Hopfenspargeltag April 2009

Samstag, 4. April 2009

Hopfenspargelmenü in der Espert-Klause in Mainburg

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Das Frühjahrstreffen unseres Conviviums fand ganz im Westen Niederbayerns statt, in der Holledau (auch Hallertau genannt). Seit 1966 ist diese Gegend das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt und erstreckt sich über Teile der oberbayerischen Landkreise Pfaffenhofen, Freising, Eichstätt, sowie das niederbayerische Kelheim und Landshut.
Nur in einem schmalen Zeitfenster im Frühling – je nach Winterverlauf  früher oder etwas später im März und April – hat der sog. Hopfenspargel Saison. Als solchen  - oder auch als Hopfensprossen - bezeichnet man die Jungaustriebe der Hopfen- pflanze (Humulus lupulus). Wie uns später unser Zubereitungsexperte Paul Gras- maier aufklärte, bezeichnet man dann als Hopfentriebe die bereits längeren und dickeren Sprossen, die sich nach dem Durchtritt durch den schützenden Erdhaufen (Bifang) ähnlich wie der Spargel unter Lichteinfluss grünlich verfärben und dann auch je nach Hopfensorte aromatischer oder bitterer schmecken.

Der Zeitpunkt für unsere Exkursion war dann wirklich gut getroffen: erst wenige Tage vorher endete ein strenger Winter und der Frühling machte uns mit milden Temperaturen und viel Sonne schon die Anreise nach Wolnzach zu einem Genuss und mehr als 30 Conviviums-Mitglieder und Interessenten aus allen Teilen Nieder- bayerns und der Oberpfalz folgten der Einladung durch H. Flingelli, der auch die Organisation innehatte.

Im Deutschen Hopfenmuseum Wolnzach begannen wir nachmittags unser Pro- gramm. Seit 2005 befindet sich in diesem architektonisch äußerst gelungenen Neubau, der an einen  Hopfengarten erinnert, eine Präsentation der Hopfenkulti- vation von der lebendigsten Art. In sehr sachkundiger Weise nahm uns Frau Gimpl vom Dt. Hopfenmuseum auf eine anderthalbstündige Zeitreise durch die Geschich- te des Hopfenanbaus und seiner stets verfeinerten Techniken mit, informierte über die oft widrigen Bedingungen für die im Hopfenbau Beschäftigten, Rückschläge durch Schädlinge oder Unwetter. Wir konnten uns imponierende Schaustücke wie eine der ersten vollautomatischen Hopfenpflückmaschinen oder echte Hopfen- ballen mit „Waag- und Siegelschein“ plastisch vor Augen führen, bis hin zur Kon- zen-tration des begehrten Lupulins zu vergleichsweise winzigen Pellets.  Sehr schnell wurde klar, dass das Wissen der kompetenten Führerin nicht nur angelesen und auswendig gelernt war, sondern aus der Tiefe des Aufwachsens auf einem Hopfenbauernhof schöpfte, mit vielen illustrierenden Beispielen aus dem oft harten Alltag. Nochmals herzlichen Dank dafür!
 
Wir fuhren im Anschluss durch unendliche Hopfengärten im Kernland der Haller-
tau in das nahe Mainburg, wo um 18.00 Uhr bereits Herr Grasmaier in der Espert-Klause (einem äußerlich unscheinbaren kleinen Stadthaus) mit einem Hopfenspargelmenü mit begleitenden Bieren der ältesten Privatbrauerei der Welt in Herrngiersdorf auf uns wartete. Auch ein Redakteur der Zeitschrift essen & trinken, M. Christiansen, hatte im Rahmen einer geplanten Reportage über den Hopfenspargel von dem Menü erfahren und gesellte sich zur Runde. In bester Slowfood-Manier erfolgte die Auswahl der Speisen durch den Küchenchef, H. Grasmaier, der den schon fast fünf Jahrzehnte bestehenden Familienbetrieb leitet, nach regionalen und saisonalen Gesichtspunkten ohne Zusatz- oder Konservie- rungsstoffe. Ein vom Meister selbstgeräucherter Saibling auf Sushi-Art wurde gefolgt von einem Kalbfleisch-Carpaccio, jeweils mit Hopfenspargelbegleitung. Danach die luftige Latte Macchiato von Hopfenspargel und -trieben, als Hauptgang sodann Filet vom Altmühltaler Lamm auf Hopfenspargel-Frühlingslauchgemüse. Der Käsegang, eine schmelzende Camembertpraline auf Hopfenspargeltatar, wurde noch gekrönt durch das Dessert "Frühlingserwachen im Hopfengarten", mit Eis aus Hopfentrieben und handgeschöpfter Schokolade der Mainburger Confiserie Lutzenburger: Ein grandioses Finale, das noch einmal Hallertauer Impressionen auf den Teller zauberte. Zufrieden und satt machten sich die Gäste nach über fünfstündiger Menüdauer auf den Heimweg. Herzlichen Dank nochmals an die Küche, den umsichtigen Service und alle, die durch ihre Anwesenheit das Frühjahrstreffen zu einem Erfolg machten!                                                             (gf)

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