Spannende Schwammerl-Exkursion mit Pilzexperten.

An einem Oktobervormittag fand sich mehr als ein Dutzend erwartungsfreudiger Pilzliebhaber gegenüber dem Gasthof „LandWirtschaft“ in Staudham bei Wasserburg zu einer herbstlichen Pilzwanderung ein. Die fachliche Betreuung der Gruppe übernahm Till Lohmeyer, seines Zeichensn geprüfter Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie sowie Pilzbuchautor.
Flugs die Straße überquert, bog die Gruppe in einen Feldweg und wer die Augen offen hielt, fand  sofort Interessantes am Weg- oder Waldrand. Gleich darauf ging's hinein in einen schönen herbstlich gefärbten Mischwald im Osterholz am Kesselsee, der für die nächsten zweieinhalb Stunden zum Jagdgebiet auserkoren wurde.
Begegnungen im Wald ©Zeilinger 
Es war überaus praktisch, sich in der Nähe des Mykologen aufzuhalten,  man konnte somit gleich nachfragen, was man da soeben für einen unbekannten Schatz entdeckt hatte. Etliches wanderte zwar sofort wieder auf den Waldboden zurück, doch die Gruppe wurde durchaus fündig. Neben einem prächtigen Steinpilz wurden sogar seltene Exemplare gefunden. Letztere wanderten in Lohmeyers Korb, denn die brauchte er für die Kartierung der Fundorte. Im Zuge der Veranstaltung war von ihm einiges über Röhren-, Blätter-, Stachel- und Korallenpilze, über Morcheln, Becherlinge oder Boviste – und deren Verwechslungsmöglichkeiten zu erfahren. Klar wurde auch, dass man beim Pilze sammeln ernsthaft vorsichtig sein sollte.
Der Pilzexperte Till Lohmeyer ©ZeilingerTill Lohmeyer ist bezüglich der Schwammerl-Kunde (Mykologie) ein wandelndes Lexikon – eben ein Mykologe und Sachbuchautor. So wurden die gefundenen Schätze am Ende der Tour vor ihm ausgebreitet und er fällte über die Pilze sein Urteil. Wobei er Schwammerl liebt und diese fast zärtlich und behutsam in der Hand hält. Natürlich gab es enttäuschte Blicke, wenn ein besonders schönes Exemplar zumindest als „ungenießbar“ bezeichnet wurde. Er meinte auch, dass man den einen oder anderen Schwammerl durchaus probieren könne, weil nicht alle Menschen gleich reagieren würden. Gemeint war damit natürlich nicht der Grüne oder Gelbe Knollenblätterpilz - die kann man in seinem Leben meist nur einmal probieren – sondern bestimmte Pilze, über deren Genießbarkeit die Meinung der Experte auseinander gehen. Aber lieber keine Experimente eingehen, sondern nicht genau definierbare Exemplare stehen lassen oder damit zu einem Pilzberater gehen. Lohmeyer warnt davor, mit dem Smartphone im Wald Pilze zu bestimmen. Ein Foto allein reiche nicht aus, weil man viele Pilze wie beispielsweise den Perlpilz leicht mit dem giftigen Pantherpilz verwechseln könne.
Eine Teilnehmerin hat gleich als erstes einen Grünen Knollenblätterpilz gefunden. Ihre Freude über den Fund des unversehrten Schwammerls dauerte jedoch nicht lange. Hilfreich war's trotzdem, denn so konnte der Giftpilz mit seinen typischen Merkmalen, wie die Wurzelknolle, in Ruhe betrachtet werden.
Ein wenig später ergab sich die Gelegenheit einen Gelben Knollenblätterpilz gemeinsam zu studieren. Es gibt übrigens auch Pilze, die in Verbindung mit Alkohol giftig werden. Welche, die man lange kochen und das Kochwasser anschließend wegschütten soll. Roh sind die meisten unverträglich oder giftig und die Kochzeit sollte mindestens 15 – 20 Minuten dauern. Den häufig anzutreffenden Flaschenbovist sollte man nur essen, wenn er innen noch rein weiß ist. „Der ist zwar nach der Verfärbung nicht giftig, aber er schmeckt nicht“, empfiehlt der Mykologe. 
Soll man seine Funde lieber Schneiden, Herausdrehen oder Rupfen? Das sei egal, meint Lohmeyer, weil sich die Pilze durch ihr unterirdisches Geflecht davon nicht beeindrucken lassen würden. Bereits geerntete Pilze, die giftig, ungenießbar oder madig sind, soll man mit dem Kopf zuerst wieder auf den Waldboden legen, da sich dann die Sporen leichter mit dem Waldboden vereinen können.        Reiche Ausbeute ©Mödinger
Fazit: Ein gewisses Grundwissen über Pilze schadet also nicht. Auch der Schreiber dieser Zeilen hat seine Funde am Abend verspeist – und überlebt! Die Gattin hat dem Korbinhalt offenbar misstraut und das Pilzgericht verweigert. Was passiert, wenn einem ein Pilzberater am Ende einer gemeinsamen Schwammerl-Exkursion „auch in Zukunft viel Glück“ wünscht? Es zaubert den Teilnehmern, zumindest den meisten, ein Lächeln ins Gesicht – dem Pilzexperten Till Lohmeyer auch. Am Ende waren die Teilnehmer mit ihren Funden mehr oder weniger zufrieden und bestimmt um einiges an Schwammerl-Wissen reicher. Till Lohmeyer sei Dank!
 Text: Herbert Zeiliger im Oktober 2020

 Fotos: Zeiliger/Mödinger

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