03.08.2013 - Besuch des Kreislehrgartens in Steinfurt
Besuch des Kreislehrgartens in Steinfurt
Die Zahl der Interessenten war groß. 25 Mitglieder und Freunde unseres Conviviums hatten sich um 14:00 Uhr in der warmen Mittagssonne eingefunden, viele von ihnen hatten den Kreislehrgarten schon bei früheren Veranstaltungen mit anderen Themenschwerpunkten besucht. Begrüßt wurden wir von Gärtnerin Angelika Laumann, die uns in den folgenden zwei Stunden ausgiebig mit Informationen über Kräuter und deren Verwendung versorgte.
Es begann mit einem kurzen Rückblick auf die Geschichte. Der Garten wird im nächsten Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern können, da er 1914 als "Kreis-Obst- und Gemüsegarten" gegründet wurde. Damit ist der damalige Schwerpunkt genannt, heute wird eher die Rolle des Gartens als Erholungsraum gesehen. Dennoch wird weiterhin an allen gartentypischen Pflanzen gearbeitet. Obst spielt weiter eine große Rolle, auch wenn zur Fruchtzeit der Zugang reguliert werden muss. Als ein Beispiel wurde die noch recht junge Apfelsorte "Santana" genannt, die eigentlich wegen ihrer Resistenz gegen Apfelschorf gezüchtet wurde, von der man aber einige Jahre später zufällig fand, dass sie praktisch allergenfrei ist.
Die Kräuter, unser Thema der Führung, teilte Angelika Laumann grob ein in die eher mitteleuropäischen mit bescheidenen Ansprüchen an das Klima und die typisch mediterranen Kräuter, von denen viele aber auch mit münsterländischem Wetter zurechtkommen, solange sie sonnig stehen und eventuell im Winter geschützt untergestellt werden. Diese Einteilung ist für die Platzierung und Pflege gut brauchbar, wenn sie auch botanischer Systematik nicht immer entspricht. Im Einzelnen behandelt wurden:
- Die Petersilie als zweijährige Pflanze. Es gibt krause Petersilie (dekorativ und etwas würzig) und glatte Petersilie (intensiv würzig, dafür weniger dekorativ).
- Verschiedene Zwiebelgewächse, darunter Schnittlauch, Knoblauch-Schnittlauch, Bärlauch (zur Zeit natürlich nicht sichtbar, die Pflanzen ziehen sich etwa im Juni in den Boden zurück)
- Waldmeister (sein Aroma wird erst deutlich, wenn die Pflanzenteile welken. Der Wirkstoff Cumarin findet sich auch in Heu und am stärksten in der Tonkabohne, von der er seinen Namen hat. )
- Teufelsohren, kein Kraut, eher ein dekorativer Salat, der aus Frankreich stammt.
- Teucrium (T. chamaedrys, echter Gamander, früher ein Heilkraut gegen Fieber und zur Gewichtsreduktion. Empfohlen wurde er jedoch als alternative Heckenpflanze, wenn Buchsbaum durch Pilzkrankheiten ausfällt.
In der Führung nicht angesprochen: Wegen schädlicher Einflüsse auf die Leber wird die Verwendung als Heilkraut heute nicht mehr empfohlen. (Anm. von W. Hack)
- Anis-Tagetes (Tagetes lucida, "Studentenblume". Duftkomponenten von Anis und etwas Estragon)
Bei den eher mediterranen Kräutern gilt verbreitet, dass sie im Winter keine stauende Nässe mögen. Sie stehen darum gut in einem Hochbeet. Gezeigt und kurz angesprochen wurden
- Lavendel
- Salbei
- Thymian
- die Gattung "Dost". dazu gehören Oregano (Origanum vulgare), Majoran (O. majorana) und insgesamt etwa 40 Arten.
- Melissen
- Estragon
- Liebstöckel (Würzt sehr intensiv und erinnert an Maggi, in dem er aber nicht enthalten ist. Ein Blatt genügt für einen großen Suppentopf. Kleiner Haken: Die Pflanze enthält Furocumarine, dadurch wird die Haut nach einer Berührung photosensibilisiert, sie verbrennt im Sonnenlicht extrem schnell. Diese Stoffe sind jedoch nicht wasserlöslich, darum wird die photosensibilisierende Wirkung auf wässrige Lösungen wie Suppen nicht übertragen.
- Minzen
- Pimpinelle, oft als Wildkraut anzutreffen, eines der sieben Kräuter der "Frankfurter grünen Sauce"
- Duftgeranien
- Basilikum
- Bulbine frutescens, eine Staude mit attraktiven gelb-orangen Blüten. Die Blätter enthalten einen antibakteriell wirksamen Saft.
- Zitronenverbene, sehr gut geeignet zum Würzen von Süßspeisen und Erfrischungsgetränken
Zwei wichtige Tipps wurden unterwegs gegeben:
- Töpfe für Kräuter sollten hell sein, damit sie im Sonnenlicht nicht zu heiß werden.
- Kräuter zum Verzehr werden immer mit Schere oder sehr scharfem Messer geschnitten. Zur Verarbeitung werden Kräuter nie gehackt. (Köche-Scherz: Es heißt "Schnittlauch", nicht "Drücklauch")
Gegen 16:00 Uhr waren viele von der intensiven Sonne "eingeweicht" und sehr dankbar, dass nun einige Kostproben gereicht wurden. Angelika Laumann hatte einige Proben wie etwa Kräuter mit Frischkäse zu Salzkräckern und ein kleines Kräuter-Erfrischungsgetränk vorbereitet.
Anschließend trafen wir uns im "Kötterhaus" auf dem Gelände des Lehrgartens, wo Kaffee für uns bereit stand. Außerdem hatten einige Conviviums-Mitglieder ihre Kuchenspezialitäten zubereitet und mitgebracht. Allen, die dazu beigetragen haben, sei an dieser Stelle auch noch einmal gedankt.
(Wolfgang Hack)