bergisch loupen

Bergisch loupen on eten: Dreimalig lecker

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Der Bergische isst gerne und gut. Darüber hinaus ist er auch unternehmungslustig. Warum also nicht einmal beide Aspekte in einem Programm vereinen? –  so der Gedanke hinter dem neuen Wanderkonzept „Extra-Tour“ der Bergischen Drei.

Food-Journalistin Ira Schneider war bei der ersten Tour am 16. August 2012 dabei.

Wandern mit Einkehrschwung

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Stadtführer Jürgen Holzhauer ist ein alter Hase. Er weiß nicht nur, wo es im Bergischen Städtedreieck schöne Wanderwege, sondern auch gutes Essen gibt. Gemeinsam  mit der Bergischen Entwicklungsagentur und den drei Gastronomien Café Burghof, Haus Müngsten und Villa Paulus realisiert er heute zum ersten Mal ein Wandern & Genuss-Schmankerl der besonderen Art. An drei verschiedenen Orten macht die Ausflugstour von Solingen-Oberburg über den Müngstener Brückenpark bis nach Remscheid Halt, um ein bergisches Drei-Gänge-Menü zu genießen. Dazwischen gibt es jede Menge schöner Ausblicke auf die Wupper und historische „Vertellchen“.

Urgemütlicher Sitzplatz mit Aussicht aufs Schloss

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Um 17 Uhr startet unsere Tour im Café Burghof, direkt neben Schloss Burg. „Hier sitzt man urgemütlich, außerdem hat man einen schönen Blick auf das Schloss“, sagt Holzhauer – der auch gleich auf das imposante Schloss und die Statue von Graf Engelbert I. im Innenhof zu sprechen kommt. Schloss Burg an der Wupper ist nicht nur eine der größten wiederhergestellten Burganlagen Westdeutschlands, sondern auch Stammsitz des bergischen Grafengeschlechts. Von „Burg Altenberge“ im heutigen Altenberg zogen die Grafen von Berg Anfang des 12. Jahrhunderts nach „Burg Neuenberge“ hier an der Wupper. Hoch oben auf dem Schlossberg hatten sie nicht nur einen grandiosen Ausblick über die Wupper, sondern waren auch strategisch viel besser aufgestellt. Aber nicht nur die Grafen von Berg sind in Burg zu Hause. Auch die Burger Brezel, eine knusprige Dauerbackware mit Vierfach-Knoten, stammt von hier. Einer der wenigen Bäcker, die sich noch auf die Kunst des aufwändig geschlungenen Gebäcks versteht, ist Dieter Büscher vom Café Burghof. Heute kredenzt uns der Konditormeister die Brezel allerdings in ganz anderer Form: Auf dem Teller thront zur Vorspeise ein Pfifferlingsflan auf Holunderschaum.

Burger Brezel – eine Spezialität aus Burg an der Wupper

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Im Flan eingearbeitet, findet sich die zwiebackähnliche Spezialität, die vor zwei Jahren „als vom Aussterben bedrohtes Gebäck“ in die Slow Food Arche des Geschmacks aufgenommen wurde. Frei nach dem Arche-Motto „Erhalten durch Aufessen“ setzt sich inzwischen auch ein Arbeitskreis, dem Slow Food-Förderer Dieter Büscher angehört, in der Region für den Erhalt des Traditionsgebäcks ein. Aufessen fällt uns bei so einem leckeren Gericht heute trotz des warmen Wetters nicht schwer.

Mit der Seilbahn nach Unterburg

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Von der Vorspeise gestärkt, geht es mit der Seilbahn nun nach Unterburg und an der Solinger Seite der Wupper entlang über schattige Waldwege zum Müngstener Brückenpark. Dass man die Wupper aufgrund ihrer Artenvielfalt auch „Bergischen Amazonas“ nennt – ist vielen neu. „Schöne Kanufahrten mit Picknick kann man auf der Wupper unternehmen“, sagt Holzhauer und berichtet über die Vergangenheit des einst aufgrund der angesiedelten Industrie „schmutzigsten Fluss Europas“. Heute hat die Wupper allerdings eine sehr gute Wasserqualität. Viele Fisch- und Vogelarten haben sich in den vergangenen Jahren wieder angesiedelt, darunter auch einige Exoten wie der Eisvogel.

Blick auf den Bergischen Amazonas

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Zielstrebig steuern wir auf Haus Müngsten, das neben der 107 Meter hohen Müngstener Brücke – einer bergischen Interpretation  des Eifelturms – wohl eindrucksvollste Gebäude am Ort ist.  Der Brückenpark mit dem Haus Müngsten ist im Zuge der Regionale 2006 als gemeinsames Projekt der Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal  entstanden. Mit seiner rostroten, etwas futuristisch anmutenden Platten-Verkleidung ist das Haus Müngsten bestens gegen die Zeichen der Zeit gewappnet – meint Holzhauer. 

Müngstener Brücke und Haus Müngsten im Brückenpark

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Bei Küchenchef Andreas Bußmann dürfen wir heute à la carte wählen und einige bestellen Bergischen Heringsdipp mit Drillingen, andere nehmen eine mit Feta überbackene Zucchini oder Reibekuchen mit Wildlachs. Auch Kottenbutter, eine typische Stulle der Schleifer an der Wupper, hat der Betrieb auf der Karte. Unglaublich, was hier noch los ist abends! – beobachten einige aus unserer Wandergruppe.

Naherholung bis Mitternacht

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„Der Brückenpark bietet für viele Naherholung pur und ist bis Mitternacht geöffnet“, erfahren wir von Holzhauer – der auch schon ein großes Familienfest hier gefeiert hat. Außergewöhnlich ist auch das Service-Projekt in der Park-Gastronomie.

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Das Integrationsunternehmen Integra Solingen gGmbH beschäftigt hier zu fast 50 Prozent Menschen mit Behinderung. Diese demonstrieren den Besuchern, dass sie in der Lage sind, verantwortlich zu arbeiten. Und das machen sie heute sehr gut, finden wir.

Bergauf nach Remscheid

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Gegen halb neun geht es mit dem Bus bergauf, am Morsbachtal vorbei ins rund 8 Kilometer entfernte Remscheid – wo Joachim Schreiber und Kai-Robert Paulus eine Fabrikantenvilla vor dem Verfall gerettet haben. Das Gebäude mit Fassade im „Bergischen Barock“ haben sie sowohl von außen als auch von innen stilecht mit Stuckdecken und Holzfußböden restauriert und vor zwei Jahren als Hotel-Restaurant mit Biergarten eröffnet.

Als Mitglied der Bergischen Gastlichkeit legt der Betrieb großen Wert auf stilechtes Ambiente – auch auf dem Teller. Und so serviert die Küche als Dessert und süßen Abschluss der Wandertour eine Bergische Creme vom Milchreis mit beschwipsten Kirschen und Waffelherzen sowie einen Likör der Remscheider Destille Frantzen. Einheimische wissen: Reis und Hochprozentiges schließen bekanntlich den Magen des Bergischen – nicht nur bei der Bergischen Kaffeetafel!

Text und Fotos: Ira Schneider

Appetit bekommen?

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Noch zwei weitere Termine für die Tour sind für den 20. September und für den 18. Oktober 2012, jeweils Start um 17 Uhr im Café Burghof, geplant.

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