15.08.2015 - Besuch der Heidelbeerplantage Wassermann

Besuch der Heidelbeerplantage Wassermann in Telgte

Am Sonntag, dem 15. August 2015 besuchte unser Convivium die Heidelbeerplantage Wassermann in Telgte. Sie liegt fernab jeder Industrie und jeder größeren Siedlung in der Bauernschaft Vosshaar an der Kreisstraße 46 zwischen Westbevern-Vadrup (Stadt Telgte) und Ostbevern-Brock. In der Saison (Ende Juni bis Mitte September ) kann man hier selbst täglich Heidelbeeren pflücken oder bereits Gepflückte kaufen. Im Hofcafé gibt es Kuchen und andere Speisen mit Heidelbeeren, der Hofladen bietet u. a. Getränke und Zubereitungen aus Heidelbeeren zum Mitnehmen. Auch Pflanzen für den eigenen Anbau kann man erwerben und dazu die notwendige Pflegeanleitung. Außerhalb dieser Saison ist der Hofladen noch an jedem Samstag geöffnet.

Friedrich Wassermann, der Seniorchef, ist mit Anfang 80 noch weit vom Ruhestandsgefühl entfernt. Er informierte die Gruppe über den Betrieb, die Bedingungen unter denen Heidelbeeren gedeihen, die Arbeit und die Geschichte des Hauses. Deutlich wurde dabei, wie beseelt man von seiner selbst aufgebauten Aufgabe sein kann. Wir genossen derweil das Begrüßungsgetränk aus Heidelbeersaft und Apfelschorle, später dann je nach Geschmack z.B. Kuchen oder Waffeln. Der erste Betrieb des Gärtnermeisters wurde 1980 in der Nähe von Neustadt am Rübenberg an der Bundesstraße 6 aufgebaut. 2010 sollte eigentlich der Betrieb aus Altersgründen eingestellt werden. Friedrich Wassermann war 77, als man den Hof bei Telgte als Ruhesitz kaufte. Doch Alter hin oder her, bald gab es hier wieder eine neue Plantage. Die erfolgreiche Arbeit führte auch zu einer Vernetzung mit anderen Erzeugern, die gleiche hohe Standards verfolgen, so dass heute die eigene Plantage nur für die Selbstpflücker besteht und Heidelbeeren für Konfitüre und anderes zugekauft werden.

Wer vor vielen Jahren einmal enttäuscht festgestellt hat, dass Heidelbeeren aus Kulturen bequem zu bekommen, recht groß, aber leider sehr geschmacksarm waren, muss mittlerweile umdenken. Die Kulturheidelbeeren sind durch Zucht weiterentwickelt worden. Zuchtziel war der gute Geschmack, nahe bei dem von wilden Heidelbeeren bei gleichzeitig gesteigerter Haltbarkeit und hohem Ertrag. Für Konfitüre dagegen spielt die mechanische Stabilität keine große Rolle, solange die Beeren den Kochtopf gesund erreichen. Bei einer Führung konnten wir die kräftigen, mehr als einen Meter hohen Sträucher mit reichem Behang sehen und Früchte probieren. Zum Vergleich: Wilde Heidelbeeren wachsen an etwa 30 -50 cm hohen Pflanzen, die in der Natur meist dicht an dicht stehen, weil sie sich durch Ausläufer vermehren. Wer selbst in seinem Garten den Anbau wagen will, braucht an den dafür vorgesehenen Stellen salzarmen, kalkarmen und recht sauren Boden (pH unter 4) und stets genug Feuchtigkeit. Gedüngt wird mit Kalium- und Magnesiumhaltigen organischen Düngern. (Gülle ist ungeeignet!) Aus eigener Erfahrung kann gesagt werden, dass der Anbau leicht gelingt. Auch einige Teilnehmer kauften hier Pflanzen und einiges aus der großen Auswahl von Heidelbeerprodukten. An Information und Genuss reicher traten wir später, am Sonntagnachmittag den Heimweg an.

Noch eine Anmerkung zu den Begriffen:
Sind das auch "richtige Blaubeeren"? Es kommt ein wenig darauf an, wo man wohnt. Wilde Heidelbeeren (Waldheidelbeeren) heißen in vielen Gegenden "Blaubeeren", auch der Name "Bickbeere" ist gebräuchlich. Die Pflanze ist mit dem Heidekraut (Erika) verwandt und heißt botanisch Vaccinium myrtillum. Die kultivierten Heidelbeeren sind nicht daraus durch Züchtung hervorgegangen, sondern aus amerikanischen Waldheidelbeeren, u. a. Vaccinium corymbosum L.. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Kulturheidelbeeren oft, heute aber nicht mehr in allen Fällen, innen nicht blau durchgefärbt sind wie die wilden Verwandten. Man kann dann also von einem geringeren Gehalt an Anthocyanen ausgehen.

(Wolfgang Hack)

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