16.+23.04.2010: Was man schon immer über Wein wissen wollte ...

Was man schon immer über Wein wissen wollte…

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…konnte erfahren, wer am 16. und am 23. April an den Slow Food-Kursen über Weißwein und Rotwein teilnahm.

Durch die beiden Abende führte Martin Wurzer-Berger, ein Mann mit vielen Talenten: Als Weinautor und als Herausgeber des „Journal culinaire“, einer Zeitschrift, die sich wissenschaftlich mit Themen um Essen, Trinken und Genuss beschäftigt, kennen ihn diejenigen, die die Fachliteratur genauer verfolgen. Er betreibt außerdem einen Großhandel mit Wein, unter anderem gibt es da auch einen eigenen Sekt und Aperitifs. Natürlich bringt diese Tätigkeit ausgiebige Reisen und Kontakte zu Weinerzeugern mit sich. Dann gibt es da noch den bildenden Künstler mit einem eigenen Atelier, praktischerweise nur eine Treppe weit vom Weinlager…

Martin Wurzer-Berger hatte für den Abend mit dem Titel „Weißwein für Einsteiger“ 18 Weine ausgesucht, eingeteilt in gleichzeitig dargebotene Dreiergruppen („flights“). Es ging um Sekt und Champagner, Weine eines Winzers aus dem Markgräflerland aus verschiedenen Rebsorten, Weißburgunder verschiedener Provenienz, ebenso Chardonnays und Rieslinge (darunter zwei mit extrem langer Gärung), schließlich Weine mit hoher Restsüße, wie man sie mit Botrytis-Wirkung, durch Abbruch der Gärung mit Alkoholzusatz oder durch das partielle Einfrieren der Beeren beim Eiswein erreicht.

Bei der Besprechung der Weine, die sich an die spontanen Eindrücke der Teilnehmer anschloss, ging es immer überwiegend um den Gesamteindruck des Weins, den Genusswert, nicht primär um einzelne Komponenten des sensorischen Eindrucks. So waren die Erläuterungen und Kommentare auch gerade für Einsteiger gut zugänglich ohne für etwas Erfahrenere trivial zu wirken. Locker eingeflochten wurden die Grundinformationen über die Weinherstellung, dazu Informationen zur aktuellen Diskussion über „den richtigen Verschluss“ für Wein und über die Polarität Spontangärung - Reinzuchthefe.
Der Rotweinabend war ebenso strukturiert: Sechs Dreiergruppen, Grundinformationen, so z.B. zur Maischegärung, durch die sich Rotwein wesentlich vom Weißen unterscheidet, gab es eingestreut nach Bedarf und Fragen.

In den Gruppen ging es einmal um die Verschiedenartigkeit von Rotweinen am Beispiel Syrah, Spätburgunder und Gamay, dann um drei verschiedene Cuvées. In der dritten Gruppe gab es Weine von der Loire, die durchaus kontrovers diskutiert wurden. Positiv gesagt, es ist auch ein Zeichen von Eigenständigkeit, wenn ein Winzer nicht vordergründige Gefälligkeit anstrebt, sonders den Charakter einer Rebsorte oder eines Gebietes betont. Die vierte Gruppe enthielt Weine aus der Malbec-Rebe, allerdings grundsätzlich verschiedener Herkunft, einmal Patagonien, zweimal Cahors. Natürlich musste es eine eigene Gruppe geben mit Weinen aus der Rebsorte Cabernet sauvignon, allein wegen ihrer hohen Bedeutung für die Bordeaux-Weine. Fast ein Glück, dass uns hier auch der einzige „Korkschmecker“ der beiden Abende ansprang. Wer es zuvor nicht kannte, konnte einmal deutlich TCA riechen. Die letzte Gruppe war den Spätburgundern gewidmet. Zu Schluss gab es noch als besonderes Glanzlicht einen ungewöhnlichen Banyuls, nicht oxidativ ausgebaut.

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Sehr angenehm war auch der äußere Rahmen: In den Räumen von Eckhart Bald (Naturmöbel) haben wir schon manche gelungene Veranstaltung erlebt, und der eine oder andere hat vor oder nach den Proben im Nebenraum seine Traumküche ausgesucht oder auch nur den Stuhl noch einmal genauer betrachtet, auf dem man den ganzen Abend überaus angenehm saß. Danke, dass wir hier sein konnten!

Nach den beiden gelungenen, genussreichen und informativen Abenden ging es sehr zufrieden nach Hause - wegen der großen Zahl der verkosteten Weine in vielen Fällen mit Taxi oder „Abholdienst“, nicht ohne zuvor zu versichern, dass man sich im Spätherbst zu den Fortgeschrittenen-Abenden wieder sehen möchte.

(Wolfgang Hack)

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