18.08.2012 - Ohrenschmaus trifft Gaumenfreude

Ohrenschmaus trifft Gaumenfreude

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In der Einladung zu dieser Veranstaltung war zu lesen: „wir treffen uns an einem LAUEN Sommerabend in einem Privatgarten in Münster“.

Wie wahr: Bei lauen 30 Grad trafen sich 30 Teilnehmer und suchten den Schatten des alten Baumbestandes. Der Quittensaft war als Aperitif mehr gefragt als ein Prosecco und gekühlte Fruchtgeleewürfel wurden dankbar als Beigabe aufgenommen.
Mit den einladenden Worten von Carl Zuckmayer „lasst mich nur essen, dankbar und bescheiden - ein Mensch beim Essen ist ein gut Gesicht“, nahm man an langen Tafeln Platz.

Die angekündigte Rindsbouillon ließ angesichts der Außentemperaturen den Schweiß treiben, das alternative Angebot einer kalten Gurkensuppe war Wohltat für Geist und Gaumen. Die „literaturverdächtige Suppeneinlage“ entpuppte sich als der „Dicke, fette Pfannekuchen“, allen Zuhörern aus alten Lesebüchern bekannt.

Der Gastgeber offerierte den Tischwein mit einem endlosen Tautogramm:
„Willkommen- welterfahrene , weitgereiste Weinkenner!
Wer wird Wasser wünschen, wenn Wein wieder wohlfeil wird?“

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Der Hauptgang-ein westfälischer Abendbrotteller- repräsentierte Slowfood-Produkte der Region: Ziegenfrischkäse in Birnentrester mariniert und in einem Lindenblatt serviert prangte in der Mitte (ein Dank an die „garage fromage“), Schinken vom Bentheimer Bunten lag neben Wildschweinsalami und Räucherforelle aus dem Teuto. Der hausgemachte Kartoffel-Pfifferlingsalat und Chutneys wurden dazu in froher Runde einverleibt.
Mit Worten von Robert Gernhardt :“Gibt es hinterher noch Torte?“ gelang der Gastgeberin die Überleitung zum 3. Gang.

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Siegfried Lenz` Kurzgeschichte von der „Jütländischen Kaffeetafel“ kam zum Vortrag, genau um 20.30 Uhr, so wie es die Jütländer lieben. Die bildhafte Sprache des Autors versetzte die Gästeschar direkt an den Ort des Geschehens , man glaubte dabei zu sein, und als die Helfer nach dem Ohrenschmaus die Kuchen- und Tortenstücke von Ortwin Scheffler als „fingerfood“ der Literatur nachgeahmt, auf die Wiese trugen und die ersten Kaffeetassen die Runde machten, war man doch froh, in so angenehmer Art und Weise in Münster und nicht in Jütland den Abend süß ausklingen zu lassen und von den Lenzschen Völlereien verschont blieb.
Als es dämmerte, wurde der Garten in romantisches Kerzenlicht getunkt , die Luft schien wieder frei zum Durchatmen und der laue Sommerabend war einfach ein Genuss.

Die letzten Gäste brachen gegen Mitternacht auf und das Thermometer zeigte immer noch stolze 28 Grad.

Ein selten schöner Sommerabend in Münster lag hinter uns mit netten Menschen, guten Speisen und Getränken, vertrauten Gesprächen –einfach SLOW.

(Text: Margarete Kohlmann, Fotos: Norbert Kohlmann)

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