Was ist ein gutes Lebensmittel? - Januar 2014

„Was ist ein gutes Lebensmittel?“ – Workshop beim Nachbarconvivium Hannover am 24.01.2015

Den Fragestellungen „Was ist ein gutes Lebensmittel?“ und „Was ist in unserem Essen?“ gingen neun aktive Mitglieder aus dem Convivium Bielefeld/Ostwestfalen am 24.01.15 im Kulturzentrum Pavillon in Hannover nach.

Die gemeinsame Zugfahrt wurde mit einem kleinen Picknick kurzweilig gestaltet: Hausbrot vom Vollkornbäcker aus Bielefeld, heimische Fruchtaufstriche aus Versmold und Ziegenkäse aus eigener Herstellung aus Detmold. Slow Food im Sinne von „Gut, sauber und fair“? Diese Frage wollten wir auf dem Rückweg beantworten.

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Ziegenkäse vom Milchziegenhofhof Steins

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Drei verschiedene Tomatenaufstriche: Tomatina Hot, Chutney und Grüne Tomate von FruchtFein- Westfälische Früchteküche

In Hannover angekommen, gab es für uns und weitere etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen theoretischen Überblick vom Qualitätsexperten Hanns-E. Kniepkamp (Leiter der Qualitätskommission bei Slow Food). Was macht eine industrielle Produktion aus? Was sind Zutaten, Zusatzstoffe und Hilfsstoffe? Wie viele Zusatzstoffe sind in Käse und Brot erlaubt? Was ist gesetzlich wie geregelt? Was benötigen Hersteller, um ein standardisiertes Produkt von gleichbleibender Qualität herzustellen?

Nach einem ausgiebigen vegetarischen und wohlschmeckenden Mittagsimbiss mit frischen Zutaten, teils aus der Region, ging es an die aktive Arbeit. Wurst, Käse, Brot: was erwarten die Mitglieder, was drin ist? Was glauben die Mitglieder, was drin sein könnte? Nach der Präsentation der Gruppenarbeitsergebnisse gab Hanns-E. Kniepkamp sein tiefgehendes Wissen der industriellen Produktion an die Mitglieder weiter. Was muss deklariert werden? Was darf im Produktionsprozess zugesetzt werden, ohne dass es ausgewiesen wird? Beispiele aus Sicht der Mitglieder wurden ergänzt.

Anschließend wurden die Anforderungen aus Slow Food Sicht an ein gutes Lebensmittel von Hanns-E. Kniepkamp dargestellt:

Gut, Sauber, Fair

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Gut: wohlschmeckend, nahrhaft, frisch, gesundheitlich einwandfrei, die Sinne anregend und befriedigend
Sauber: hergestellt ohne die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten und ohne Schaden an Mensch, Natur oder Tier zu verursachen
Fair: die soziale Gerechtigkeit achtend, mit angemessener Bezahlung und fairen Bedingungen für alle - von der Herstellung über den Handel bis hin zum Verzehr.


Siehe auch Broschüre Slow Food Deutschland – für gute, saubere und faire Lebensmittel

Insbesondere wurde im Folgenden die Sicht betrachtet, wie Produkte beschaffen sein müssen, die auf einer Slow Food Messe präsentiert werden:

Herstellung in traditionell handwerklicher Art, das heißt im Detail:

  • Frei von gentechnisch veränderten Rohstoffen
  • Fertiggerichte sind ausgeschlossen, es sei denn es handelt sich um Produkte von handwerklichen oder gastronomischen Betrieben. Aussteller, die solche Fertiggerichte auf der Messe präsentieren, müssen Kostproben am Stand anbieten
  • Frei von Zusatz- und Aromastoffen, sowie von Hefeextrakten und Raucharoma. Ausgenommen sind reine Aromaextrakte, wenn sie mittels Wasser oder Alkohol durch Destillation, Extraktion oder Pressen hergestellt werden.
  • Frei von Lebensmitteln, die primär technologischen Zwecken dienen (Acerolakirsche, Glucono-delta-Lacton, Hefeextrakt, Maltodextrin)
  • Frei von chemisch/physikalisch hergestellten Zuckerstoffen (z.B. Glucose, Fructose, Lactose, Maltodextrin, Invertzucker) und Süßstoffen


Schnell stellte sich heraus, dass viele Themen aus verschiedenen Sichten diskutiert werden können und dass viel Hintergrundinformationen für die jeweilig zu betrachtende Produktgruppe notwendig ist, um Zusammenhänge und Abgrenzungen erkennen zu können. Die Erfüllbarkeit der Maximalanforderung versus Machbarkeit im Alltag ist hier zum Beispiel ein großes Thema.

Für die Arbeit im Convivium heißt das: eigene Wege finden! Aufgaben dabei sind unter anderem: Gemeinsam Gespräche mit Produzenten und Herstellern führen, Qualitätsansprüche im Convivum kommunizieren, Möglichkeiten der Umsetzung im Alltag aufzeigen, Vernetzungsaktivitäten von Produzenten, Co-Produzenten, Gastronomie fördern. Sprich, es geht um die Vernetzungarbeit auf allen Ebenen in den Convivien und einen aktiven Austausch und eine kritische Auseinandersetzung mit individuellen und gesteckten Qualitätsanforderungen an unsere Lebensmittel.

Wir bedanken uns bei Hanns-E. Kneipkamp für diesen Informationsreichen Samstag, bei Andrea Lenkert-Hörmann für die Organisation und beim Convivium Hannover für die Unterstützung des Workshops. Wir haben viel gelernt!

Auf unserem schneereichen Weg zurück konnten wir ein Fazit ziehen:
Wir benötigen Informationen und Hintergrundwissen für eine Bewertung von Produkten und Lebensmitteln. Dafür brauchen wir z.B. Unterstützung durch Experten aus dem Slow Food Netzwerk wie Hanns-E. Kniepkamp, um den Slow Food Anspruch transparent vermitteln zu können. Zum anderen benötigen wir unterschiedliches Wissen und Sichten im Convivium selbst und den Austausch untereinander, auch mit anderen Convivien.

Und zu allerletzt: unser Picknick auf dem Hinweg war Slow Food pur!

weitere Informationen zur Workshopreihe 

Text: Anna Falkenhain
Fotos: Birgit Hohls

Nächste Termine

Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen. Lernen Sie, was in unseren Lebensmitteln enthalten sein sollte, was aber auch enthalten sein darf.

Der nächste Austausch findet bei unserer Kochwerkstatt im Februar statt. Da diese bereits ausgebucht ist, kommen Sie gerne zu „Slow Food unterwegs im Jägerkrug“ am 10.02.15.

Weitere Informationen und Termine finden Sie hier.


Kontakt: owl(at)slowfood.de

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TIPP

Am 20. März 2015 um 20.00 Uhr findet in der Buchhandlung Eulenspiegel in Bielefeld eine Lesung von Valentin Thurn “Harte Kost” mit Verkostung regionaler Produkte: Fruchtfein und Ziegenhof Steins statt.

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