Tafelrunde August - Karpfen (08/08)

Tafelrunde August - Karpfen pur Natur (die Theorie)

Blick auf die Arche

Herr Siegfried Liepelt (Dipl.-Biologe) vom Bund Naturschutz der Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach stellte uns bei der Tafelrunde am 5.8.2008 das Projekt „Karpfen pur Natur“ in Wort und Bild vor.

Ziel des Projektes ist es - neben der Zucht von schmackhaften Karpfen - die einzigartige Teichlandschaft unserer Region zu erhalten, welche teilweise seit dem Mittelalter besteht. Zu dieser Zeit entstand eine der größten Teichlandschaften Mitteleuropas im Windschatten des Steigerwaldes. Der ursprünglich aus dem Amurgebiet kommende Spiegelkarpfen wurde von den Mönchen als Fleischersatz gezüchtet und diente auch dem einfachen Volk als begehrte Nahrungsquelle.

 Im Naturschutzgebiet zwischen Erlangen und Höchstadt betreibt der Bund Naturschutz die Bewirtschaftung einiger großer Weiher. Die Karpfen werden hier nicht zugefüttert, wie bei der konventionellen Zucht, sondern sie leben von Schnecken, Krebstieren, Insektenlarven und Pflanzen. Die Besatzdichte ist mit ca. 300 Stück pro Hektar sehr gering. Im Gegensatz dazu sind es bei der üblichen Karpfenzucht bis zu 1000 Fische, was zu Bewegungsmangel und Krankheitsanfälligkeit der Tiere führt. Außerdem kommt es bei dem dichten Besatz der Gewässer durch die Ausscheidungen der Fische zur Vermehrung einer bestimmten Blaualgenform, die das „Moseln“ der Karpfen fördert, was sich dann in einem unangenehmen Geschmack äußert.

 Bei den Teichen kommt es im Laufe der Zeit zu einer starken Verlandung, was seltenen Pflanzen und Vögeln einen einmaligen Lebensraum bietet. Von Gräsern, sogenannten Schwimmblattgesellschaften über Schilfrohr und Seerosen bis hin zu verschiedenen Amphibien, Vogelarten und Insekten bietet dieser Sumpfgürtel einen idealen Lebensraum und so manche bedrohte Art hat hier ihr letztes Rückzugsgebiet. Genannt seien davon nur der Moorfrosch, die Stablibelle oder die Kolbenente. Daher ist eine Pflege der Teiche notwendig, d.h. ab und an muss die Verlandung wieder zurückgedrängt werden, damit nicht die gesamte Wasserfläche zuwächst und somit den Tieren der für sie spezifische Lebensraum entzogen wird.

Die Karpfen selbst werden 3 Jahre lang gezüchtet, dann erfolgt die Ernte und die Fische verwandeln sich in schmackhafte und auch gesunde Gerichte. Der Karpfen ist nämlich durchaus ein magerer Speisefisch, versehen mit den bekannten Omega 3-Fettsäuren.
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Herr Liepelt lud die Teilnehmer des Vortrages herzlich ein, sich dieses Jahr am Abfischen zu beteiligen oder wenigstens zuzusehen. Hierzu bieten wir unsere Veranstaltung „Karpfen pur Natur“ (die Praxis) am 20.09.08 an. Natürlich gibt’s nach dem Abfischen eine Karpfenmahlzeit in einer guten Gaststätte, bei der man den Fisch in vielen Variationen probieren kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Wer endlich wieder einen Karpfen essen möchte, der nicht moselt oder lettelt (österr.) ist mit "Karpfen pur Natur" beim richtigen Produkt.
Für die Erzeugung oder Züchtung dieses Karpfens (eigentlich ein Biokarpfen ohne Zertifizierung) gelten folgende Kriterien noch mal kompakt in Kurzform:
- Kein Zusatz von Futtermitteln
- geringe Besatzdichte
- kein Zusatz von Kalk und Dünger
- Erhalt großflächiger Verlandungszonen
 
Ein Genuß ohne "Mosel" Reue für alle "Aischgründer Karpfenliebhaber" ob gebacken, blau oder als Pfefferkarpfen.
 
p.r-h/g.t.

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