Was tun angesichts der Gastrokrise?

Ein Kommentar zur Pandemie-Problematik. Von Regionsbetreuer Andreas Schneider (Bamberger Land)

Unsere Prognose aus dem Frühjahr war zutreffend: Die Lage im Gastgewerbe wird dramatisch! Nach der kurzen Phase der Öffnung, der Freischankflächen und der Innengastronomie sind Gasträume nach wie vor Orte der Begegnung und der Kontaktpflege und gelten wie Clubs, Tanz- und Großveranstaltungen als heikel, da sich das an sich gut auf Distanz zu haltende Corona-Virus bei längerem Aufenthalt in Innenräumen über gemeinsam geteilte Atemluft von Spreading-Infizierten – die oft nicht mal bemerken, dass sie erkrankt sind - verbreitet.

Im Winter 2020 sind wir daher inmitten der Pandemie und ihrer Bekämpfung angekommen. Die ersten radikalen Maßnahmen aus dem Lockdown Anfang des Jahres haben zwar gegriffen. Aber wir sehen: Der trotz aller Vorsicht vielfach ansteckende und immer noch weitgehend unbekannte Sars-Virus kann jederzeit durch Leichtsinn und sorglose Unachtsamkeit explosionsartig zurückschlagen. Es ist die vom Virologen Christian Drosten von der Berliner Charitè skizzierte Phase vom „Tanz mit dem Tiger“, der über uns her fällt, sobald man zu viele Leinen löst. 

Ob sich an dem Modus, dass Braugasthöfe, Weinschenken, Speiselokale, Dorfwirtschaften oder Bars, Cafés und Kneipen periodisch schließen müssen ist angesichts der Lage der Dinge zu bezweifeln. Und die Rückkehr zur Normalität dort, so wie wir sie vor Corona kannten, dauert mindestens bis zum Saisonstart für die Außengastronomie 2021, bis dann hoffentlich ein Impfstoff oder ein anderes „Wundermittel“ (das dieser gefährlichen Gefäß-Erkrankung zumindest ihren Schrecken nimmt) verfügbar ist.

Allen muss daher klar sein: Dieser Bereich unserer Lebenskultur und dieser Lebensmittelpunkt, als unverwechselbarer Tradent und Träger unserer Kultur und von lokaler Identität, wird nur überleben, wenn möglichst die zu gesagte Unterstützung und Förderung nun auch ankommt. Sonst stehen etliche Traditionslokale und Genuss-Botschafter unserer Region vor dem Aus. Und es braucht zusätzlich Kreativität und Intelligenz. Denn es hängt da ja das Herz, manchmal die Familien- Dorf- oder Stadtgeschichte, mit dran.

Da die Gastronomie ein ureigener Kern des Slow-Food-Engagements ist, sollen alle Betroffenen auch wissen: Slow Food ist solidarisch! Wir wissen um die Problematik und wir suchen stets nach Wegen diese Krise zusammen zu überstehen! Melden Sie sich daher als Betroffener gerne mit Ideen, Kontakten und Anregungen für Hilfsmöglichkeiten bei uns!

Rückmeldungen dazu sammeln wir unter: bambergslow@web.de           

Ein letzter Gedanke noch: Und es geht bei dem Thema nicht nur um die Gastronomie. Es geht dabei um das gesamte Netzwerk der Erzeuger, das hier mit dranhängt. Die damit immens an Absatzmöglichkeiten verlieren, wenn es hier zu einer Pleitewelle kommt. Das schlägt dann auch auf lokale Vermarkter durch, die zuliefern. Auf Fleisch- und Käse-Erzeuger, auf Winzer, Brauer und Bäcker. Schon jetzt spüren das viele Betriebe empfindlich.    

Vielleicht führt das in Franken sogar insgesamt zu einem Strukturwandel? Denn der reicht ja schon weiter zurück. Schon heute gibt es viele Dörfer, die kein Gasthaus mehr haben. Wie in vielen Lebensbereichen beschleunigt „Corona“ vielleicht auch hier eine Entwicklung? Es gibt viele Regionen, die Eifel zum Beispiel, in denen diese Tradition bereits den Bach runter ist.

Die Gastronomie und damit auch Slow Food, stehen noch immer vor einer beispiellosen Herausforderung!

 Andreas Schneider

 

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