Kakao - Armutstreiber oder Hoffnungsträger?

Ansätze für einen nachhaltigen Schokoladengenuss. - Vortrag von Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene mit Diskussion

KakaoErste Frage: Warum essen die Menschen in Afrika so gut wie keine Schokolade, wo doch  der überwiegende Teil des weltweit gehandelten Kakaos von dort stammt? 60% jährlich werden alleine in den westafrikanischen Ländern Ghana und Elfenbeinküste geerntet. Antwort: Die Kakaopflanze stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Sie spielt in der traditionellen Ernährung Afrikas bis heute keine Rolle. Zweite Frage: Warum ist die Kakaoernte immer noch reine Handarbeit? Antwort: Weil Kakaopflanzen in Mischkulturen sehr dicht stehen müssen, um vor der Sonne geschützt zu werden. Auch wachsen die  Früchte unregelmäßig und reifen zu verschiedenen Zeiten. Selbst wer sich schon ein bisschen auskennt mit der Geschichte des Kakaos und dem internationalen Handel konnte bei der dritten Veranstaltung unserer Reihe „Essen ist politisch!“ noch einiges lernen. Kakaobohnen sind nicht nur geschmacklich eine bittere Angelegenheit, wie Friedel Hütz-Adams, Fachreferent beim Süd-Wind-Institut für Ökonomie und Ökumene, einer in  Bonn ansässigen Nichtregierungsorganisation, darlegte. Nur sechs Konzerne beherrschen zwei Drittel des Weltmarktes für Kakao und Schokolade und bestimmen so fast uneingeschränkt über den Weltmarktpreis – und über die Einkünfte der Bauern und Bäuerinnen. Nur etwa 8 Cent pro Tafel Schokolade bleiben bei den Kakaoerzeugern. Viele von ihnen sind deshalb auf die Mithilfe ihrer Kinder existentiell angewiesen, um ein auskömmliches Familieneinkommen zu erwirtschaften. Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder arbeiten alleine in Ghana und der Elfenbeinküste in diesem Sektor. Was spräche dagegen, den doppelten und damit einen faireren Lohn für diese Arbeit in den Plantage zu zahlen? Es wären gerade einmal 8 Cent mehr pro Tafel Schokolade. Man sollte meinen: Nichts! Und angeblich wären viele Schokoladenhersteller sogar bereit dazu. Deshalb letzte Frage: Warum tun sie es nicht? Antwort: Weil der Mitbewerber es vielleicht nicht täte und man darum einen Wettbewerbsnachteil hätte. Den will offenbar (fast) niemand riskieren. Ausnahmen gibt es und die sollten wir unterstützen, wenn wir es ernst meinen mit „gut – sauber – fair“.  

Die nächste Veranstaltung „Essen ist politisch!“ in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Bonn findet am 27. Oktober, 19 Uhr wieder im Kirchenpavillon an der Kreuzkirche statt. Dr. Stefan Schmitz, Exekutiv-Direktor des Global Crop Diversity Trust spricht über das Thema „Mehr Vielfalt bitte! Ohne Saatgut-Reichtum keine Welternährung“.

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