräutern gewürzt ist. Die Besonderheit: Er wird in Holzkisten eingelagert, in denen sich Käsemilben befinden. Diese Milben fermentieren den Käse. Damit er nicht von ihnen aufgefressen wird, werden die Milben mit Roggenmehl gefüttert. Dieser Prozess kann bis zu einem halben Jahr dauern. Der Käse ist dann bernsteinfarben und mittelfest bis hart. Einzelne Käse haben sich bis zu 30 Jahre gehalten.

Während die Milbenkäse-Tradition spätestens zu Zeiten der DDR in den anderen Orten ausgestorben war, haben sie in Würchwitz einige Familien weiter gepflegt. Heute ist der Käse in der strukturschwachen Region nicht nur ein kulinarisches Unikum, er zieht auch Besuchergruppen an, die sich von dem Biologie-Lehrer Helmut Pöschel, genannt Humus (Foto), die Geschichte des Käses erzählen lassen und ihn probieren. Das jährliche Milbenkäsefest findet immer wieder große Medienresonanz.

Mit der Aufnahme in die „Arche des Geschmacks“, die vom Convivium Leipzig-Halle-Merseburg unter seinem Leiter Professor Alfred-Georg Frei beantragt worden war, sind auch Initiativen verbunden, Kontakte zu anderen Regionen in Frankreich, Holland und Italien aufzunehmen, in denen es eine Milbenkäse-Tradition gibt. Eine Forschungsgruppe der Fachhochschule Merseburg kümmert sich um weitergehende Forschungen und die Aufnahme in das historische Kochbuch Saale-Unstrut-Triasland. Weitere geplante Schritte sind die Bildung eines Förderkreises und die Anerkennung durch die Internationale Stiftung für Biodiversität, die in den Uffizien von Florenz ihren Sitz hat.

Die Eröffnung des Milbenkäse-Museums findet in Würchwitz am 1. April um 15 Uhr statt. Neben Vertretern des Slow-Food-Conviviums Leipzig-Halle wird die Vorsitzende der deutschen Arche-Kommission, Dinah Epperlein anwesend sein. Die Kommission hat darauf geachtet, dass der Käse aus biologischen und nicht gentechnisch veränderten Grundstoffen hergestellt wird.

Fotos können heruntergeladen werden unter: www.slowmedia.de/fotos_milbenkaese

Weitere Informationen: Mandy Kreisl, 0341/6888631 mandykreisl@web.de


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