scheckentreff_30072008

30.07.08: Was essen die Westfalen?

Frau Sonja Bode Mitarbeiterin der Historischen Kommission beim LWL in Münster, arbeitet zum Thema der Esskultur im heutigen Westfalen. Sie hat eine Internetbefragung durchgeführt und somit eine aktuelle Antwort auf Thema bekommen. Als SF interessiert uns, in wie weit regionale Traditionsgerichte heute im Ruhrgebiet noch gekocht werden. Die Antworten waren in vielfacher Hinsicht ernüchternd:

   - Es gibt keine typische Ruhrgebietsküche. Durch die Migranten hat sich das Ruhrgebiet permanent verändert. Die neuen Mitbewohner haben ihre eigenen Kochtraditionen mitgebracht und sie möglichst aufrecht gehalten, soweit dies überhaupt möglich war (Beschaffung der Zutaten)

   - Die Küche ist stark von der sozialen Stellung abhängig. Menschen, die wenig Geld haben, pflegen nur wenig Küchentradition, sie wollen vor allem satt werden.

   - Was wir im nachhinein als Küchentradition ansehen, ist die bürgerliche Stadtküche, die sich erst Ende des 19. Jahrh. herausgebildet hat. Hier sind die regionalen Unterschiede gering.

  - In der ländlichen Küche sind die Unterschiede, abhängig von der Produktverfügbarkeit und starken saisonalen Schwankungen, schon deutlicher. Auch hier war in der Regel wenig Geld vorhanden, auch hier mußte die Küche vor allem satt machen.

   - Aktuell wird aus Zeitgründen immer weniger zuhause gekocht. Zum Wochenende, wenn die Familie versammelt ist, schon mehr. Hier kochen die Großmütter und die älteren Hausfrauen, je nach regionaler Herkunft eher Traditionsgerichte. Heimat geht durch den Magen.

  - Als starker Trend zeigt sich, daß die Männer sich immer stärker für das Kochen aus Hobbiegründen interessieren.

   - Westf. Küche gilt als altmodisch und dickmachend und hat immer weniger Anhänger. Dennoch sind  viele regionale Gerichte bekannt.(Aufzählung ergänzen!

   - Regionale Gerichte kommen der bürgerlichen Küche sehr nahe, zumal es die meisten Gerichte in ganz Deutschland gibt, jedoch unter anderen Namen. Die Beilagen schwanken stärker sowie die Zubereitungsart (z. B. separat oder durcheinander gekocht)

   - Bei der Frage nach der regionalen Küche muß man auch die Frage stellen, aus welcher Zeit stammen die Rezepte. Eine Kochstelle im Haus war bis Mitte des 19. Jahrh. ein offenes Feuer, dann kam nach und nach der Herd auf.

  - Gebraten wurde vorher am Spieß, dies war dem Adel oder den reichen Bürgern vorbehalten. Das gemeine Volk kochte Eintopfgerichte und dies werktäglich immer gleich. Sonntags gab es dann vielleicht Fleisch oder Geflügel, freitags Fisch.

   - Dies war im Ruhrgebiet nicht anders. Die Arbeiter hatten ihren Henkelmann, der, wenn sie Glück hatten auf der Arbeit erwärmt werden konnte. Ansonsten gab es Butterbrote, jedoch mit Margarine oder Schmalz.

  - Aktuell ist die Essenszubereitung durch Fertiggerichte und durch Nudelküche bestimmt. Nur  eine kleine Minderheit hat eine tägliche gemeinsame Tafel mit der ganzen Familie und kocht frisch. Auch das Holen von Essen aus der Imbissgastronomie ist weit verbreitet. Je geringer das Einkommen, desto mehr Geld wird hier ausgegeben.

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