Blauer Silvaner in die Arche des Geschmacks aufgenommen

Lang hat es gedauert, nun ist der Blaue Silvaner in die Slow Food Arche des Geschmacks aufgenommen worden. Zwar hatten wir schon im Silvanerjahr 2009 mit ersten Recherchen auf Initiative von Dr. Herrmann Kolesch begonnen, fertig gestellt hat den erforderlichen Antrag aber dann unser Mitglied Friedrich Barfs unter Einbeziehung der Experten Dr. Gabriele Brendel, Bernhard König (SF Mitglied) vom Weingut König in Randersacker und Martin Steinmann vom Weingut Scloss Sommerhaus.

Trauben vom Blauen SilvanerDer Silvaner ist die typische fränkische Weißwein-Rebsorte. Sie wurde erstmalig 1659 urkundlich erwähnt. Bis ins 20. Jahrhundert war der Silvaner wie damals üblich als gemischter Satz verbreitet, zu dem auch der Blaue Silvaner gehörte. Dieser ist zusammen mit dem Grünen, Gelben und Rotem Silvaner Ergebnis der Einteilung der Silvanerrebe nach der Farbe der Beeren.

Die Trauben des Blauen Silvaners sind mittelgroß und dicht-beerig. Die Traubenbeeren haben eine rundliche, mittelgroße Form. Eine Besonderheit ist die Färbung der Beeren: In der Reifezeit nehmen diese eine dunkelrote bzw. violette oder blaue Farbe an. Daher auch der Name „Blauer Silvaner“. Ampelografisch lassen sich Blauer und Grüner Silvaner bis zur Reifezeit fast nicht voneinander unterscheiden. Im Durchschnitt erreicht der Blaue Silvaner mindestens einen genauso hohen Öchslegrad wie der Grüne Silvaner.

Mit einer gewissen Maischestandzeit je nach Ausbaurichtung kann der Wein des Blauen Silvaner kupfergolden bis lachsrot werden. Um eine Rotweinsorte handelt es sich aber nicht, weil der Wein bei der Maischegärung nicht viel Farbe abgibt. Anthocyane oder auch Pflanzenfarbstoffe, die für eine rote, violette, blaue oder blauschwarze Färbung sorgen, sind im Fruchtfleisch der Beeren des Blauen Silvaner sehr gering enthalten oder fehlen ganz.

Es ist heute noch unklar, ob der Blaue Silvaner die Ursprungsrebe des Grünen Silvaner oder eine Mutation desselben ist. Erwähnt bzw. beschrieben wird der Blaue Silvaner im „Handbuch über die Obstbaumzucht und Obstlehre“ bereits um 1804 und in „Der Rheinische Weinbau“ um 1827. Diese Rebsorte war also schon bekannt, aber neben dem Grünen, Gelben und Roten Silvaner als Bestandteil des gemischten fränkischen Satzes. Auf die einzelnen Silvanervarianten wurde dabei bis ins 20. Jahrhundert nicht so viel Wert gelegt.

Erst 1964 fand der Sommerhäuser Winzer und Rebzüchter Kaspar Steinmann in einer 1,3 ha großen Anlage mit Grünem Silvaner einen (!) Stock von der blauen Variante. Die visuelle Bonitur zeigte deutliche positive Merkmale im Vergleich zu den benachbarten Rebstöcken des Grünen Silvaner.

Bis heute hat der Blaue Silvaner immer noch eine vergleichsweise geringe Anbaufläche: 2018 betrug nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes die bestockte Rebfläche in Deutschland 29 ha. An der gesamten Silvaner-Anbaufläche hatte der Blaue Silvaner somit nicht mal einen Anteil von einem Prozent.

Durch den höheren Gerbstoffgehalt in der Beerenschale des Blauen Silvaner ist die Aromazusammensetzung etwas anders als beim Grünen Silvaner: Töne von milder Birne, Quitte Honig sind reduziert. Apfel, Stachelbeere und Gras/vegetativ lassen sich in ähnlicher Ausprägung wie beim Grünen Silvaner feststellen. Beim Blauen Silvaner kommt allerdings eine Mischung aus mineralischen, sehr feinen Bitterstoffen hinzu.

 

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