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30.08.06: Industriewein versus authentischer Wein

Das Handelsabkommen der EG mit den USA Ende letzten Jahres hat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Die Öffentlichkeit ist sensibilisiert worden, allerdings oft nur oberflächlich informiert. Denn auch in Europa sind viele Weinbereitungsmethoden legal, die weit von dem entfernt sind, wie die Großeltern der heutigen Winzer Wein bereiteten.

Natürlich bedarf die Traube des Menschen um zu Wein zu werden. Traubensaft gärt von allein, aber mit kleinen Eingriffen gelingen bessere Weine. Spätestens beim Abfüllen des fertig vergorenen Mostes auf die Flasche bedarf es einiger Eingriffe, wie des sorgfältigen Abstichs (oder Filtrierens) und der Schwefelung, um den Wein vor allzu schneller Alterung zu bewahren. Menschliches Einwirken ist also notwendig. Die Frage ist nur, wie weit diese Eingriffe gehen dürfen.

Beim Industrie-Wein gibt es radikale Eingriffe, vor allem muss der Grundwein von Fehlern befreit werden, bestimmte Eigenschaften, die der Wein von Natur aus nicht oder nur kaum hatte, werden hineingebaut oder besonders stark herausgearbeitet. Darunter fallen die Weine der Discounter, meist aus unreifen Trauben und mehr oder weniger fehlerhaften Grundweinen bereitet - und zwar so, dass sie trinkbar werden. Die Qualitäten sind für Weinfreunde überhaupt nicht befriedigend. Das gilt auch für Weine, die auf vermeintlichen Kundengeschmack getrimmt werden. Solche Weine können mitunter auch hochpreisig sein.

Bei authentischen Weinen ist die Weinbereitung sehr vorsichtig, es herrscht sanfte Oenologie. Hier ist die Qualität der Traube das wichtigste, ihre Qualität soll in der Weinbereitung bewahrt werden. Also sind solche Weine von typischen Rebsorten der Region, ihrer Lage und ihren jeweiligen Jahrgangsbedingungen geprägt und eben nicht von der Kellertechnik.

Maßnahmen biologischen Anbaus sind nicht nur gut für die Natur, sie fördern Qualität.

Das Feld der Weinbereitungsmaßnahmen und –Mittel ist sehr breit. Die Mehrzahl aller Weine ist heute bereits deutlich behandelt. Es müssen dringend Grenzen gesetzt werden. Es muss vor allem für den Verbraucher beim Kauf deutlich werden, welchem Grundtyp der jeweilige Wein zuzuordnen ist. Der Journalist und Herausgeber der Weinzeitschrift „Merum“, Andreas März, hat dazu einen Vorschlag unterbreitet: Weine mit sanfter Oenologie sollen ein „Charta“-Label tragen. Nur Weingüter, die eine „Charta der reinen Weine“ unterzeichnet haben, sollen das Label benutzen dürfen.

Weinhändler Meimberg unterstützt den Vorschlag und machte in seinem Vortrag mit kleiner Weinprobe die Notwendigkeit des Handelns deutlich. Der Text der Merum-Charta kann bei Julius Meimberg angefordert werden.

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