Käseseminar 03 10

Brigitte kühlt den Käse...

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Was diese ominöse Brigitte mit der Kühlung von Ulrike Langers Käse zu tun hat, erzähle ich Ihnen später. Vorab berichte ich von einer Katastrophenmeldung:

Als sich 21 Interessierte am 13.3.2010 zu unserem „Käseseminar Slow-Food-Spezial“ trafen, mussten wir gleich zu Beginn einen gehörigen Schock verkraften. Wenige Stunden zuvor hatte die EU mit sofortiger Wirkung die Herstellung, den Vertrieb und Verzehr von Rohmilchkäse verboten und unter Strafe gestellt.

Einer aktuellen Pressemitteilung konnten wir entnehmen, dass unser derzeitiger Witzekanzler die Entscheidung „ausnahmslos begrüße“, da ihm diese langsamen Genussmenschen schon immer ein Dorn im Auge waren. Zitat: „alten und schimmligen Käse zu konsumieren sei doch dekadent“. Statt in irgendwelchen individualistischen, kleinen Läden nach 4 Harzern zu verlangen oder zu Hause auf einen Vacherin in der Röhre zu glotzen, sollten sie "lieber in Käsefabriken Eiweißpulver räumen". Das fördere nicht nur unsere Leistungsgesellschaft, sondern trage außerdem dazu bei, die Kurse der von ihm gehaltenen Chemie-Aktien stabil zu halten.

Auf Grund dieser unerwarteten Entwicklungen mussten wir somit kurzfristig ein Analog-Seminar abhalten und uns mit der sensorischen Vielfalt von Pfanzenfetten und Aromastoffen, so wie den architektonischen Verwendungsmöglichkeiten von Scheiblettenkäse befassen...

Doch dieses Szenario ist glücklicherweise Fiktion!

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Satt Analog gab es tatsächlich wunderbar geschmackvolle AOC / AOP und DOP Käse. Alle ausnahmslos aus Rohmilch hergestellt und für langsame Genießer genau das Richtige. Ulrike Langer erklärte uns umfassend jeden einzelnen Käse und erläuterte die o.g. geschützten Herkunftsbezeichnungen, die den Ursprung traditioneller französischer und italienischer Lebensmittel garantieren. Wir hörten einiges zur Käseherstellung und über die Geschichte einzelner Sorten.

Es würde zu weit führen, dies alles aufzuschreiben. Am besten Sie kaufen bei Feinkost Langer im sehenswerten Laden ein und probieren selbst oder fragen nach.

- oder Sie kaufen sich das von Japanerinnen(!) geschriebene, empfehlenswerte Buch: „Kompakt & Visuell - Französischer Käse“ (Näheres dazu im Anhang). Ich gehe natürlich davon aus, dass Sie auch Ihre Bücher in kleinen individuellen Läden und nicht über das Internet kaufen...

Begleitet wurden die zwölf tollen Käse von von einem „Sommertraum“ (Apfelweincocktail von Jörg Geiger), Pinot Bianco aus Südtirol, Tauberschwarz (der zu meinem Erstaunen oft unerwartet gut passte) und Traminer Spätlese (ebenfalls aus dem Taubertal). Sehr gute Brot- und zwei fantastische Buttersorten (davon eine aus Ziegenmilch) rundeten das Ganze ab (...und unsere unsere eigenen Rundungen nahmen gleichzeitig zu).

Ulrike Langers Freundin Heike, kredenzte uns zwischendurch noch eine von ihr frisch gekochte Gemüsebrühe (garantiert nicht aus dem Päckchen) – danach ging plötzlich wieder viel mehr Käse in mich rein - und zum Abschluss der Verkostung gab's noch einen ebenfalls von ihr gebackenen Traum eines Apfel-Schoko-Kuchens der Marke Hmmm...

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Wer denkt, das war dann schon alles, der sollte sich täuschen. Wir machten anschließend einen gemeinsamen kleinen Verdauungsspaziergang in den sehenswerten Reifekeller und betrachteten die vielen Köstlichkeiten in den Regalen. Natürlich gab es auch hier nochmals zwei Käse zu kosten und dankbar nahmen alle die Einladung an, unsere im Laufe des Abends entstandenen Käselaibe innerlich mit einem naturtrüben Williams Christ Brand oder einer Grappa di Moscato "abzuwaschen". Eine fröhliche und ausgelassene Stimmung machte sich breit...nur vom Milbenkäse (s. nächstes Bild) wollte trotzdem keiner probieren.

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So und nun komme ich noch zu Brigitte: In der gleichnamigen Zeitschrift gab es einen sehr schönen Artikel über Ulrike Langer und kurz danach wurde sie von Käsepaket-Bestellungen überrollt. Dieser unerwartete Umsatz ermöglichte es ihr, sich den schon lange gehegten Wunsch nach einem Klimaaggregat zu erfüllen, um den im Hochsommer manchmal etwas zu warmen Sandsteinkeller auf einem konstanten Temperaturniveau zu halten und die Käsereifung damit zu optimieren. Daher kühlt nun – indirekt – Brigitte den Käse von Ulrike!

Irgendwann endet auch der schönste Abend und mit zufriedenen Gesichtern und käsegeschwängert zogen wir nach Hause; aber nicht ohne, dass noch jeder ein schön verpacktes Käsepräsent „Trois-fois“ in die Hand gedrückt bekam. Damit lässt sich der Abend zu Hause nochmals gut „nacharbeiten“.

Was bleibt zum Schluss:

Ein herzliches Dankeschön an Ulrike Langer für das geschmackvolle Seminar, ein ebensolcher Dank an die fleißigen HelferInnen Heike, Steffi und Florian (der u.a. auch den informativen Flyer gestaltete).

Und jetzt noch ein paar Links:

Das Programm der Veranstaltung und die Käseliste zum Nachlesen gibt es hier...

...und zwar von vorne...

...bis hinten (Käseliste)!

Weitere Bilder finden sich im Webalbum.

peter schubert / Bilder © Bernd Steigerwald

Buchtipps:

Das Buch: „Kompakt & Visuell - Französischer Käse“ und viele andere Bücher zum Thema, finden Sie auf der von unserer Buchschnecke Torsten Härtelt zusammengestellten Literaturliste hier.


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...allen hat's gefallen und alle waren voll zufrieden!

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