22.09.2013 - Besuch auf der Streuobstwiese

Besuch auf der Streuobstwiese

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Am Sonntag, 22. September trafen sich mehr als 20 Mitglieder des Konviviums auf einer Streuobstwiese im Norden Münsters, die der NABU Münster, Projekt Streuobstwiesen, betreut und bewirtschaftet.

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Karin Rietmann vom NABU führte uns zunächst über die Apfelwiese und stellte einige der wichtigsten Sorten vor. Nicht alle sind zu dieser Zeit schon regulär gereift, es gibt aber "notreife" Früchte, die durch Insekten oder durch Kontakt mit Ästen beschädigt wurden und dann vorzeitig fallen. Solche Äpfel und auch regulär gereifte, gepflückte Früchte konnten wir probieren, mehrere Helfer und auch einige von uns schnitten und verteilten mundgerechte Stücke. Die vorgestellten Sorten reichten von den wohl jedem bekannten Sorten wie Dülmener Rose (ca. 1870 in Hiddingsel bei Dülmen aus einem Gravensteiner Sämling entstanden; der Züchter nannte den Apfel nach seiner Frau)) oder Jacob Lebel (nach Jaques Lebel aus Amiens, 1825) bis zu Sorten reichte, deren Namen auch die Fortgeschrittenen unter uns nicht jeden Tag hören, z. B. der "Extertaler Katzenkopf", ein sehr großer Apfel, der spät reift und vor allem für die Saftgewinnung geeignet sein soll.

Die Streuobstwiese ist alles andere als eine intensive Wirtschaftsform: Man nimmt in Kauf, dass Obst fällt und, vom Menschen ungenutzt, Tieren, anderen Pflanzen und Pilzen Nährstoffe liefert. Pflanzenschutzmaßnahmen "aus der Dose" gibt es hier nicht, entsprechend ist Befall der Früchte z. B. mit Insekten normal und man muss sich nach Bedarf herausschneiden, was nicht gefällt.

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. Einige Krankheiten wie die "Stippigkeit" oder Apfelschorf sind je nach Sorte verbreitet und stellen eher einen Schönheitsmakel dar, der Genuss- und Gesundheitswert wird nicht beeinträchtigt. Nicht genießbar, sogar gesundheitsgefährdend ist dagegen Schimmelbefall, allerdings ist der optische Eindruck dabei abschreckend genug. Beim nicht ökologisch orientierten Anbau von Obst gibt es dagegen ein bis zwei Dutzend Spritzvorgänge während der Reifezeit eines Apfels: Das ist ein Preis für optisch fehlerfreies Obst: Die Auswirkungen der Spritzmittel auf den Geschmack und den gesundheitlichen Wert.

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Nach dem ausführlichen Rundgang ging es an die Verarbeitung: Äpfel wurden zunächst grob zurechtgeschnitten, dann durch ein Schnitzelwerk gedreht. Anschließend wurden die feinen Schnitzel mit einer handbetriebenen Presse entsaftet. Der frische, unbehandelte Saft konnte dann sofort verkostet werden. Dem Schreiber dieser Zeilen schmeckte er angenehm frisch, ausgewogen in Säure und ein wenig Süße. Die Farbe wirkte überraschend dunkel.

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Nun fehlte nur noch Apfel in verarbeiteter Form. Inmitten der Obstwiese waren Tische und Bänke aufgebaut, an denen wir Apfelkuchen und Kaffee genießen konnten.

"Für Kinder geeignet" hieß es schon in der Ausschreibung dieser Veranstaltung. Eine Schar kleiner Mitglieder zeigte das deutlich: Vom ersten Viertel-Lebensjahr (kann schon vorsichtig an einer Apfelscheibe nuckeln) über einen wonnigen 2-Jährigen, der alles in Reichweite erkundete bis zu den "ganz großen" Grundschulkindern, die mit Feuereifer und vollem Krafteinsatz an der Saftpresse kurbelten.

(Wolfgang Hack)

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