Weinfahrt an die Mainschleife

Wenn die Schnecken reisen lacht der Himmel


Strahlendes Sommerwetter begleitete die Slow Food-Mitglieder und Gäste auf der Wanderung durch die Weinberge von Nordheim.
Herr Rothe, der uns um 12.00 Uhr mit einer wunderbar fruchtigen Erdbeerbowle aus einem fränkischen Secco und frischen Beeren begrüßte, hatte sich diesen Nachmittag für uns reserviert, um uns über den ökologischen Anbau der Trauben und seine Weine zu informieren.
Vorher hatten wir jedoch noch ausreichend Gelegenheit die nette Ortschaft Nordheim zu erkunden, die an diesem Wochenende zur Nordheimer Weinschleife einlud. Eine Veranstaltung mit Wein, Kunst, Kultur und Geschichten. An kleinen Ständen oder in den schön geschmückten Höfen wurde Wein zum verkosten angeboten sowie leckere Gerichte serviert. Schon alleine hier hätten wir den Nachmittag gut verbringen können.
Um 14.00 Uhr fanden wir uns geschlossen wieder bei Herrn Rothe ein .Ein Schluck rosa Secco pur brachte den Kreislauf wieder auf Trab, so dass wir nach den verschiedenen kulinarischen Leckereien wieder fit waren für Herrn Rothes Informationen. Die Weinbergführung begann „hochprozentig in der kleinen hauseigenen Brennerei, dem zweiten Standbein neben dem Weinanbau. Herr Rothe erklärte uns die Brennweise, die Lagerung im eigenen Gewölbekeller – hier lagern die Brände teilweise in ihrem Obstholz – und erzählte uns nette Anekdoten vom Zoll. Vater Staat sahnt hier wie bei Sekt und Wein ebenso eifrig ab.
Danach begann der Marsch in den Weinberg. Er erklärte uns an den Rebstöcken, deren Wachstum, das Ausschneiden der Stöcke und dass es wichtig ist Wicken und Kleearten einzusäen, damit genügend Stickstoff im Boden vorhanden ist. Rosen werden traditionell in den Weinbergen angebaut, da sie früher ein sicherer Indikator dafür waren, wann die Gefahr von Mehltau besteht. Heute wird das Pilzbefallpotential per Computer errechnet und die Rosen sind nur noch ein bunter Farbtupfer im Grün des Weinberges. Beim ökologischen Weinanbau muss auch die Umgebung stimmen, deshalb sind Wegränder mit Wildblumen und Kräutern wichtig, da diese über die Bodenbeschaffenheit Auskunft geben. Nach der ersten Etappe durften wir uns an einem leichten Silvaner erfrischen. Dabei ließen wir unseren Blick über die Weinberge schweifen, vom „Nordheimer Vögelein“ bis hin zum „Escherndorfer Lump“. Die zweite Pause machten wir dann nach einer etwas längeren Strecke in einem steinernen Unterstand. Während wir einen hervorragenden Inselwein probierten, beantwortete Herr Rothe geduldig unsere Fragen. So erfuhren wir, dass es bis zu 4 Jahren dauert, bis ein normal gepflegter Weinberg als ökologischer Weinberg zugelassen wird, dass ökologisch angebaute Rebstöcke wesentlich älter werden als „fabrikmäßig“ genutzte und woher der Name Inselwein kommt. Nordheim liegt mit seinen Nachbardörfern in eine Mainschleife, die durch den Kanal wirklich zu einer Art Insel wurde. Aufgrund dieser Lage im Wasser ist die Temperatur entsprechend höher, was wiederum den Reben zugute kommt. Der Inselwein ist ein Cuvee aus verschiedenen Traubensorten, wie z.B. Bacchus, Kerner und Riesling.
Die letzte Etappe zu einem Aussichtspunkt hoch oben auf dem Weinberg wurde mit der Verkostung einer Scheurebe belohnt. Ein wunderbar fruchtiger Wein, den man sich gut zu Nachspeisen oder aber auch zur asiatischen Küche vorstellen kann.
Krönender Abschluss der Wanderung war eine deftige Häckerbrotzeit, begleitet von einem frischen Weißwein und einem harmonischen Rotwein. Stundenlang hätten wir noch am Weinberg sitzen können, aber leider wartete auf einen Teil der Teilnehmer der Bus im Ort. So konnten wir nur noch schnell ein paar gute Tropfen einkaufen, dann mussten wir schon Abschied nehmen von unserem freundlichen und engagierten Gastgeber, der sich mit viel Elan und Freude am Handwerk vom Koch zum Winzer gewandelt hatte. Dieser Nachmittag bestätigte uns alle im Slow Food Gedanken, das Einzigartige unserer Heimat vor der Vermassung zu bewahren. (rh.t)

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