Tafelrunde 12/10

Tafelrunde mit dem Verband der Oecotrophologen e.V. in Nürnberg

Tafelrunde am 7.12.2010

„Iss dies – und du bleibst gesund

Iss dies nicht – sonst wirst du krank“

Ob dem wirklich so ist, wurde bei der Tafelrunde am 7.12.2010 erörtert.

Frau Brigitte Neumann und Frau Heike Hoffmann, beide Oecotrophologinnen, erklärten den anwesenden Slow Food-Mitgliedern zuerst einmal den Sinn und Zweck der Oecotrophologie. Diese Wissenschaft untersucht den Einfluss von Nahrungsmitteln auf den Körper und auch die Wechselwirkungen der Nahrungsmittel untereinander.

Frau Brigitte Neumann stellte zu Beginn der Veranstaltung den VDÖ (Verband der Oecothrophologen) vor und erklärte die Arbeitsweise des Verbandes. Danach hielt Frau Heike Hoffmann einen spannenden Vortrag über Ernährung und Gesundheit.

Die Frage, ob es das sogenannte „gesunde“ bzw. „krankmachende“ Essen gibt, kann man nicht einfach mit ja oder nein beantworten. Ein Übermaß ist genau so schädlich wie ein Mangel.

Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung und das sogenannte Bauchgefühl dabei. Unser Körper ist ursprünglich so programmiert, dass er weiß, was er braucht. Er sagt uns, was er verträgt und was nicht. Leider werden wir ständig beeinflusst, sei es durch Erziehung, durch die Medien und vor allem durch die Lebensmittelindustrie, so dass wir auf unser Bauchgefühl kaum mehr hören.

Auch die Zunge unterstützt uns mit den Geschmacksknospen bei der Auswahl der für uns bekömmlichen Speisen, die allerdings bei einer einseitigen Ernährung sehr schnell abstumpfen. Viele Kinder können nur noch süß, sauer und salzig schmecken.

Das alles zusammen führt dazu, dass die Lebensmittelindustrie leichtes Spiel hat. Nur so können künstlich gezüchtete Aromastoffe verkauft werden. Denn wer den echten Geschmack nicht kennt, kann keinen Unterschied feststellen.

Dazu kommt noch das Geschäft mit der Angst. Die Mutter wird verunsichert, ob sie ihrem Kind wirklich nicht doch noch die „extra Portion Milch“ bzw. die angeblich so wichtigen Vitamine in den Fruchtzwergen zusätzlich geben sollte. Wenn wir zu dick werden, dann sollen wir Bitterstoffe bestimmter Gemüsesorten zu uns nehmen, da wir damit angeblich abnehmen können. Das gesunde Vitalkornbrot müssen wir essen, um gesund zu bleiben, obwohl uns der Bauch mit Blähungen anzeigt, dass wir es eigentlich nicht vertragen. Jeder Mensch ist anders und sollte deswegen auch seine Ernährung auf sich einstellen. Was der eine verträgt, muss dem andern noch lange nicht gut tun.

Interessant in diesem Zusammenhang ist eine europäische Studie, bei der über einen Zeitraum von 12 Jahren 386 000 Menschen bezüglich ihrer Ernährungsgewohnheiten beobachtet und untersucht wurden. Das Ergebnis war ernüchternd. Es zeigte keinen Trend in eine bestimmte Richtung an.

Wichtig ist, dass wir Essen wieder als das erkennen, was es eigentlich ist. Es ist ein Grundbedürfnis des Körpers, das uns Kraft, Energie und Wohlbefinden gibt. Diese Lebensmittel sollten so biologisch wie möglich sein, also frei von Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern.
Wer dies beachtet und auf seinen Körper hört, wird sich automatisch für seine individuellen Bedürfnisse ausgewogen und damit auch gesund ernähren

Damit dürfen wir uns mit gutem Gewissen die Weihnachtsgans schmecken lassen, die umso verträglicher wird, wenn wir Bitterstoffe dazu essen. Auch diesen Aspekt sprach Frau Hoffmann an und verwies dabei auf die traditionelle Küche, in der schon immer, wahrscheinlich sogar eher unbewusst als bewusst, die Wechselwirkung von Kräutern und Gewürzen beachtet wurde.

Wir hätten Frau Hoffmann noch lange zuhören können. Vor allem entstand danach noch eine lebhafte Diskussion über die angeschnittenen Themen.

Letztendlich hörten wir auf unser „Bauchgefühl“ das Hunger signalisierte und wir ließen uns allen das Abendessen bei unserem Fördermitglied „La Vineria“ schmecken.

P. Roggentin-Haag

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