05.+19.11.2010: Was ich schon immer über Wein wissen wollte ...
Was ich schon immer über Wein wissen wollte ...
Nach zwei einführenden Kursen im April dieses Jahres über Weiß- und Rotweine hatten wir nun Gelegenheit, am 5. und am 19. November mehr über die Komponenten zu erfahren, die bei der Beurteilung eines Weines wichtig sind. Es spricht für die Qualität der Kurse im Frühjahr, dass wir uns in fast identischer Runde wieder trafen.
Durch die beiden Abende führte Martin Wurzer-Berger, ein Mann mit vielen Talenten, den wir hier noch einmal vorstellen für alle, die ihn oder die Besprechung der Grundkurse im Frühjahr nicht kennen: Als Weinautor und als Herausgeber des „Journal culinaire“, einer Zeitschrift, die sich wissenschaftlich mit Themen um Essen, Trinken und Genuss beschäftigt, kennen ihn diejenigen, die die Fachliteratur genauer verfolgen. Er betreibt außerdem einen Großhandel mit Wein, unter anderem gibt es da auch einen eigenen Sekt und Aperitifs. Natürlich bringt diese Tätigkeit ausgiebige Reisen und Kontakte zu Weinerzeugern mit sich. Dann gibt es da noch den bildenden Künstler mit einem eigenen Atelier, praktischerweise nur eine Treppe weit vom Weinlager…
An beiden Abenden wurden jeweils 18 Weine in sechs Dreiergruppen („flights“) vorgestellt. Zum Trennen der Proben diente Brot und kühles Wasser, das Eckhart Bald (s. u.) aus eigenem Brunnen bereitstellte. Während es bei der Einführung im April eher um Gesamteindrücke ging, wurden nun Kriterien besprochen, die zu diesem Eindruck beitragen. Dabei wurde deutlich, dass stets mehrere Sinne zusammenspielen. So ist zunächst das Auge gefordert: Die Farbe eines Weins, wie sie bei neutraler Beleuchtung gegen eine weiße Fläche am besten gesehen werden kann, verrät manchmal etwas über das Alter oder das Lagerungspotenzial eines Weins, kann aber auch einfach als ästhetische Komponente gewertet werden. Ähnliches gilt für die Klarheit oder Reinheit. Es überrascht nicht, dass Geruch und Geschmack wichtige Komponenten zur Weinbeurteilung sind. Für die Evolution war wichtig, dass diese beiden Sinneseindrücke nicht wertfrei aufgenommen werden können, sondern aus Gründen der Nahrungswahl und der Warnung vor Gefahren stets positiv oder negativ belegt sind. Nur längerer Erfahrung zugänglich sind dagegen Ausprägungen von Geruch und Geschmack die für eine Rebsorte oder ein Terroir typisch sind. Aus allen hier genannten Komponenten wird dann ein Gesamteindruck. Damit schloss sich der Kreis zum Ausgangspunkt in den Grundkursen. Jetzt allerdings konnten wir bewusster benennen, wie der Eindruck sich zusammensetzt. Damit besteht auch die Möglichkeit der Weinbewertung nach einem Punktesystem, das wir ebenfalls kennen lernten. Gewichtet man die oben genannten Komponenten mit bis zu 2 bei Farbe und Reinheit, bis 4 beim Geruch, bis 7 beim Geschmack und bis 5 beim Gesamteindruck, so erhält man eine Summe im Bereich von 0 bis 20 (ähnlich dem französischen Schulnotensystem). Man kann sich vorstellen, dass hierin Stoff für Diskussionen liegt.
Natürlich lag keiner der Weine im unteren Punktebereich, eher schon tat es häufiger weh, den Rest einer Probe wegzugeben. Andererseits: Größere Mengen von 18 Weinen zu trinken würde den Eindruck der späteren Weine kaum noch zugänglich machen. Außerdem würde man vielleicht sein Fahrzeug nicht mehr finden und das wäre dann auch gut so…
Sehr angenehm war auch der äußere Rahmen: In den Räumen von Eckhart Bald (Naturmöbel) haben wir schon manche gelungene Veranstaltung erlebt, und der eine oder andere hat vor oder nach den Proben im Nebenraum seine Traumküche ausgesucht oder auch nur den Stuhl noch einmal genauer betrachtet, auf dem man den ganzen Abend überaus angenehm saß. Danke, dass wir hier diese gelungene Veranstaltung genießen konnten!
(Wolfgang Hack)