Opferbaumer begrannte Landweizen

Wie der Opferbaumer begrannte Landweizen eine neue Heimat fand - ein Situationsbericht von Herbert Steiner , Mitglied der Slow Food Arche Kommission.

Der "begrannte Opferbaumer" ist eine alte Sommerweizen Landsorte, die nur noch in der Genbank Gatersleben verfügbar war und in Kleinstmengen von wenigen Gramm zur Wiedervermehrung abgegeben wird. Auf dem Saatgut Festival 2018 in Volkach hörte der Landwirt Georg Fella aus Wülfershausen einen Vortrag über alte Getreidesorten und war sofort von der Idee begeistert, eine regionale Sorte wieder anzubauen. Dank der Unterstützung durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) konnte er 2020 mit 5 kg Saatgut starten und insgesamt ca. 90 kg Korn ernten. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die kleinen Mengen mit den heute verfügbaren landwirtschaftlichen Geräten nicht zu handhaben sind.

Kein Wunder, dass trotz aller Sorgfalt über den Mähdrescher u. a. Gerste als Fremdgetreide in die Ernte geriet. Für die diesjährige Aussaat wurde das Saatgut aufwendig gereinigt und zuletzt die Gerste in mühsamer Kleinarbeit abends am Küchentisch ausgelesen. Am 27. März 2021 war es dann soweit, das Feld war vorbereitet und befahrbar. Auch das Wetter spielte mit: auf ca. 0,4 ha Fläche oberhalb von Wülfershausen wurde die alte Landsorte wieder ausgesät. Wenn alles gut geht, kann daraus eine Ernte von bis zu 1,5 Tonnen Getreide werden. Genug, um Mehl oder Schrot für größere Backversuche für eine Markteinführung herzustellen, und natürlich ausreichend Saatgut für nächstes Jahr. Aussaat Opferbaumer begrannte Landweizen

Die Vermahlung der kleinen Ernte ist gesichert, ein Bäcker, der langfristig Brot aus einer alten regionalen Weizensorte herstellen will wird noch gesucht. Die alten Sorten bringen viel weniger Ertrag als die modernen Hochleitungszüchtungen, entsprechend teurer werden die Erzeugnisse, damit auch der Landwirt einen fairen Lohn für seine Anstrengungen bekommt.

 Eng verwandt ist der Opferbaumer übrigens mit dem Freisinger Landweizen, wie eine Genanalyse bestätigte. Vermutet wird, dass über kirchliche Einrichtungen ein Saatgut Austausch stattfand. Mit dem Ortsnamen Opferbaum verbunden sind insgesamt fünf Weizensorten in Gendatenbanken erhalten, leider weiß im Ort Opferbaum selbst niemand mehr etwas von diesen alten Sorten. Das Wissen darüber ist verlorengegangen und damit ein Stück regionale Identität, aber im nahegelegenen Wülfershausen hat der Opferbaumer eine neue Heimat gefunden.

Für Unterstützung bei der Suche nach der Geschichte der Weizensorte sind wir für gute Tipps und Hilfe dankbar. Wie sich das Feld mit "Opferbaumer" im Lauf der Vegetationsperiode entwickelt, werden wir weiter berichten.

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