SLOW FOOD Pressemitteilung 6. November 2007

Pressemitteilung

06. 11.  2007

Wo "Äppelwoi" drauf steht muss auch Hessen drin sein

Berlin - Slow Food Deutschland schließt sich dem Protest gegen die Absicht der EU-Kommission an, über die neue Weinmarktverordnung den Begriff "Wein" für Apfel- und andere Obstweine zu verbieten. "Es ist nicht einzusehen, wieso der Wettbewerb in Europa dadurch beeinträchtigt werden könnte, dass in der Regel nur für den deutschen Markt bestimmte Produkte eine traditionellen deutsche Bezeichnung tragen", erklärte dazu der Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Otto Geisel. "Da Slow Food in fast allen europäischen Ländern vertreten ist, können wir mit Gewissheit sagen, dass sich daran niemand stört - im Gegenteil." Die Bemühungen aus Brüssel, herkömmliche Bezeichnungen zu verbieten wie zuletzt beim Tocai aus dem Friaul richteten sich gegen die Wahrung guter kulinarischer Traditionen und Identitäten.

Allerdings müssten sich, so der Slow-Food-Vorsitzende, namentlich die hessischen Politiker, die jetzt zur Rettung des Apfelweins aufrufen, fragen, ob sie genügend getan hätten, den Apfelwein als wirklich regionales Produkt zu verankern. Der beste Weg, auch die EU-Gremien zu überzeugen, sei eine Registrierung als Produkt geschützter geografischer Herkunft bei der EU-Kommission. Dann müsse allerdings garantiert sein, dass die Äpfel oder anderes Obst, das zu Wein gekeltert wird, auch wirklich aus der Region komme. Im übrigen seien längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, sorten- und regionaltypische Spezialitäten anzubieten.

Geisel warnt: "So lange nicht durch Herkunftsregelungen dem gelegentlich geäußerten Verdacht der Boden entzogen wird, deutscher Apfelwein werde in schwachen Erntejahren auch schon mal aus Grundstoffen hergestellt, die aus allen möglichen Ländern der Erde kommen, könnten sich die vollmundigen Appelle, ein ur-typisches hessisches Produkt zu retten, als unglaubwürdig erweisen." Wo "Äppelwoi" drauf stehe müsse auch Hessen drin sein.

In diesem Zusammenhang weist Slow Food Deutschland auf seine verschiedenen Initiativen zur Retttung der Streuobstwiesen hin. Vorbild könnte auch für andere Bundesländer die soeben in Baden-Württemberg von Slow Food zusammen mit sechs Naturschutz- und Bio-Verbänden gegründete Initiative zur Erhaltung des Streuobstanbaus sein.

Slow Food Deutschland e.V.

Vorsitzender: Otto Geisel

Pressekontakt: 030 28884950

E-Mail: presse@slowfood.de

Slow Food
- ist eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten.
- fördert eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt.
- bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent.
- ist eine Non-Profit-Organisation
- hat in über 100 Ländern rund 90.000 Mitglieder, davon 8.000 in Deutschland und 700 in Hessen.

Im Internet unter www.slowfood.de

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