Genusskultur unter den Domtürmen  - Einladung zu einem kulinarischen Rundgang durch Bamberg

Bamberg ist ein gut sortierter kleiner alter Feinkostladen. Eine „essbare Stadt“. Und mit seiner Vielzahl an Arche-Passagieren auch kulinarisch Welterbe. Ein Rundgang durch Straßen und Gassen führt uns zu zahlreichen Genussorten und lokalen Spezialitäten dieses alten Bischofssitzes, dessen Domtürme mit dem gleichen Kupfer verblecht sind, aus dem die Sudkessel der Brauereien bestehen. Nähern wir uns aber diesem über 1000 Jahre alten Siedlungsraum zunächst einmal an.

Bamberg ist eine Talstadt auf fruchtbaren Schwemm- und Flugsandböden, die ein paar Hügel der Regnitzterrasse hinauf geklettert ist. Eine zusammengewachsene Ansiedlung in der Fuge einer abgelegen ruhenden, und herb anmutenden Mittelgebirgslandschaft zwischen Steigerwald, Hassbergen und Fränkischer Schweiz. Die einzelnen Bereiche der ältesten Siedlungen sind noch heute gut auf dem Stadtplan erkennbar. 

Mit dem in Sichtweite liegende Maintal trifft hier Wein- auf Bierfranken. Frankens östlichste Weinbauzone erreicht hier dessen bierseeliges Zentrum. Das Gebiet mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Klerus und Bürger förderten einst beides. Und so gab es Wein bauende Häcker am Hügel neben Gemüse bauenden Gärtnern im Tal, die gern ein Bier zur Arbeit und zur Bratwurst am Festtag getrunken haben. Von Bambergs Weinbau-Tradition künden neben dem Weinbau am Michaelsberg noch einige versteckt liegende Weinstuben. Dessen ungeachtet haben die Bierliebhaber der Stadt eine nicht zu übersehende Anzahl an Schankstellen hervorgebracht. Und diese erleben derzeit eine Renaissance. So kommt es nach Jahrzehnten des Rückgangs kleiner familiengeführter Brauereien aktuell zu einer Trendwende. Denn nicht nur das Interesse am Thema Bier ist neu erwacht. Auch die wachsende Anzahl der Besucherströme in der Welterbe-Stadt führt zu neuen Brau-Start-Ups, die die Szene beleben und die Brauereidichte weiter aufrecht erhalten.

 So entstehen neue Sorten und Sud-Experimente, alte Marken werden wieder belebt und das an Vielfalt ohnehin nicht schon arme Koordinatensystem der städtischen Lager- und Kellerbiere wird zusätzlich bereichert. Für die unangefochtenen Stars der Szene aber - das kohlensäurearme Ungespundete und das traditionelle Rauchbier - ist das jedoch nur eine illustre Ergänzung und keine echte Konkurrenz.

 Wenig bekannt sind die Saisonvarianten, in denen das traditionelle Slow Food Arche-Rauchbier erhältlich ist: Im Herbst wird mit einem populären Bock-Anstich die Starkbier-Saison eröffnet (im Schlenkerla-Ausschank im Oktober, im Spezial-Bräu im November). Das Schlenkerla ergänzt die Saison ab Dezember noch mit dem Schlenkerla-Eiche. Das Malz wird dabei über Eichen- statt Buchenholz gedarrt, das dem schweren Trunk (Vol. 8%) eine gediegen weiche Note gibt. Frisch und leicht kommt im Sommer hingegen das „Kräusen“ zum Ausschank. Dabei mischt das Schlenkerla helles Lager mit einem gesprudeltem Schuss Jung-Märzen (diese Misch-Methode nennt das Brau-Handwerk „aufkräusen“). Unabhängig davon sind in beiden Schankstätten stets vom Fass erhältlich: Ein Kupferfarbenes Lagerbier (in der Brauerei Spezial und am Spezial-Keller) und ein würziger eingebrautes dunkles Märzenbier (erhältlich im Schlenkerla-Brauerei-Ausschank).

Weltweit einmalig ist zudem Bambergs Anzahl an Arche-Passagieren: Neben dem Rauchbier bringt der urbane Gartenbau gleich fünf historische Lokalsorten traditioneller Feldfrüchte in das Slow-Food-Projekt ein, die - je nach Saison - lohnende Fixpunkte auf einem Bamberg-Einkaufszettel sind. Rund 20 Gartenbaubetriebe gibt es noch, die in und um Bamberg und Hallstadt gewerblich aktiv sind, Jungpflanzen ziehen, Blumen und Kräuter hegen, Gemüsebau betreiben und selbst vermarkten.

Im Lauf der Jahrhunderte hat sich um diesen innerstädtischen Erwerbsgartenbau ein ganz eigener Kosmos mit Dialektsprache, Brauchtum, Volksreligiosität, Tracht und ein Vereinswesen entwickelt. Seit 2016 zählt diese Lebenswelt zusätzlich zum immatriellen Kulturerbe in Deutschland. Der Begriff „Erbe“ macht dabei deutlich: In den letzten Jahrzehnten ist der Zahl der aktiven Betriebe dramatisch geschrumpft und nahezu erloschen.

Denn abseits aller Trends, gehen die Bamberger Gärtner ihren eigenen Weg. Ein Phänomen mit Fluch und Segen. Denn auch wenn in diesem Refugium nun Projekte, wie Selbsternte-, Sortengarten und Solidarische Landwirtschaft oder eine Umstellung auf Bio-Anbau und mehr Direktvermarktung einen zarten Hauch frischen Wind in diese einmalig-urbanen und historisch gewachsenen Flächen der Gartenbaukultur tragen, bleiben das bisher zähe und singuläre Unternehmungen. Trotz der Nähe von Erzeugern zu Verbrauchern. Denn in Bamberg gilt der Grundsatz: „Nur wer sich nicht ändert bleibt sich treu“. Und so haben sich das Rauchbier und manch pittoreske Prozessionen erhalten, und so wurde die urbane „Gaertnerey“, neben Kaiserdom und Barockensemble – für die Betroffenen verblüffend – zum Weltkulturerbe der Menschheit.

 Tipps für kulinarische Erkundungen, für den Einkaufszettel, einen Rundgang und eine Genussreise nach Bamberg:

 Gärtnerstadt:

Gut erkunden lassen sich die typischen Häuserzeilen mitten im Stadtgebiet vom Bahnhof aus zu Fuß. Die Straßenzüge mit den markanten Toreinfahrten und den schmalen Flurstücken hinter den Gärtnerhäusern liegen zwischen der Sebastianikapelle, Theuerstadt und dem Stadtteil Wunderburg. Allein dies lohnt einen eigenen Ausflug nach Bamberg. Auf dem Weg gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Einkehr, Hofläden von Gärtnerfamilien und das Gärtner-und Häckermuseum in der Mittelstraße. Seit der Landesgartenschau gibt es einen Rundweg mit 18 Stationen und Info-Tafeln. Unser Tipp: Ein Seidla (Krug) Bier im nahe beim Museum gelegenen Brauerei Spezial (Bambergs weniger bekannte Rauchbier-Brauerei). Das Lager ist dort rauchzart. Es gibt vorzügliche Bamberger Küche. Abends Brotzeit, zum Mittagessen Braten mit Klöß, zur Saison mit dem Arche-Passagier „Bamberger Spitzwirsing“ serviert.

 Hofläden der Bamberger Gärtner:

Einen Einkauf und Besuch ist die Bio-Kräutergärtnerei „Mussärol“ (=Majoran) wert. Dort erhält man einen beeindruckenden Blick in die Gärtner-Flur. Die Gärtnerei hat ein riesiges Angebot an Gewürzen, Heil- und Duftkräutern und neben dem traditionellen Bamberger Süßholz Spezialitäten wie Lavendel-Öl und in Gläschen eingelegte Ware. Für Interessierte gibt es Führungstermine und Gruppen können geführte Rundgänge durch die Gärtnerstadt buchen.

Nahe beim Gärtner- und Häckermuseum liegen zwei weitere Betriebe:

Die Hofstadt-Gärtnerei der Familie Dechant (Heiliggrabstraße). Dort gibt es viel zu entdecken: Anbau von Arche-Passagieren, Tee, liebevoll Selbstgemachtes ab Hof (Kräutersalz) und für ein Mitbringsel ein Kräuter- und Genuss-Körbchen. Neben Führungen gibt es hier individuelle Beratung rund um Pflanzenkauf, Kochrezepte, Gärtnern mit dem Mond und ohne Chemie.

Gleich gegenüber hat die auf Gemüseanbau spezialisierte Gärtnerei Neubauer schon seit zweihundert Jahren ihren Betrieb. Die Erzeugnisse vermarkten die Neubauers an mehreren Tagen der Woche direkt am Hoftor. Die Gärtnerfamilie hat sich intensiv bei der Erhaltung der alten Bamberger Lokalsorten und bei der Anlage des Sortengartens engagiert.

In der Mittelstraße vermarktet die Bioland-Gärtnerei der Familie Niedermaier. Der Hofladen ist eine ideale Adresse für den Wochen-Einkauf mit saisonal-frischer Ware. Entsprechend beliebt ist der so historische wie sympathische Familienbetrieb. Das aktuell verfügbare Angebot findet sich stets auf der Homepage.

Bamberger Süßholz:

Einmalig in nördlichen Breiten ist der Süßholz-Anbau. In Bamberg war dies seit dem Mittelalter eine Tradition. Die Bamberger Süßholz-Gesellschaft hat diese Sonderkultur wieder aufleben lassen und vermarktet daraus Tee und kleine Packs mit lakritzigen Stangen. Neben dem kleinen Museums-Lädchen im Gärtner-und Häckermuseum und den beteiligten Gärtnerei-Betrieben gibt es im Welterbe-Zentrum und der Tourist-Information weitere Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet, die auf der Homepage der Gesellschaft zu finden sind. Ein Hersteller für geistige Getränke mischt Süßholz-Likör, der ebenso in vielen Geschäften zu erwerben ist. Und die Metzgerei Kalb in der Theuerstadt fertigt Süßholz-Schinken und Süßholz-Rohwurst, die mit den Spänen der Stangen gewürzt werden.  

Streetfood in Bamberg:

Es ist Brauch in Bamberg, die halbe Bier am Brauerei-Ausschank im Stehen zu trinken. In der „Schwemm“ – also in Fass-Nähe – im Gang, oder vor der Tür. Unser Foodpairing-Tipp zu dieser Bamberger Tradition: Ein „Leberkäsbrödla“ und eine Halbe Rauchbier in der Sandstraße. Das Brötchen bekommt man in der nur wenige Schritte vom Schlenkerla (Slow Food Unterstützer) entfernt liegenden Metzgerei Liebold. Dazu passt das Glas Märzen im Straßenverkauf. Achtung: Außerhalb der Hauptessenzeiten dürfen Brödla, Breze oder Salzstange vom Bäcker oder Metzger in die Gaststätte mit genommen werden! Das ist in etlichen Brauereien noch gute Bamberger Tradition. Wichtig ist jedoch die korrekte Einhaltung der passenden Zeiten. Praktisch: Die Bäckerei Kerling (Slow-Food-Unterstützer) hat ihr Geschäft direkt neben der Brauerei Spezial (Inhaber Christian Merz ist Slow Food Mitglied) und die Hofbäckerei (Bäcker Seel) ebenso direkt im Nebenhaus zum Schlenkerla.

Bamberger Kellerkultur:

Im Bamberger Stadtteil Wunderburg liegen ein Bäcker und Metzger direkt am zentralen Platz, in Sichtweite der beiden Brauereien Keesmann und Mahrs. Proviantstation für viele Bewohner, manch Handwerker-Gruppe, Schulkinder und Brauerei-Besucher. Und wie auf vielen Kellern in Stadt und Land ist im Mahrs-Bräu-Biergarten noch das Mitbringen der Brotzeit erlaubt. Besonders in den Sommermonaten ist der Stadtteil eine reizvolle Anlaufstelle für ein kühles Bier unter schattigen Kastanien.

Die meisten Pilger zieht es an den warmen Abenden jedoch auf die kühlen Hügel – in Bamberg sagt man „auf die Keller“ – ins Berggebiet. Dort, wo das Bier einst im kühlen Stollen gelagert war, errichtete man die Schankstellen am Dorf- oder Stadtrand, um sich den Transport der Fässer zur Gaststätte zu sparen. An heißen Abenden ist ein Abschluss auf dem Keller für halb Bamberg kultiger Volkssport. Mit Aussicht auf die Stadt und die Turm-Skyline (ein lohnender Spazierweg) kann dort der Feierabend ausklingen. Familien wie Studierende, die sich Brotzeit gerne mitbringen, finden auf dem Wilde-Rose-Keller die ideale Anlaufstelle (Schlenkerla und Keesmann-Bier im Ausschank). Das Ambiente ist sehenswert und hat den Charme einer vergangenen Epoche. Die fraglos schönste Aussicht bietet der Spezial-Keller. Das Kellergasthaus hat ganzjährig geöffnet und ist auch im Herbst und Winter eine lohnendes Ziel.

Keinen Keller, aber einen wunderbar beschaulichen Garten mit Ausblick ins Grün hat die Brauerei Greifenklau an der Gaststätte. Dazu muss der Kaulberg erklommen werden. Ähnlich wie die Wunderburg formiert der Stadtteil um den Laurenziplatz, mit gleichnamiger Kapelle und kleinen Gassen mit Häckerhäusern, eine eigene kleine Lebenswelt. Insider-Hinweis: Im Sommer feiern die Stadtteile so traditionell verankerte wie stolz arrangierte Kirchweih-Feste, bei denen klassisch und liebenswert-fränkisch gut gegessen und getrunken wird.

Fränkisches Bauernbrot:

Zur Brotzeit ist ein guter Laib fränkisches Schwarzbrot eine schwer verhandelbare Ausgangsbasis. Aus Sauerteig, mit hohem Roggen- und geringerem Weizenmehl-Anteil (z.B. 80/20%). Außen mit legendärer Kruste, innen aber weich und kernig, nicht teigig (außer es ist backfrisch) und Brot-Gewürzen abgerundet (Kümmel, Fenchel und Koriander).

Hier drei Tipps für einen guten Einkauf: Der Frankenlaib der Bäckerei Kerling (Slow Food Unterstützer), nahe Bahnhof/Gärtnermuseum direkt neben der Brauerei Spezial. Seit einiger Zeit mit Filiale in der Karolinenstraße (in Sichtweite zum Alten Rathaus). Das Bauernbrot der Bäckerei Schüller (Demeter) im Stadtteil Hain. Donnerstag, Freitag und Samstag hat die Bäckerei einen Brotverkauf in der Hauptwachstraße (am Weg vom Bahnhof zur Altstadt gelegen). Ein Schlaraffenland fränkischer Natursauerteig-Holzofen- und Gewürzbrote aus dem Bamberger Umland ist Der Brotladen in der Fleischstraße (nahe Maxplatz/Universität). Vor dem Brotregal türmen sich Wurstwaren, Schinken und Geräuchtertes aus der Region. Irgendetwas findet man immer. Nachtrag: Allein das Brot ist eine Bamberg-Stippvisite wert. Alle drei genannten Anbieter haben Kult-Status und versenden sogar bundesweit (Schüller und Kerling mit Webshop).

Zwetschgenbames und Ziebeleskäs:

Selten zu bekommen ist traditionell gemachter „Ziebeleskäs“. Eine Spezialität aus entrahmter, gestockter Rohmilch, die sanft erhitzt wird, bis sie eine körnige Struktur bekommt. Nachdem die Sahne wieder beigemischt ist, wird dieser Ziebeleskäs mit klein geschnittenen Zwiebeln, manchmal auch Schnittlauch oder Petersilie verfeinert und mit Salz und Pfeffer serviert. Er war im Bamberger Land einst fester Bestandteil der Brotzeit oder Zugabe zur Kellerplatte und Beilage zu Kartoffeln.

Am Keller und Gasthof werden aus lebensmittelrechtlichen Gründen (Rohmilch), aber auch weil das kaum mehr jemand macht, Hüttenkäse oder Quark aufgepeppt und als Ziebeleskäs verkauft. Echter Zieberleskäs ist inzwischen eine Rarität und schmeckt völlig anders. In einer lebensmittelrechtlich sauberen, noch fast originalen Variante, wird er von der Käserei Oeffner aus Weiher mit pasteurisierte Milch hergestellt und ist im Hofladen oder auf dem Bamberger Bauernmarkt zu erhalten (am besten vorbestellen). Manche Gaststätten werden beliefert.

Nicht ganz so rar geworden ist der Zwetschgenbames. Ein magerer, aromatischer und traditionell dünn geschnittener roher Rinderschinken. Seinen Namen verdankt das bei niedriger Temperatur geräucherte Stück aus Lende, Schale oder Nuss seiner Optik beim Anschnitt. In Farbe und Maserung gleicht er einer Scheibe, des rötlichen Holzes, vom Zwetschgenbaum.

Zwetschgenbames ist auf dem Bamberger Bauernmarkt und bei gut sortierten Metzgern (Metzgerei Liebold in der Sandstraße) erhältlich sowie auf Bierkellern und in etlichen Brauereien und Gaststätten in Bamberg und Umland auf der Brotzeitkarte.  

Ein Marktrundgang:

Mittwoch, Freitag und Samstag bereichern Bamberger und Hallstädter Gärtnerfamilien mit selbst angebauten Ware den täglich stattfindenden Wochenmarkt (Standplatz Hauptwachstraße). Erworben werden können Arche-Passagiere und Saisonerzeugnisse aus dem urbanen Gemüsebau. Gratis und unbezahlbar sind dabei: Die Begegnung mit der Lebenslage der Direktvermarkter, ein Plausch über den Saisonverlauf und Tipps sowie Rezepte zur Zubereitung so manch spezieller Feldfrucht.

Nicht weit davon entfernt ist der Bamberger Bauernmarkt (an der Promenade/Ausweichquartier Maxplatz). Am Samstag-Vormittag vermarkten dort seit 1995 Erzeugerfamilien aus dem Umland. Lohnend ist der Besuch der Käserei Oeffner, der Priesendorfer Gemüsemanufaktur und das Fleischangebot vom Naturlandhof Weiß. Die Auswahl an den Ständen ist beträchtlich und eine Schatztruhe fränkischer Genusskultur: Forellen vom Bamberger Jura, Meerrettich-Spezialitäten, Wild und Geflügel, Hartkäse, Quark, Joghurt, Kuchen, saisonales Obst wie Erdbeeren, Himbeeren, Kirchen, Zwetschgen, aber auch Saft, Aufstriche und Nüsse, Brezen, fränkisches Festtagsgebäck, Blumen, Eier, Vollkornbrot, Wurst in Glas und Dose, Lammfleisch oder Frischkäse-Aufstrich. Etliche Erzeuger haben im Umland einen Hofladen.

Unser Tipp, wenn der Markt noch leer ist: Ein Auftakt am Morgen mit einer Tasse Kaffee und Gebäck von der Dinkelbackstube Landgraf, verbunden mit einer ersten Sichtung des Sortiments. Für eine spätere Stärkung halten die Anbieter Quark- und Käsebrot oder frisch gebackenen Leberkäs bereit, regelmäßig gibt’s Suppe oder Baggers (Reibekuchen).

Hopfen und Malz hinter dem Gleis:

Vom Ostausgang des Bamberger Bahnhofs erreicht man den Hopfengarten Bamberg in wenigen Minuten zu Fuß. 2018 hat Kris Emmerling die Gärtnerei seiner Familie auf Hopfenanbau umgestellt. Anschließend wurde im ehemaligen Ladengeschäft des Gärtner-Anwesens Bambergs kleinste Brauerei installiert.

Hopfenanbau war in Bamberg seit dem Mittelalter Tradition. Zahlreiche Gärtnerfamilien bauten die Bittergewächs einst an. Nach rund hundert Jahren Pause knüpft der Betrieb an diese Ära an. Neben vielen verschiedenen Hopfenpflanzen und dem Craft-Beer, das es zu erwerben gibt, führt das junge Team Braukurse und Führungen durch, lädt zu Events und zum Selbsternten weiterer Strauchgewächse, wie Tomaten, und vermarktet Gewürze, Chili und Gin.   

Nicht weit davon entfernt betreibt die Mälzerei Weyermann (Slow-Food-Unterstützer) ihren Outlet-Shop mit spannenden Bier-Kreationen aus Weyermann-Malz aus aller Welt oder auch aus hauseigener Brauerei.

In Spazierweg-Nähe sind Ausschank und Bier-Spezialitäten-Angebot im Abseits, einer Kneipen-Institution für Bierkultur im Osten der Stadt. Die Inhaber kennen die Bier- und Brauszene um Bamberg bestens. Saisonal wechselnde Fassbier-Entdeckungen ergänzen das solid zusammen gestellten Basis-Sortiment. Eine lohnende Anlaufstelle für einen Krug an der Theke, im Lokal oder im begrünten Hinterhof.

 Anmerkung:

Unsere Erkundungstour kann angesichts der Fülle an Schankstellen und Kulinarik unmöglich alle Einkaufsmöglichkeiten und Angebote zur Einkehr aufzählen. Die Vervollständigung der Hinweise, die ihren Blick vor allem auf Arche-Passagiere und auf Besonderheiten aus der Slow-Food-Welt haben, sind ein spannendes Projekt, das wir allen Entdeckungsfreudigen gerne weiter selbst noch lassen. Unsere Motivation war, Hinweise zu geben, die so nur wir geben können. Für kurze Tagestouren, um das fränkische Rom slow begehbar auszuloten.

 Am Ende hier noch ein paar praktische und bewährte Hinweise

Gebrauchsanweisung Bamberg:

  • Bambergs hat natürlich auch Cafés! Toll und barock sind die Tortentische mit Stadtblick im Berggebiet: Villa Remeis, Rosengarten, Café am Michaelsberg. Beste Trinkschokolade mit Sahne und vielen Pralinen hat Confiserie Storath (Innenstadt/Lange Straße). Espresso/Cappuccino in Barista-Qualität brüht die kleine Bäckerei Zuckerbrot (Nonnenbrücke), die von Slow Food Mitglied Stefanie Pfeiffer mit handwerlichem Gebäck bestückt ist. Die hippe Szene (Startups, Coffeeshops, Deli) sammelt der hübsch gemachte Blog: www.bamberg-lieben.de/tag/cafe/ Handwerklich anständige Espressobohnen bringt die Rösterei MAG (Austraße) unter die Leute. Und das zentral gelegene Mokka Makan brüht Spezialitätenkaffee diverser Anbaugebiete mit Sorgfalt und serviert dazu kleine süße arabische Köstlichkeiten.
  • Das berühmte „Bamberger Hörnla“ als Gebäck (nicht die Kartoffeln) darf hier nicht fehlen. Die Begriffsverwirrung liegt aber nahe, da sich der Name (durch die Form) ja gleicht. Schön mürb gebacken: Bäckerei Kerling (Slow Food Unterstützer), etwas satter und schön buttrig: Bäckerei Seel. Local-Native-Tipp: Aromatisch krosser werden selbst frisch erstandene Hörnla kurz durch rösten im Herd.
  • Frankenwein kaufen: Spaß macht die Sichtung der Regale der Vinothek-Edelfrei (Karolinenstraße). Da steht einiges abseits des Mainstream. Eine Auswahl gibt’s offen im Ausschank oder auch im Pfandglas to go. Seit Jahren grundsolide sortiert: Weinhaus Heinrich und Heinrich (gegenüber Elisabethenkirche).
  • Der Delikatess-Müller: Verlässliches Angebot an Wein aus Franken, Bordeaux und Champagner, sowie Risotto-Reis, Balsamico, frische Pasta-, Mozzarella-Importe und eine Theke voller Schinken. Familie Müller führt, was das Feinschmeckerherz begehrt und das Überleben außerhalb Italiens und Frankreichs sichert (einiges davon von Slow Food Unterstützer-Betrieben). Das inhabergeführte Geschäft mit der umtriebig, aufmerksamen Belegschaft, ist eine Fundgrube für gute und saisonale Spezialitäten, die mit viel Eifer und Blick auf Qualität zusammen gesucht werden. Allein die Käsetheke - die beste der Stadt - ist stets einen Umweg wert.
  • Der Bamberger Stiftsgarten (Kloster Sankt Michael) vermarktet regionale Spezialitäten der Gartenanlage. Dort steht selten gewordenes Streuobst, Hochstamm-Bäumchen der Kornelkirsche und Silvaner. Das macht die Stiftung zu Likör, Obstbrand, Secco, Saft und füllt Bambergs einzige Bocksbeutel (Pächter: Weingut Bauerschmitt/Ziegelanger). Im Bamberger Stiftsladen (Hauptwachstraße) aber auch im netten Stifts-Café (Klosterhof) können Secco und Wein sowie Gebäck der Bäckerei Zuckerbrot im ehrwürdigen Ambiente gekostet werden. Das Stifts-Café ist ein gutes Ziel für eine Tour (dort sind Fläschchen und Souvenirs auch Sonntag erhältlich) und für den Abschluss einer Tour (Aperitiv). Ein Rundgang durch die terrassenförmige Klostergartenanlage (für den man sich Zeit einplanen sollte) beeindruckt durch schöne Ausblicke auf den „fränkischen Vatikan“ und das Umland. Gegenüber vom Stifts-Café hat das Fränkische Brauereimuseum in einem Kloster-Trakt der Gewölbe der ehemaligen Brauerei Michaelsberg Exponate zur Bierkultur zusammen gesammelt.

Vormerken: Zwischen den Reben sitzt man wunderschön! So werden im Sommer (Weinfest) und Herbst (Federweißerfest) Tische am Winzerhaus gestellt und fränkische Spezialitäten (Zwiebelkuchen) ausgepackt.

  • Ebenfalls Sonntag geöffnet: Das Welterbe-Besucherzentrum. Der urbane Gartenbau ist einer der drei Hauptbereiche der interaktiven Schau. Wirklich lohnend sind offene und gebuchte Führungen durch das Gärtner- und Häckermuseum. Das Museumsgebäude mit Küche und Stube, Stall und Scheune sowie Sammlung und Garten sind zwar hübsch anzuschauen, die tatsächliche Dimension dieser inzwischen eingestürzten Lebenswelt wird jedoch von der Museumsleitung auf herausragende Weise dechiffriert.

  • Wer in Franken richtig gute (grobe) Bratwürste sucht muss nicht unbedingt in Bamberg danach forschen. In den Traditionslokalen und bei den Metzgern der Stadt sind lange und im dünnen Schafsdarm gefertigte Exemplare mit feinem und nicht sonderlich gewürzten Brät populär. Mit etwas mehr Einfallsreichtum begegnet die Metzgerei Kalb in der Theuerstadt diesem fränkischen Kulturgut. Und gewann damit 2012 mit den Kümmelbratwürsten sogar den ersten Preis beim Fränkischen Bratwurstgipfel in Pegnitz. Und stets eine Vesper wert sind die groben Schlenkerla-Bratwürste mit Rauchmalz plus Dämpfkraut und Rauchbierbrot zum Rauchbier im Brauereiausschank.

  • Gute Würste vom Grill hat Der Pelikan (Untere Sandstraße) bei seinen Festen (Weinlese, Bockbiercontest). Slow- Food-Mitglied Heiner Sauer hat das Lokal zu einer Legende gemacht. Monatlich wechselt die Weinkarte. Beliebt: Frische Wok-Küche mit Arche-Passagieren. Den Garten einer Talterrasse am Michaelsberg beschattet ein riesiger Weinstock. Im Sommer ein lauschiges Refugium. Im Herbst werden die Trauben zu Federweißer gemacht.   

  • Flaschenbier-Kauf lohnt nicht: Je dunkler, also je höher Malzanteil bzw. Stammwürze sind, desto eher ist Bier aus der Flasche qualitativ nicht ganz so auf der Höhe, wie die Sorte frisch vom Fass. Gutes Bier ist ein empfindliches Lebensmittel und leidet unter Licht und Wärme. Daher bereitet die Mitnahme solch Souvenirs zu Hause oft weniger Freude (vielleicht ist das der Grund, wenn ihnen Rauchbier bisher wenig zugesagt hat?). In den kleinen Brauereien im Bamberger Land gibt’s Fassverkauf oft an der Theke (Brauerei Greifenklau oder Brauerei Spezial) oder im angegliederten Brauereiverkauf (die Schlenkerla-Sorten erhält man bei der Brauerei am Oberen Stephansberg)           
  • Bambergs lebendige Bierszene: Es ploppen immer neue Schankstellen auf, brauereiähnliche Marken und Start-Ups. Einen aktuellen Überblick zum Stand der Dinge haben die Bierologen vom Café Abseits im Netz: https://bier.abseits.de/2012/04/brauereien-in-bamberg.html

  • Unvollständig wäre der Beitrag ohne den Hinweis auf die Aktion Bamberg kocht Slow. Eine jährlich im November durchgeführte Aktion . Zusammen mit Slow-Food-Partnern wird das Angebot der Bamberger Arche-Passagiere in der Gastronomie beworben. Der Pelikan, die Gaststätten der Brauerei Spezial und Schlenkerla sind seit 2014 jedes Jahr dabei. Dafür gibt es oft ein spezielles Angebot auf der Karte.     

Bamberg ist eine überschaubare Stadt. Das bedingt deren Reiz. Umgekehrt sind die wenigen Gassen und Lokale, vor alle zu touristisch stark frequentierten Zeiten inzwischen schnell überlaufen. Ob Keller, Café, Garten oder Kneipe: Es ist (vor allem am Wochenende) empfehlenswert, einen Tisch zu bestellen!

Und Bamberg hat eine eigene Zeitrechnung. Für die Planung des Programms: Öffnungszeiten durch einen Blick auf Homepage, besser Anruf absichern! Das erspart Enttäuschungen. Viele Geschäfte schließen Samstag-Mittag. Manch Ausschank schon ein bis zwei Stunden vor Mitternacht. Bamberg ist keine Stadt für Nachteulen. Sympathische Provinz. Zuweilen fast zu brav-bürgerlich strukturiert. Mit viel Grün am Rand der alten Gemäuer. Ein Auto ist unnötig, in der Innenstadt gar hinderlich. Eine gute Stadt, um slow zu leben.

Wir freuen uns stets über weitere Hinweise und Feedback unter: bambergslow@web.de

 Andreas Schneider
Slow Food Regionsbetreuung Bamberg Land

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