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Inspiration Japan
Neues Jahr – neue Ideen. Im Januar starteten wir mit etwas Neuem für unser Convivium. Ein Thema – zwei Veranstaltungen. An einem Tag. Konkret: Inspiration Japan.
Anlass war die bemerkenswerte und hochinteressante Ausstellung "Monet, Gauguin, van Gogh … Inspiration Japan" im Folkwang-Museum.
Unser Mitglied Frau Bärbel Messing, Kunsthistorikerin, hatte uns zu einem Besuch der Ausstellung eingeladen. So konnten 20 Mitglieder am 28. Januar 2015 an ihrer Führung teilnehmen – mehr war leider auf Grund der Regularien des Museums nicht möglich.
Die japanische Kunst ist für die Entwicklung der europäischen Moderne von grundlegender Bedeutung – dieses konnte uns Frau Messing mit ihrer Führung vermitteln. Nahezu alle grossen Künstler haben sich von japanischen Bildmotiven und Stilmitteln inspirieren lassen, dieses Phänomen wurde unter “Japonismus” bekannt. Schwerpunkt der Ausstellung war der Zeitraum von 1860 bis 1910, der Anfangs- und Hochphase der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich.
Damals öffnete sich Japan nach über 200 Jahren vollständiger Abschottung und löste vor allem in Frankreich eine regelrechte Japan-Euphorie aus. Das zeigte sich in vielerlei Hinsicht: Künstler wie Monet, Gauguin und van Gogh, Bonnard oder Degas stellten importierte Kunst- und Gebrauchsgegenstände in ihren eigenen Werken dar, übernahmen japanische Bildsujets und – weit folgenreicher – verinnerlichten die Bildsprache des japanischen Holzschnitts.
Gerade diese Aneignung, in Verbindung mit der eigenen Bildtradition, führte sie zu einem schöpferischen Prozess, aus dem vielfältige Ausdrucksformen hervorgingen, die weit ins 20. Jahrhundert hinein nachwirkten.
Die großartige und verständnisvolle Führung von Frau Messing hat diesen schöpferischen Prozess erkennen lassen. Dieses wurde von allen Teilnehmern begeistert gelobt und mit einem herzlichen Dank verbunden.
Diesen schöpferischen Prozess, den die Teilnehmer an diesem Nachmittag im wahrsten Sinne des Wortes gesehen haben, diese Inspiration, kann man auch in der Kulinarik verfolgen. Die japanische Küche hat im Laufe der letzten Jahrzehnte weltweit immer mehr Anhänger gefunden. Sie prägt durch ihre Zubereitungsformen unsere moderne Küche, sie hat aufgrund auch des steigenden Interesses an gesunder Ernährung an Bedeutung gewonnen.
 
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Itadakimasu – Guten Appetit“– das war die Ansage für die sich daran anschließende Tafelrunde „Zu Gast bei Freunden“. Mehr als 30 Mitglieder und Freunde von Slow Food Essen haben an dieser Tafelrunde im japanischen Restaurant AKASAKA teilgenommen und einen Einblick in die vielfältige Esskultur Japans bekommen.
Die Küche des heutigen Japans ist das Ergebnis von zweitausend Jahren, in denen Einflüsse aus dem Ausland verfeinert und hinsichtlich Geschmack und Präsentation an die lokalen Vorlieben angepasst wurden, wie uns in einer kurzen Einführung durch Manfred Weniger vermittelt wurde. China übte hier in der Frühzeit einen großen Einfluss aus, ebenso Religionen wie der Buddhismus, ab dem 16. Jahrhundert die Portugiesen. Es gab Jahrhunderte der selbstgewählten Isolation mit der Entwicklung einer sehr eleganten Speisen- und Esskultur, es gab danach die Öffnung zur Außenwelt, die die Einfuhr ausländischer Lebensmittel erlaubte.
Japan besteht aus vier Hauptinseln und mehreren tausend kleinen Inseln, die sich über 3.800 km mit einer Küstenlänge von über 30.000 km erstrecken. So verwundert es nicht, dass Fisch aus der japanischen Küche nicht wegzudenken ist, ob gegrillt, gebraten, frittiert, getrocknet oder roh. Allerdings essen Japaner auch überraschend viel Fleisch. Häufig nicht in Form einer dicken Scheibe Steak, sondern dünn geschnitten als Einlage in Eintopfgerichten, zum Beispiel bei den Fleischfondue-ähnlichen Gerichten.
Zurück zum Land: Zwei Drittel des Landes sind bergig oder bewaldet, nur 14% werden landwirtschaftlich genutzt – und diese dann sehr intensiv. So drängen sich Stadt- und Industriegebiete und landwirtschaftliche Nutzflächen auf nur einem Viertel der Gesamtfläche in den Ebenen und an den Küsten zusammen.
Es gibt große klimatische Unterschiede von der sehr kalten Insel Hokkaido im Norden bis zu den subtropischen Inseln Okinawas im Süden. Dieses ließ regionale Küchen entstehen, die so unterschiedlich sind wie das Land selbst.
Am häufigsten wird bei uns Sushi mit japanischer Küche verbunden. Diese stellen jedoch nur eine Seite der japanischen Küche dar – eher eine Festtagsküche, die vor allem bei besonderen Anlässen gereicht wird.
Die japanische Alltagsküche besteht hauptsächlich aus einfachen, traditionellen Gerichten, die in der Regel schnell und unkompliziert zuzubereiten sind. Neugier der Japaner auf alles Fremde macht dabei auch vor ausländischer Küche nicht halt.
Die japanische Küche hat einige Ähnlichkeit mit der Küche anderer ostasiatischer Länder; der bedeutendste Unterschied ist aber die sehr viel sparsamere Verwendung von Öl und Gewürzen. Vielmehr soll der Eigengeschmack der frischen Produkte möglichst deutlich erhalten bleiben. Schonende Zubereitungsformen wie Dämpfen oder kurze Garzeiten haben deshalb meistens Vorrang.
Die klare Ästhetik der japanischen Küche wird geprägt von der Qualität ihrer Zutaten und ihrer Präsentation der Speisen. Die Dekoration muss aber nicht aufwendig seien, soll aber auch optisch munden.
Zu guter Letzt sind von größter Bedeutung für die japanische Küche frische Zutaten, die im Einklang mit den Jahreszeiten ausgewählt werden.
Slow Food, wie wir es uns wünschen.
Ein japanisches Menu besteht nicht aus einzelnen Gängen, die nacheinander serviert werden – es werden viele kleine Köstlichkeiten gleichzeitig aufgetischt. Einem Maler gleich kann man sich so von der Palette eines japanischen Menus inspirieren lassen und sein Menu komponieren.
In Absprache mit dem Restaurant haben unsere Mitglieder Karla Knoche-Weniger und Manfred Weniger ein Menu (siehe Anlage) zusammengestellt, das uns einen kleinen Einblick in die japanische Küche gegeben hat. Das Menu, die japanische Küche für jeden Tag, wurde von allen Teilnehmern mit großer Begeisterung genossen.
Fazit: Diese Kombination der Kulturen hat alle Teilnehmer begeistert. Es sollte überlegt werden, ob und wie man so etwas fortsetzen kann.
 
(Karla Knoche-Weniger & Manfred Weniger)
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Wer neugierig geworden ist kann hier das gesamte Menu nochmal nachlesen.
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