Trinkst du aus der Flasche oder willst du ein Glas?

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fragte der 8-jährige Simon den in der Sonne wartenden Gast des ersten Slow Food Kinderrestaurants auf dem Markt GENUSS IM NORDWESTEN am 23. September im Museumsdorf Cloppenburg. Schon halb im Drehen hörte er die Antwort und sauste zur Getränkeausgabe, um das Gewünschte zu servieren.

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Es war ein besonderes Erlebnis für die Kinder des Kinderkochklubs (KiKoKlub) von Slow Food Oldenburg, ein eigenes Restaurant zu führen. Sie kochten, richteten an, servierten und kassierten. Sie waren mit ungebremster Energie dabei, wollten gar nicht mehr aufhören. Amrei, Laura, Jan oder Anna und einige mehr wurden nach über drei Stunden zwangsweise zu einer halbstündigen Pause „überredet“, fanden sich aber danach sofort wieder ein.

Schon vor Öffnung des Restaurants wienerten Rieke und Thalke die Tische und schmückten sie mit selbstgemachten Blumengestecken. Und dann kamen die Gäste, insgesamt rund 250 kleine und große Feinschmecker.

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Eine kleine Servicekraft nahm den Kellnerblock, hockte sich hin und schrieb konzentriert die Bestellung auf und brachte sie Stefan Aufleger. Leider konnte er das Geschriebene nicht entziffern. Er fragte nach und bekam wie aus der Pistole geschossen die Bestellung: einmal Spaghetti Bolognese, einmal Spaghetti mit Käsesoße und einen Früchtequark. Sie war Anfang des zweiten Schuljahrs und konnte noch gar nicht so schwierige Wörter schreiben.

Leuchtende Augen bei den jungen Köchen in der Küche, aber auch große, staunende Augen vor den Arbeitstischen. Viele kleine Besucher wollten trotz aller Überredungskunst der Eltern gar nicht wieder gehen. „Ich will noch nicht weg Mama!“ und sie schauten gebannt den „Jungen Wilden“ des KiKoKlubs zu. Erika Häcker, Leiterin des Kinderkochklubs konnte es nicht mit ansehen und lud einige der kleinen Zuschauer ein, mitzumachen. Aber erst Hände waschen!

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Wie glänzten die Augen, als sie, mit KiKoKlubschürze und Kochmütze, den Nudelteig mit dem Nudelholz und der Nudelmaschine zu selbstgemachten Spaghetti verarbeiteten. Mit mehligen Händen strichen sie sich die Haare aus der Stirn und mit roten Wangen arbeiteten sie selbstvergessen und voller Konzentration. Wer behauptet da noch, dass Kinder keinen Spaß am Kochen haben?

18 Kilogramm vorgekneteten Nudelteig, portionsweise in Klarsichtfolie verpackt, verarbeiten die kochbegeisterten Minis während der fünfstündigen Öffnungszeit des Kinderrestaurants. Zu den Spaghetti gab es verschiedene leckere und kindgerechte Soßen. Aber das war noch nicht alles. Auf der anderen Seite der langen Arbeitsplatte schnibbelten Kinder die Zutaten für die Spießsalate und bereiteten den Früchtequark für das Dessert vor.

„Es ist unglaublich, wie die Kinder bei der Sache sind. Enorm, was die Kleinen leisten. Und alles ohne Zwang, nur weil sie Spaß an der Sache haben“, stellte Stefan Aufleger vom Oldenburger Restaurant „Tafelfreunden“ fest. Als Profi und in der Sache sehr engagiert, stellte er seine Arbeitskraft und reichlich Material seines Restaurants unentgeltlich für das Kinderrestaurant zur Verfügung. Und viele seiner Mitarbeiter opferten freiwillig ihren freien Sonntag, um bei diesem Kochvergnügen dabei zu sein.

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Ernsthaft waren die kleinen Ernährungsexperten bei der Sache. Als einige Köche mal selber etwas aßen und es an der Getränkebar ein Engpass gab, schaute Erika Häcker nur kurz mal fragend vorbei – schon waren zwei Kinder zur Stelle. Freiwillig und ohne langes Fragen!

Und auch beim Kassieren gab es keine Probleme. „Ich brauche jetzt dringend das Portmonee!“ „Warum denn?“, fragte die Serviceleiterin des „Tafelfreuden“ Jutta Wendt. „Ich möchte jetzt das Trinkgeld kassieren!“ Etwas aufgerundet konnten die Kinder 50 Euro in die KiKoKlubkasse tun.

„Da erinnern sich die Kinder noch in ihrem Alter dran“ meinte der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke, der bei seinem Besuch des GENUSS IM NORDWESTEN auch das Kinderrestaurant besuchte. „So stelle ich mir die Geschmackserziehung von Kindern vor. Aus dem Bauch und mit der Seele, nicht mit dem Kopf.“ Und auf seine Fragen an die Kinder bekam er bereitwillig gewitzte und ernsthafte Antworten. Auch der Schirmherr des Marktes, der Diepholzer Landrat Gerd Stötzel, der sich vehement für gute Produkte, möglichst aus der Region einsetzt, war begeistert. Auch er genoss die besondere Atmosphäre des Kinderrestaurants im historischen Ambiente des Hoffmannshofes im Museumsdorf Cloppenburg.

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Eine halbe Stunde nach Schließung des Kinderrestaurants kam mir Adrian, 8 Jahre, entgegen.
„Hallo Adrian! War ganz schön anstrengend oder?“
„Nö! Wir durften ja umsonst alles essen. Wann kochen wir denn das nächste mal wieder?“ „Im Dezember.“
„Ach ja, da kochen wir wieder, dass die Engelchen neidisch werden.“

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