Offener Brief von Slow Food Saarland

an die Abgeordneten des Saarlandes und alle politischen Entscheider und Einflußnehme
Der Bundeskanzler hat im Herbst 2021 versprochen, dass der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7% für die Gastronomie „nie wieder abgeschafft“ werde. Jetzt sieht es so aus, dass in knapp vier Wochen wieder 19% fällig werden.
Wir von Slow Food Saarland befürchten, dass damit noch viel mehr „abgeschafft“ wird. Wir setzen uns dafür ein, gute, saubere und faire Lebensmittel in unserer Region zu verwenden. Die Gastronomen, mit denen wir zusammen Hülsenfrüchtewochen, Glanrindwochen, Fischtime und noch mehr veranstalten, sorgen für eine angenehme Atmosphäre, in der wir Gäste gute Gerichte genießen, und zusammen sein können.
Während Corona und Ukraine-Krieg sind die Kosten für Energie und Lebensmittel auch für die Gastronomie gewaltig gestiegen. Ebenso sind die Löhne gestiegen. Das sollte abgefedert werden mit der reduzierten Mehrwertsteuer. Viele Wirte haben ihre Rücklagen aufgebraucht, als sie über Monate schließen mussten. Tausende Mitarbeiter haben die Branche verlassen und sind nicht wieder zurückgekommen. Reduzierte Öffnungszeiten, die wir alle erleben, heißen für den Gastwirt auch weniger Umsatz und Ertrag. Und für uns Gäste ist es weniger Gelegenheit, um gemeinsam zu speisen, Zeit zu verbringen und miteinander zu sprechen.
Wenn am 01.01.24 die Mehrwertsteuer also um 12 Prozentpunkte steigt, werden die Gastronomen ihre Preise wohl entsprechend anheben müssen, um nicht in eine existenzbedrohende Situation zu kommen. Was sollten sie sonst tun? Selbstausbeutung betreiben oder auf dem Rücken der letzten Mitarbeiter einsparen? Wie viele werden letztlich ihr Geschäft schließen müssen?
Immer mehr Menschen werden sich den Besuch in Restaurants und Lokalen nicht mehr leisten können. Wir wollen nicht, dass nur noch Systemgastronomen übrig bleiben, die ihre Einsparung durch schlechte Waren und industriell hergestellte Fertig- und Vorprodukte möglich machen. Denn billiges Essen macht die Menschen krank. Diese Kosten, die im Gesundheitssystem aufschlagen, zahlen zuletzt wir alle erneut.
Zukunftsträchtige Industrien sollen mit Milliarden Euro unterstützt werden, der Staat muss auch sparen. Aber sind die Arbeitsplätze in der Gastronomie nicht auch wichtig? Wie wichtig sind uns Kneipen und Restaurant, die für möglichst viele Menschen bezahlbar sind? Wir denken, dass auf die Mehrwertsteuererhöhung verzichtet werden sollte, denn es ist eine Entscheidung gegen die Gastronomie! Wir möchten auch weiter in die echten, einzigartigen, oft familiengeführten Lokale gehen, denn sie sind ein Stück Kultur!
Wir fordern Sie und Euch auf, sich gegen die Entscheidung zu stellen, dass die Mehrwertsteuer zum 1.1.24 auf 19% erhöht wird. Setzt Eure Möglichkeiten ein!
Für den Vorstand des Conviviums Slow Food Saarland

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