Gut Wilhelmsdorf - Februar 2014

„Biomilch für Bielefeld!“

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Gut Wilhelmsdorf – Milchviehhaltung auf Senner Sand
01.02.2014

Unser erster Produzentenbesuch in 2014 führte uns in die Senne auf den Biolandhof Gut Wilhelmsdorf.

Über 30 Slow Food Mitglieder und Interessierte kamen trotz Regen zusammen, um die Entwicklung von der ehemaligen Arbeiterkolonie in der Senne zum zertifizierten Biolandbetrieb Gut Wilhelmsdorf zu hören. Gegründet 1882 wusste Pastor Friedrich von Bodelschwingh um die armen Böden in der Senne. Er brachte Obdachlose in Lohn und Brot und begann, mit Bodenbearbeitung und Haltung von Milchvieh, das Land nutzbar zu machen. Namensgeber für das heutige Gut war Kaiser Wilhelm I. Über hundert Jahre wurde der landwirtschaftliche Betrieb von den Von Bodelschwinghschen Anstalten bewirtschaftet. Kühe ernähren sich auch heute noch von den Wiesen und Weiden, die für den Menschen als Nahrungslieferanten nicht verwertbar sind, auf der anderen Seite liefern sie wertvollen humusmehrenden Dünger für den Boden und die Pflanzen.

Johannes Berger und Ulrich Schumacher erarbeiteten Mitte der 90er Jahre das Konzept für die Umstellung und Weiterentwicklung des Betriebes und bewarben sich um die Pacht. Nach dem Motto „Biomilch für Bielefeld“ wird seitdem auf dem privatisierten Betrieb Milch nach Bioland-Richtlinien erzeugt und direkt vermarktet. Tiere und Maschinen gehören der Berger/Schumacher GbR (= Gesellschaft bürgerlichen Rechts, eine Rechtsform, bei der jeder Teilhaber unbegrenzt haftet), das Land, die Milchquote sowie die Gebäude sind langfristig gepachtet.

 Strom wird mittlerweile aus der eigenen Biogasanlage genutzt.

Dr. Ulrich Schumacher, studierter Agrar-Ingenieur, kommt nicht aus der Landwirtschaft, soll heißen, er hatte keinen elterlichen Hof. Das mag der Besucher kaum glauben bei dem Herzblut für das Land und die Tiere, das hier vermittelt wird. Die Kühe kennt Ulrich Schuhmacher mit Namen. Er weiß, dass seine Kühe im Frühjahr raus auf die Wiese wollen und erzählt, wie sensibel sie auf Stress reagieren. Kühe sind Gewohnheitstiere und sind häufig scheu. In Wilhelmsdorf lassen sie sich sogar streicheln, so ausgeglichen und zutraulich sind sie. Der große offene Komfort-Stall lässt den Kühen genug Raum für Bewegung. Die Kühe sind topfit, das wird sogar gemessen mit dem Body-Condition-Scoring. Stroh gibt es hier in Hülle und Fülle. Es wird regelmäßig gewechselt. Das hat einen Grund: „Schweine machen sich ein Klo, Kühe machen überall hin“ erklärt Schumacher augenzwinkernd und stöhnt dabei kein bisschen über die Arbeit, die das zwangsläufig macht.

Der Betrieb atmet Leidenschaft und handwerkliches, sowie technisches Können. In der eigenen, kleinen Molkerei wird die im Melkstand gemolkene Milch verarbeitet. Die Milch und der selbst erzeugte Joghurt werden hier zum Beispiel für die Bielefelder Kindergärten und für den Lebensmitteleinzelhandel verpackt und für den Transport vorbereitet. Über den eigenen Lieferdienst kommt die frische Milch direkt zum Endkunden. Kürzer kann der Weg kaum sein!

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Für uns ging nach einer Verkostung der frischen Wilhelmsdorfer Milch ein informativer Samstagvormittag zu Ende, den wir mit einem Einkauf im Hofladen abrunden konnten.

Schauen auch Sie mal im Hofladen vorbei: dort finden Sie die leckere Frischmilch und den aus der Wilhelmsdorfer Milch in Petershagen bei der Käserei Dörmann hergestellten Käse. Oder schauen Sie im Internet, dort können Sie direkt bestellen.

Weitere Informationen finden Sie hier: 
http://www.gut-wilhelmsdorf.de
http://www.gut-wilhelmsdorf.de/fileadmin/downloads/Artikel_Landwirtschaft.pdf

Kontakt: owl@slowfood.de
Text/Fotos: Anna Falkenhain

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