Menü mit Monet (11/06)

Menü mit Monet

Menü mit Monet – Kunst und Kulinarik
 
Das Convivium Nürnberg (Metropolregion) hat erstmals in seiner Veranstaltungsreihe den Versuch gewagt, Kulinarik mit Kunst zu verbinden.
 
Am 15. November 2006 trafen sich 30 kunstinteressierte Teilnehmer zu unserer Veranstaltung „Menü mit Monet“. Erfreulicherweise bereicherten auch viele Teilnehmer des privaten „Bürgerlichen Kulturkreises Nürnberg“ und viele Nicht-Mitglieder den schon frühzeitig ausgebuchten Abend – und sie sollten ihr Kommen nicht bereuen. Einige Teilnehmer konnten noch die Monet – Ausstellung in der Staatsgalerie in Stuttgart besuchen, die am 24. September 06 ihre Pforten schloß.
 
 
Bei der Begrüßung unserer Gäste, die alle persönlich vorgestellt wurden (u. a. auch zwei Fotoreporterinnen des Magazin „Highlights" und Frau Kerstin Möller von den Nürnberger Nachrichten) bedauerte unserer Convivienleiter Herr Tremel, dass er kein Orginalgemälde von Monet als Leihgabe aus den Museen der Welt erhalten hat.
 
Die wunderbaren Räume von Gabriele Hussenethers „Mobiler Koch Kunst“ boten das passende Ambiente für eine kunsthistorisch-kulinarische Führung durch das Leben und Werk von Claude Monet. Kunsthistorikerin Katja Boampong-Brummer aus Erlangen brachte uns mit einem Vortrag voller Verve und Esprit, den Impressionismus im Allgemeinen und Monet im Speziellen näher. Umrahmt und begleitet wurden die einzelnen Etappen von einem vorzüglichen Menü aus Frau Hussenethers Küche.
 
Nach einem den Gaumen schmeichelnden Aperitif „Clairette de Die“ und einer Kalbsterrine auf Salat (sehr gutes Dressing!) zum Amuse-Bouche, waren wir gut eingestimmt auf den nun folgenden Rundgang.
 
Zum Auftakt unserer Reise sorgte Frau Boampong-Brummer für Erheiterung, als sie in amüsanter Weise auf ihren ungewöhnlichen Nachnamen einging und Parallelen zu Berühmtheiten mit den gleichen Initialen: „B.B.“ zog.
 
Danach folgte eine spannende und informative Einführung zum frühen Monet und der Entwicklung des Impressionismus. So hörten wir, dass der in der Normandie geborene Monet sich schon in der Schule als Hobbymaler betätigte und Karikaturen seiner Lehrer anfertigte. Anfangs war, wie bei vielen Künstlern, der Weg zu Ruhm und Anerkennung sehr steinig. Monet zog nach Paris und versuchte dort in die Kreise der arrivierten Maler zu gelangen.
Die damals aktuelle „Salonmalerei“ zeichnete sich durch meist großformatige und eher „starre“ Bilder aus. Avantgardisten hatten es schwer, im „Salon“ aufgenommen zu werden und erst eine Ausstellung im eigentlich als „Abschreckung“ gedachten „Salon des Refusés“ (später „Salon des Indépendants“) führte zum Durchbruch.
 
Monet machte in seiner Pariser Zeit erste Bekanntschaft mit Landschafts- und Freiluftmalerei, welche als Vorläufer des Impressionismus zu sehen ist. Interessant war auch zu hören, dass erst die Entwicklung von Industriefarben in Tuben, diese Form der Malerei überhaupt ermöglichte, da damit erstmals Farben unkompliziert in die Natur mitgenommen werden konnten.
 
Die damals noch erdige Farbpalette der frühen Landschaftsmaler wandelte sich in der Kernzeit des Impressionismus (1874-1886) zu einer farbintensiven, ausdrucksstarken Malweise. Die Farbe sollte nunmehr „im Auge“ und nicht mehr auf der Palette gemischt werden. Neue Sichtweisen und Techniken veränderten den Ausdruck der Bilder. Nicht mehr die reine Befindlichkeit des Menschen stand im Mittelpunkt, sondern seine Einbettung in die Natur.
Interessante Lichtbilder ergänzten die Ausführungen unserer „Reiseleiterin“ und verdeutlichten die Entwicklung Monets.
 
Die erste Reisetappe wurde dann abgeschlossen mit einer köstlichen „Bouillabaisse“, die auch den Gourmet Monet in Entzücken versetzt hätte. Begleitet von einem tollen Pouilly-Fumé, „Vallons“ 2005 sorgte auch dieser kulinarische Teil für einen Hochgenuss.
 
In der zweiten Etappe hörten wir, wie der Impressionismus sich etablierte und insbesondere Monet weitere Wandlungen vollzog und die Stilrichtung perfektionierte. Interessanterweise finden sich besonders in den USA sehr viele Bilder von Impressionisten, da diese in Deutschland als „Kunst des Feindes“ galt und deshalb wenig bis keine Anerkennung fand.
 
Moderne Technik (beispielsweise Eisenbahnbrücken) wurde als Motiv entdeckt und man ging ab von der „Lokalfarbe“. Farbe wurde nun als beschreibendes Element gesehen; es war nicht mehr unbedingt entscheidend, was dargestellt wurde, sondern wie es sich darstellte. Die Faszination des Augenblicks wurde zum Credo.
 
Bilderserien von Bahnhöfen, Pappeln, Kathedralen und - Heuhaufen (jeweils in unterschiedlichem Licht und zu verschiedenen Jahreszeiten) entstanden.
Manche Bilder waren teilweise schon hart am Rande der Abstraktion und angeblich wurde Kandinsky durch ein „Heuhaufenbild“ Monets inspiriert, überhaupt mit der Malerei zu beginnen.
 
Kulinarisch endet diese Etappe mit einem exzellenten „Boeuf à la mode“ mit Kartoffelpürée. Die hervorragende Fleischqualität und der gut korrespondierende 2005 Bougueil „Jour de Soif“ der Domaine du Bel-Air (ein trotz seiner Jugendlichkeit schon erstaunlich „trinkiger“ Cabernet Franc) ergänzen die vorherigen Ausführungen adäquat.
 
Im dritten Teil der Reise erzählt uns Frau Boampong-Brummer in gewohnt eloquenter und kompetenter Weise vom mittlerweile arrivierten und etablierten Monet im Alter.
Dieser lebt inzwischen auf dem Lande in Giverny. Sein berühmter und sehenswerter Garten sind Refugium und Inspiration zugleich. Die berühmten Seerosenbilder entstehen. Sein Malstil wandelt sich erneut (eventuell auch bedingt durch sein sich verschlechterndes Sehvermögen). Es finden sich Parallelen zur asiatischen Kunst (Monet selbst sammelte zahlreiche japanische Farbholzschnitte), viele Bilder haben meditative Wirkung, später beinahe expressive Qualitäten.
Monet wird zum Wegbereiter für nachfolgende Stilrichtungen.
 
Interessant dazu wieder die begleitenden Lichtbilder. Fotografien des Gartens werden Bildern von Monet gegenübergestellt. Das letzte Bild ist dann ganz im Sinne von Slow Food: Ein Picknick aus dem Jahre 1889.
 
Unter großem Beifall beendet Frau „B.-B“. ihre spannenden, kurzweiligen und unglaublich vielfältigen Ausführungen. Jedes ihrer wohlgesetzten Worte war wie ein intensiver impressionistischer Pinselstrich und formte in der Gesamtheit ein ausdrucksstarkes Bild zum Thema Monet.
 
Keine Frage, dass Frau Hussenether von der Mobilen Kochkunst auf kulinarischer Ebene in nichts nachstand und auch den letzten Abschnitt perfekt abrundete. Während die Worte unserer Referentin ausklangen, wurde in der Küche der Bunsenbrenner angeworfen und kurz darauf kam eine sündhaft gute Crème brûlée auf die schön gedeckte Tafel. Begleitet wurde das Dessert von einem Jurancon 2003 Larredya. Ein Wein, der in seiner vielschichtigen Art und „impressionistischen“ Ausdrucksweise sowohl Dessert als auch Vortrag perfekt abrundete.
 
Erstaunlich, dass dann viele von uns auch noch Platz für ein Stückchen des zum Café gereichten Pistazienkuchens fanden.

Die perfekte Auswahl der französischen Weine erfolgte durch Herrn Kössler von der K & U Weinhalle in Nürnberg
 
Zu später Stunde gingen wir sowohl geistig als auch physisch angenehm gesättigt nach Hause und blickten auf einen wundervollen Abend zurück. Unser Dank gilt Frau Boampong-Brummer und Frau Hussenether, welche Slow Food Nürnberg dieses Veranstaltungs-Highlight des Jahres 2006 ermöglichten. Eine Wiederholung mit anderer Thematik scheint im neuen Jahr nicht ausgeschlossen
peter schubert

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