Bruchsal-Kraichgau

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Leitung

Harald Schlusche

Namensänderung von Convivium Stutensee in Convivium Bruchsal-Kraichgau!

Als eines der ältesten Slow Food Convivien hat sich das Convivium Stutensee am 26. Juli 1998 im sardischen Ristorante "Nuraghe" in Stutensee-Friedrichstal gegründet. Aufgrund des aktuellen Schwerpunktes unserer Mitglieder in und um die Stadt Bruchsal und der neuen Aktivitäten des Convivums in Richtung Kraichgau heißt unser Convivium seit März 2013: 

Bruchsal-Kraichgau

Jagdkundliche Waldbegehung im Bergwald von Untergrombach

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Als Liebhaber von Wildfleisch und geleitet von dem Motto: Wissen wollen, was wir essen unternahmen wir zusammen mit Herrn Gerhard Lauber, Jäger im Untergrombacher Bergwald bei Bruchsal, eine Wanderung in seinem Revier. Auf sogenannten Hohlwegen, die im Kraichgau oft anzutreffen sind, zwischen den steilaufragenden Lößwänden hindurch gelangten wir in einen wunderschönen Mischwald. Immer wieder hielten wir an, denn die Gruppe von 17 Erwachsenen und 2 Kindern hatte ständig Fragen zu stellen, die Herr Lauber mit großer Geduld und Sachkenntnis beantwortete.

So erfuhren wir, dass vorwiegend Rehwild und Schwarzwild, sprich Wildschweine erlegt werden. Rotwild (Hirsch und Hirschkuh), das zum sog. Hochwild zählt, ist im Kraichgau nicht anzutreffen. Der Name Hochwild kommt übrigens nicht von der Größe der Tiere sondern ist historisch bedingt, weil sie im Gegensatz zum Niederwild, dem hohen Adel zum Jagen vorbehalten waren. Während in Absprache mit der oberen Jagdbehörde und dem Förster ein Abschussplan für Rehwild erstellt wird, sind Jäger im Moment dazu angehalten die Wildschweinpopulation stark zu bejagen, erklärte uns Herr Lauber. Die „VerMaisung“ der Landschaft bietet den Wildschweinen ein paradiesisches Futterangebot und hat den Bestand extrem ansteigen lassen. Die Jägerschaft soll deshalb mithelfen, die großen Schäden durch Wildfraß aber auch die Anzahl der Wildunfälle (die natürlich nicht nur durch Wildschweine verursacht werden) durch einen hohen Abschuss zu verringern.

Außerdem wissen wir jetzt was ein Jäger macht, wenn er von „kirren“ spricht (eine Lockfütterung ausbringen), meist werden Wildschweine mit Mais gekirrt! Wir erfuhren auch, wie die Jagdmunition wirkt. Die Projektile zerlegen sich im Tierkörper und sind durch die Schockwirkung sofort tödlich, damit die Tiere nicht unnötig leiden müssen. Damit waren wir beim Thema Fleisch: Zerlegen des Wildbrets und Weiterverarbeitung – ein wesentlich angenehmeres Thema, aber eins ohne das andere nicht zu haben. Von den Innereien werden Herz, Leber, Lunge und Nieren verzehrt und sind den Jägern vorbehalten, werden aber auch von Liebhabern geschätzt. In den Verkauf kommt meist nur das Fleisch. Herr Lauber hat keine Absatzprobleme, das Wildfleisch, welches im Wildkühlschrank einige Tage gereift ist, an Privatpersonen oder auch die Gastronomie weiter zu verkaufen.

Die Kinder durften noch eine „Kanzel“ (besser unter dem Namen „Hochsitz“ bekannt) erkunden, dann strebten wir hungrig und durstig zur Hubertushütte. Dort empfing uns schon Frau Lauber, die den Tisch gedeckt, die von uns Wanderern hergestellten Salate und Kuchen angerichtet und die Getränke im kühlen Quellwasser der Weiertlesquelle kalt gestellt hatte. Schon bald brutzelten die Wildbratwürste aus Unteröwisheim auf dem Grill. Sie schmeckten köstlich zum Brot aus dem Holzofen aus Oberöwisheim und dem unfiltrierten Bier vom Rohrbacher Hof. Bei informativen Gesprächen –mit Jägerlatein gewürzt- klang der Nachmittag aus und mit beginnender Dämmerung machten wir uns auf den Rückweg.

Herzlichen Dank an Bärbel und Gerhard Lauber für diesen SlowFood-Tag!

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Spargel wächst doch nur im Sandboden! Oder?

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Erstaunen, Skepsis, Neugier und manches Aha-Erlebnis beobachteten die Mitglieder des Slowfood-Conviviums Bruchsal-Kraichgau zusammen mit ihren Kollegen vom Convivium Karlsruhe an ihrem Stand auf dem Kübelmarkt am Wochenende, 04. und 05. Mai 2013, beim „Bruchsaler Spargel-Erlebnis“. Sie boten in kompostierbaren Schälchen aus Palmblättern eine Vergleichsprobe von Spargel der Sorte Gijnlim im Sandboden in Waghäusel-Wiesental gewachsen und solchem aus dem Lehmboden in Kraichtal-Landshausen: je eine Stange, roh, in Scheiben geschnitten als getrennte Häufchen ohne jede würzende Zutat und die Spargelköpfe obendrauf. „Spargel wächst doch nur im Sandboden in der Rheinebene, um Bruchsal herum, in Schwetzingen!“, wussten die einen; „Kann man Spargel auch roh essen?“ zweifelten die anderen. „Schmecken Sie einen Unterschied: süß, bitter, mineralisch, fest im Biss?“.

Erfreulich viele Marktbesucher wagten das Geschmackserlebnis und versuchten mit viel Probieren hin und her, einen Unterschied zu ergründen. Alle waren sich einig: es gibt einen deutlichen Geschmacksunterschied zwischen Sand- und Lehmspargel, nur, welcher süßer, bitterer, im Geschmack nachhaltiger war, blieb umstritten. Den Leuten von Slowfood ging es auch nicht darum, herauszufinden, ob der eine oder der andere „besser“ sei, sondern darum, aufmerksam dem Geschmack dieses Gemüses nachzuspüren.

Das Slowfood-Convivium (Tafelrunde) Bruchsal-Kraichgau trug bisher den Namen „Convivium Stutensee“ und wurde 1998 gegründet. Es ist Teil der weltweiten Slowfood-Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, der Massenproduktion von Nahrungsmitteln mit all ihren gravierenden Nachteilen entgegenzutreten und deren Vielfalt zu erhalten. Die Mitwirkung bei der Organisation der beiden Genuss-Märkte im vergangenen Jahr öffnete den Blick von der Hardt in den Kraichgau, wo erfreulich viele Landwirte und Lebensmittelproduzenten die Ideen der handwerklich guten, nachhaltigen Erzeugung aufgegriffen haben, wenn sie nicht schon immer danach handelten.

Diese Namensänderung soll verdeutlichen, dass das Slowfood-Convivium Bruchsal-Kraichgau eine seiner Hauptaufgaben darin sieht, hier ideelle Unterstützung zu geben. In Bruchsal einen Markt zu etablieren, auf dem qualitativ gute, sauber erzeugte und fair bezahlte Lebensmittel, sowie andere entsprechende Güter des täglichen Lebens angeboten werden, ist eine Möglichkeit dazu.

E.H.

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