15 Jahre Engagement für eine bessere Ernährungswelt

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Nichts geschieht, außer man tut es. Deshalb feierte das Convivium seinen 15. Geburtstag (im Oktober 2012) nicht im Gasthaus mit großem Menü und feinen Weinen, sondern organisierte einen öffentlichen Wettbewerb unter dem Motto: Wer bäckt den besten traditionellen Zwiebel-, Speck- oder Kaasblootz? Bei schönstem Wetter traten in Weikersheim auf dem Gelände des Logierhauses der Musikakademie Schloss Weikersheim 10 Teams an aus dem Fränkischen Weinland, dem lieblichen Taubertal und Hohenlohe und buken über 30 verschiedene Blootze (Foto: Dorothea Eberlein). Weiterlesen Blootzprämierung

Vom Entstehen und Werden des Conviviums
Nichts geschieht, außer man tut es. Als der Reporter 1996 Slow Food Mitglied wurde, hatte Slow Food Deutschland (gegr. 1992) gerade einen schmerzhaften Häutungsprozess hinter sich und verlor einen Teil der Mitglieder bis auf 780, die sich auf relativ wenige Convivien verteilten, die meist in Großstädten zuhause waren. Gewissermaßen ein „leerer“ Raum war die Region zwischen Obermain und Frankfurt. Der Reporter, aus Begeisterung über den Slow Food Führer „Die besten Gasthäuser Italiens“ zum Mitglied geworden, war enttäuscht; denn außer der Mitgliedschaftsbestätigung und der Abbuchung des Mitgliedsbeitrages geschah nichts.

Als doch etwas geschah, hatte dies ungeahnte Ergebnisse. Eine missglückte, von den Convivien Stuttgart und Frankfurt-Neuisenburg organisierte Veranstaltung im Juni 1997 in Bürgstadt wurde für den Reporter zur Initialzündung: Auf seine Klage, nichts passiere in der heimatlichen Region, überzeugte ihn der Frankfurter Conviviumchef, die Sache doch selbst in die Hand zu nehmen. Also begann der Reporter zu agieren und erbat von der Geschäftsstelle die Mitgliederadressen zwischen Obermain und Aschaffenburg (23 Personen) und organisierte eine Kennenlern-Veranstaltung in Volkach, trug die Idee einer Conviviumsgründung vor und fand Zustimmung. Die Gründungsversammlung fand dann am 23. Oktober 1997 im Restaurant „Mephisto“ statt. Der Gastraum war prall gefüllt, aus Frankfurt war das Vorstandsmitglied Andreas Eggenwirth herbei geeilt für die Leitung des offiziellen Teils: Die Wahl des Conviviumleiters (Kandidat war der Reporter) und die Wahl des Conviviumnamens: Mainfranken-Culinarium. Außerdem wurde die notwendige Programm-Platform erarbeitet, in der es unter anderem heißt:
♦ Wir unterstützen die Ziele von Slow Food International und Slow Food Deutschland e.V.. Insbesondere ist ... der Bau der Arche, uns ein Anliegen.
♦ Wir kooperieren in unserer Region mit kulturellen Veranstaltungen aller Art, die den Slow Food Gedanken und Zielen nahestehen.
♦ Wir erfreuen uns am Genießen und engagieren uns für den guten Geschmack; auch wollen wir aktiv dazu beitragen, dass die jungen Generationen auf den Geschmack kommen.
♦ Besonderes Augenmerk wollen wir auf die traditionellen kulinarischen Besonderheiten der Region richten. Dabei unterstützen und fördern wir Produzenten, die entsprechende Lebensmittel qualitativ hochwertig und im Einklang mit der Natur herstellen...

Die frühen Jahre
Rasch wuchs die Mitgliederzahl. Zweistellige Prozentzuwächse waren die Regel. Entsprechend wurde das Convivium Mainfranken-Culinarium in der Region wahrgenommen. Im Jahr 2000 startete die Fränkische Feinschmeckermesse in Iphofen – und das Convivium agiert als geförderter Kooperationspartner mit nur einer Unterbrechung bis heute; seit 2004 auch als Ausrichter der Geschmackserlebnisse. Im Jahr 2000 startete das Convivium auch seinen Restaurantführer auf der Conviviums-Webseite unter dem Titel „ Wo man gut tafeln kann“ - unerreicht in seiner Fülle bis heute.

2001 war der Wunsch einer Verselbständigung der Bamberger Mitgliedergruppe zu spüren; also wurde die Ausgründung des Conviviums Bamberg organisiert. In kurzer Folge agierten drei Convivienleiter; Ende 2003 musste das Convivium wieder aufgelöst werden mangels eines vierten. Bis auf einen wählten die Bamberger als ihre neue ihre einstige „Heimat“. Zwei weitere wichtige Ereignisse waren die Wahl des Conviviumleiters zum Mitglied des Vorstandes von Slow Food Deutschland. In dieser Eigenschaft förderte er auch die Gründung des Rhöner Wurstmarktes, der 2002 erstmals seine „Tore“ öffnete. Seitdem ist das Convivium aktiver Aussteller auf dieser bundesweit wichtigen Messe.

Auch 2003 war ein Jahr wichtiger Entschlüsse: Der Start der Conviviumszeitschrift, damals noch ein achtseitiges Blättchen im Lang-DIN-Format fürs 2. Halbjahr. Und die Vereingung der Convivien Hohenlohe-Franken (38 Mitglieder), seinerzeit geleitet von Otto Geisel, und Mainfranken-Culinarium (210 Mitglieder). Am 10. Oktober beschloss dies die gemeinsame Conviviumsversammlung im FAG Business Club (heute Restaurant „Kugelmühle“) in Schweinfurt offiziell und verabschiedete dabei auch den neuen Conviviumnamen: Hohenlohe-Tauber-Main-Franken (Kurzform Mainfranken_ Hohenlohe).

Wachstum und große Projekte
Beide, das vergrößerte Convivium und die Conviviumzeitschrift wuchsen weiter rasant, wobei die Einrichtung von Regionsbetreuern und die Conviviumszeitschrift maßgeblichen Anteil hatten. Die Zeitschrift vergrößerte ihr Format und erhöhte die Erscheinungsweise auf drei Ausgaben, dann auf vier, nunmehr 4-farbige im Jahr 2005, wobei die letzte im A5-Format erschien mit einem Umfang von 12 Seiten. 2008 gewann die Zeitschrift durch einen erneuten gestalterischen "Relaunch" ihr heutiges Gesicht mit 16 Seiten und vier Quartalsausgaben.

Bereits 2002 startete das Convivium Aktivitäten für die Arche des Geschmacks. Rasch wurden der Ostheimer Leberkäs (2004), das Rhönschaf (2005), das Bamberger Hörnla (2005), der Weideochse vom Limpurger Rind (2005) und der Rotwein vom Tauberschwarz (2007) Passagiere der Arche. 2010 wurden das Bamberger Hörnla und der Weideochse vom Limpurger Rind von der Slow Food Stiftung für Biodiversität zum Presidio geadelt, damit die Zahl der deutschen Presidi auf drei anhebend.

2006 begann bescheiden das in Slow Food Deutschland bis heute einzigartige Projekt "Netzwerk des guten Geschmacks“ (vor 2008 „Netzwerk der Genüsse“): gerade mal 16 Seiten im LangDIN-Format umfasste die dazu gehörige Broschüre im Zwei-Farben-Druck. Ausgabe 2007 erschien bereits vierfarbig mit 32 Seiten; mit neuem Gestaltungskonzept wuchsen die Ausgaben 2008 und 2010 auf 60 Seiten. Mit neuem Format (A 5) und gänzlich neu gestaltet, brachte es die Ausgabe 2011 auf 68 Seiten, die übertroffen werden von Ausgabe 2013, die am 10. Dezember 2012 erscheint.

Mit neuer Leitungsstruktur zur Nr. 1
Eine Zäsur war das Jahr 2007. Denn zum 1. April trat der Reporter aus eigenen Stücken vom Amt des Conviviumleiters zurück, um Jüngeren Platz zu machen und so die Zukunft des Conviviums zu sichern. Zugleich wurde die Conviviumsführung erweitert in ein gewähltes Führungskollegium aus 12 Mitgliedern, dem auch der Reporter angehört. Als Sprecher wurden Gerd Sych und Holger Riegel gewählt. Seitdem hat das Convivium weiter an Profil und Attraktivität gewonnen und ist seit einigen Jahren sowohl das mit Abstand mitgliederstärkste Convivium, als auch jenes mit den meisten Förderern. Ganz zu schweigen von der Aktivitätenvielfalt mit jährlich 90 bis über 100 Veranstaltungen, sechs Erwachsenen-, zwei Kinderkochklubs, eine Schulgartenbetreuung, dem umfangreichsten Restaurant und Einkaufsführer, Kampagnen-Aktivitäten, Riesen-Webseite (ca. 350 Seiten) und den vielen Slow Food Aktivitäten von Terra Madre bis Messebeteiligungen. Der Platz hier reicht nicht aus für alles, daher lohnt der Blick auf die Conviviumswebseite (www.slowfood-htm.de).

Hans-Werner Bunz

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