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Die jüdische Küche: Besuch im Restaurant "Matzen" in der Bochumer Synagoge

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Am 27. Juli 2011 besuchten 16 Slowfoodies vom CV Mittleres Ruhrgebiet und Sympathisanten das jüdische Restaurant „Matzen“ in Bochum. Seit etwa einem Jahr existiert das kleine elegante Lokal in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen und ist mittlerweile eine feste Adresse in der Gastro-Szene der Region geworden. Also war es an der Zeit, dem „Matzen“ einen Besuch abzustatten.

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Das „Matzen“ bietet jüdische Küche, die nicht unbedingt mit „koscher“ gleichzusetzen ist. Zwar hat man in der Bochumer Synagoge die räumlichen Möglichkeiten, nach den strengen Kashrut-Regeln zu kochen, doch das, was im Restaurant-Alltag geboten wird, ist „kosher style“. So wird z.B. der Sauerrahm zu verschiedenen Suppen in Extra-Schälchen serviert, damit ein koscher lebender Gläubiger das Milchprodukt nicht mit den anderen Zutaten in Verbindung bringen muss, was gegen die Regeln wäre. Im Angebot sind jüdische Gerichte, die allerdings der koscheren Tradition entstammen, die sich in den verschiedenen Regionen der Welt entwickelt haben. So ist die moderne jüdische Küche des „Matzen“ geprägt aus osteuropäisch-russischer, orientalisch-israelischer und westlich-New-Yorker Traditionen.

Das „Matzen“ genießt den Ruf, alles handwerklich frisch zu kochen, und dennoch waren einige Slowfoodies von den Zubereitungen irritiert. Manches Gericht schmeckte durchaus so, wie man es aus dem Convenience-Bereich her kennt. Die scharfe Gemüsesauce etwa, die zum „Kiewer Schnitzel“ gereicht wurde, erinnert beispielswiese an die gängigen süß-sauren Saucen aus den Asia-Abteilungen des Supermärkte. Überhaupt schien das „Kiewer Schnitzel“ am wenigstens den Erwartungen zu entsprechen. Es besteht traditionell nicht aus Kalbfleisch wie sein Wiener Pendant, sondern aus Hähnchenfilet, das mit einer Kräuterfüllung versehen, dann paniert und gebraten wird. Ähnlich irritierend sind die „Gefilten Fisch“. Wer hier mit Kräutern gefüllte Forellen oder Doraden erwartet, ist von den Fischfrikadellen, die dann serviert werden, durchaus enttäuscht.

Wie dem auch sei – das „Matzen“ bietet deftige jüdische Hausmannskost, die optisch gelungen serviert wird und zudem noch sehr preiswert ist. Besonders die Kuchen, die als Dessert angeboten werden, sind üppige Portionen. Die Karte hat sich im letzten Jahr so gut wie nicht verändert. Vielleicht sollte man für Leute, die öfter jüdisch essen wollen, Variationen bringen.

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Jiddischer Vorgeschmack: Brotaufstriche aus Lachs, Hering und Frischkäse (4,50 Euro)

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Auberginenteller: Variationen von der Aubergine aus eigener Produktion (5,80 Euro)

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Rassolnik: Gurkensuppe mit Oliven (3,50 Euro)


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Sauerteig-Blinis mit Champignon-Rahmsauce (4,90 Euro)

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Jarkoye: Ofengericht mit Rindfleisch und Gemüse (13,90 Euro)

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Tscholent: Shabattopf aus Rindfleisch und Gemüse (9,50 Euro)

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Lekach: jiddischer Honigkuchen mit fruchtiger Sauce (2,60 Euro)

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Fluden: Jiddisches Hochzeitsgebäck mit Saucenvariationen (3,10 Euro)

Alle Fotos: Peter Krauskopf

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