Präsentation "Kasseler Strünkchen" in der Markthalle Kassel

Das Kasseler Strünkchen wird auch als Sommerendivie oder Schlobberkohl bezeichnet. Diese nordhessische Salatsorte vereint die Eigenschaften der Romana- und der Stängelsalate. Von der jüngeren Pflanze werden die unteren Blätter gepflückt und als Salat verwertet. Die besonders dick wachsenden Stängel werden kurz vor dem Öffnen der Blüten geerntet und mit den restlichen Blättern zu Gemüse verarbeitet. Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Salat regelmäßig in nordhessischen Hausgärten angebaut. „Schlobberkohl“ war ein beliebtes Gemüsegericht in Kassel und Umgebung. Heute haben viele Nordhessen nur noch eine vage Erinnerung an das Gericht. Als eine von mehreren Romana-Salaten ist der Samen noch bei mehreren Saatgutherstellern erhältlich. Die Bedeutung als „Zweinutzungspflanze“ (Salat – Gemüse) ist aber weitgehend verloren gegangen.
Im letzten Winter wurde das Kasseler Strünkchen nach der Ahlen Wurscht als zweites nordhessisches Lebensmittel in die Arche des Geschmackes von Slow Food aufgenommen. Ziel von Slow Food ist es, das Kasseler Strünkchen wieder stärker ins Bewusstsein der Nordhessen zu bringen und dem Strünkchen wieder einen größeren Platz in der regionalen Küche zu verschaffen. Dazu gehört auch, dass es auf den Speisekarten von Gaststätten auftaucht, die regionale Gerichte anbieten. Dementsprechend wurden auch die Betreiber der Nordhessischen Genussführerrestaurants gezielt angeprochen.
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Zu Beginn der Strünkchen-Saison veranstaltete Slow Food Nordhessen in der Markthalle in Kassel am Samstag, dem 1. August 2015 von 8:00 – 12:00 Uhr eine Präsentation des einst beliebten nordhessischen Gemüses. Die Markthalle als Ort wurde ausgewählt, weil hier noch einige Gartenbaubetriebe das Kasseler Strünkchen als Jungpflanze für den Hausgarten und als Gemüsepflanze für Kasseler Haushalte anbieten.
Neben Informationen zur einst verbreiteten nordhessischen Gemüse-Spezialität an einem Stand von Slow Food gab es Kostproben vom Strüncken, die der Kasseler Kochclub zubereitet und serviert hat. Die Probierschälchen mit gekochten Strünckchen in einer Bechamelsoße wurden von vielen Marktbesuchern probiert. Bei vielen älteren Nordhessen rief das Erinnerungen an die Kindheit wach.
Ein Kamerateam des Hessischen Rundfunks war während des ganzen Vormittages anwesend, am nächsten Werktag gab es einen ausführlichen Bericht in der „Hessenschau“ von hr3. Auch die Hessisch-Niedersächsische-Allgemeine würdigte die Aktion mit einem ausführlichen Bericht im Kasseler Regionalteil.
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Die Convivienleitung und die anwesenden Mitglieder waren sich am Ende der Aktion einig, dass dies ein gelungener Auftakt für das neue Archeprodukt war, dass aber noch viel zu tun ist, um ein funktionierendes Netzwerk für das Strünkchen von Gärtnereien, Gaststätten und an der Entwicklung einer selbstbewussten Region Nordhessen interessierten Menschen zusammen zu bringen und zu festigen. Vielleicht lässt sich auch für das Strünkchen ein Förderverein nach dem Vorbild der Ahlen Wurscht gründen.
Das Convivium Nordhessen ist weiterhin an alle Informationen zu Geschichte, Rezepten, Fotos und anderen Dokumenten zum Kasseler Strünkchen interessiert.

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