Glyphosat: Einigung der EU-Mitgliedstaaten bleibt weiterhin aus

6.6.2016 - Heute hat der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (SCOPAFF) einen weiteren Anlauf unternommen, um über den Vorschlag der Europäischen Kommission zur Wiederzulassung von Glyphosat abzustimmen.

Glyphosat: Erneut keine Einigung der EU-Mitgliedstaaten

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Nachdem im Mai bei der geplanten Abstimmung der EU-Staaten in demselben EU-Ausschuss keine qualifizierte Mehrheit für die Neuzulassung für neun Jahre zu erwarten war, wurde die Wahl verschoben. So sollten die Mitgliedsstaaten am 6. Juni über den neuen Vorschlag der EU-Kommission abstimmen, Glyphosat in der EU lediglich für weitere 18 Monate zu verlängern, bis die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) die Ergebnisse einer noch ausstehenden Studie über die Sicherheit von Pestiziden veröffentlicht.

Allerdings wurde auch diesmal keine qualifizierte Mehrheit für den Vorschlag erreicht: 20 Länder stimmten für und ein Land gegen den Vorschlag der EU-Kommission; außerdem enthielten sich sieben Länder, darunter Frankreich und Deutschland. Nun sieht sich die Europäische Kommission gezwungen, das Anliegen an den EU-Berufungsausschuss weiterzugeben, der nun unabhängig von den Mitgliedsstaaten entscheiden soll.

"Die Glyphosat-Entscheidung bestimmt die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft."

Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland und Vorstandsmitglied von Slow Food International äußerte sich wie folgt zu dem Ergebnis: „Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich heute zum dritten Mal nicht über die Glyphosat-Zulassungsverlängerung einig geworden. Diese interne Uneinigkeit zwischen den Mitgliedsstaaten, aber auch innerhalb einiger nationaler Regierungen, ist ein klares Zeichen dafür, dass in Sachen Glyphosat eine tiefer gehende Diskussion stattfinden muss als bisher geschehen. Man muss die Besorgnis von Bürgerinnen und Bürgern sowie zahlreicher Organisationen und der sich enthaltenden oder dagegen stimmenden Mitgliedsstaaten ernst nehmen, denn die potenziellen Folgen betreffen unsere Gesundheit und gehen sogar weit darüber hinaus: Die Entscheidung über die Wiederzulassung bestimmt vor allem auch die Art der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion, die wir in Europa unterstützen und sehen wollen. Während sich einige darauf berufen, dass sich die Entscheidung bei Glyphosat ausschließlich auf wissenschaftliche Daten berufen sollte - die momentan noch nicht vollständig zur Verfügung stehen - ist für Slow Food klar: Diese Entscheidung ist hochpolitisch. Essen betrifft uns alle, und dessen Erzeugungsweisen haben direkte Folgen auf die Umwelt und europäische Ökosysteme“.

Die Zulassung des viel genutzten Herbizids Glyphosat läuft Ende Juni 2016 für die EU aus. Daher ist die Entscheidung von Seiten des EU-Berufungsausschusses für den 20. Juni angesetzt.

Text: Sharon Sheets

Bild oben: Traditioneller Linsenanbau auf der Hochebene von Castelluccio in Umbrien (Italien) mit Rücksicht auf die Natur - ohne Dünger und ohne Pestizide. | © Katharina Heuberger


Mehr Informationen und Slow-Food-Positionen:

Kommentar: Darf Glyphosat weiterhin auf den Acker?

Online-Aktion: Gegen die Wiederzulassung von Glyphosat! (27.4.2016)

Glyphosat: EU-Parlament stimmt Wiederzulassung zu (13.4.2016)

Slow Food International: 10 Things You Need To Know About Glyphosate (3.3.2016, Englisch)

"The Herbicide that is Dividing Europe" - Artikel über Glyphosat von Carlo Petrini (29.2.2016, Englisch)

Online-Petition: Glyphosat stoppen! (24.2.2016)

Slow Food International: Glyphosat - Stimmen Pro und Contra (15.2.2106)

Glyphosat: Keine Neuzulassung im Hauruck-Verfahren (12.2.2016)

EFSA macht Weg frei für Wiederzulassung von Glyphosat (19.11.2015)

Slow Thema: EU-Agrarpolitik

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