Schlösser, Wein und Limes

Die diversen Zweige der hochadeligen Häuser Hohenlohe haben überall im Hohenlohischen repräsentative Schlösser gebaut. Geradezu gehäuft finden sie sich im südlichen Westen: auf engstem Raum vier fürstlich-repräsentative Bauten in Pfedelbach, Öhringen, Neuenstein und Waldenburg. Bewohnt von der Linie Hohenlohe-Öhringen wird nur das Schloss Waldenburg an der Spitze des Bergsporns, unübersehbar rund 100 Meter über der Hohenloher Ebene. Brände durch Artilleriebeschuss in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zerstörten es weitgehend; auch das hübsche Städtchen selbst erlitt das nämliches. Ab 1948 begann der 15-jährige Wiederaufbau beider – das Schloss äußerlich nach historischem Vorbild, im Innern freilich vereinfacht. Unversehrt sind die traumhaften Ausblicke auf die ausgebreitete Ebene vom Lachnerturm, ebenso von der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit ihren Wehr- und Wachtürmen. Doch auch das Städtchen selbst ist sehenswert und darüber hinaus ein vorzüglicher Ausgangspunkt für Wanderungen in den Wäldern der Waldenburger Berge.

Das Schloss Neuenstein in Neuenstein, wenige Kilometer westlich von Waldenburg, beherbergt heute das Hohenlohe-Museum und ist im Besitz des Hauses Hohenlohe. Der beeindruckende Renaissancebau aus Neuensteiner Sandstein, zur Stauferzeit als Wasserburg gegründet (ein Überbleibsel ist der Turm – der einstige Bergfried - in der Nordwestecke), erfuhr Anfang des 20. Jahrhunderts erhebliche Veränderungen: zwei bis drei Stockwerke mehr, Renaissance-Giebel, Torhaus und Lusthaus. Das Museum birgt wertvolle Kunstwerke und Raritäten ebenso wie das Zentralarchiv des Hauses Hohenlohe, den prachtvollen Kaisersaal, den waffenstarrenden Rittersaal sowie die originale spätmittelalterliche Schlossküche von 1495. Öffnungszeiten: Karwoche bis 15. November, 9-12 und 13-17.30 Uhr außer Montag.

Öhringen
Sechs Kilometer westlich reiht sich im Herzen von Öhringen das Schloss derer von Hohenlohe-Öhringen. Anfang des 17. Jahrhunderts im Renaissance-Stil erbaut für die verwitwete Gräfin Magdalena von Hohenlohe, erweiterten nachfolgende Grafen und Fürsten des Geschlechtes das Ensemble. Seit 1961 samt Schlossgarten Eigentum  der Stadt Öhringen ist es Sitz der Stadtverwaltung; bis 2009 baute die Schlosskellerei Fürst Hohenlohe-Öhringen in den Kellern ihren Wein aus, was nunmehr im hübschen und ländlichen Stadtteil Verrenberg geschieht.
     Sehenswert ist das mittelalterliche Stadtbild der Kernstadt, nicht zuletzt auch durch seine römische Geschichte. Vor 1.800 Jahren standen hier zwei Kohorten-Kastelle mit je 500 Mann Besatzung zum Schutz des Limes, eine  Pfahlwand mit Graben am östlichen Rand der Öhringer Altstadt von Norden nach Süden verlaufend, mit  Lagerdörfern und dem zivilen Dorf Vicus Aurelianus – so hieß Öhringen damals. Details bietet das Weygang-Museum in der Karlsvorstadt (geöffnet für Einzelbesucher sonntags 11 – 17 Uhr). Ein Rundweg in Öhringen, die „Via Aureliana“, zu den römischen Fundstellen und Dokumentationen gibt historisch Interessierten einen vertiefende Eindrücke; das Faltblatt dazu gibt’s im Rathaus im Schloss.

Limesblicke und Wein
Eine recht neue Attraktion sind spezielle Aussichtsplattformen: die „Limesblicke“. Auf ihnen kann man den Verlauf des einstigen Grenzwalls als Blickbeziehung erleben. Der Limesblick in Öhringen liegt auf dem nahen Hornberg, wo man im Norden jenen auf dem Pfahldöbel (zwischen Westernbach und Pfahlbach) erblickt und im Süden jenen bei Pfedelbach-Gleichen. 11 Kilometer Limes überblickt man so, wobei Landmarken im Gelände dessen Verlauf unterstützen.
     Wer seinen Blick aber weiter schweifen lässt, erkennt: die Landschaft ist vor allem vom Wein- und Obstbau geprägt. Eines der größten Obstbaugebiete Baden-Württembergs, immerhin rund 100 Hektar, sieht man nordwestlich im Öhringer Becken. Und auch der schweifende Blick nach Süden belehrt, dass der Fuß der Waldenburger Berge und – westlich - des Mainhardter Waldes üppig mit Rebgärten gesegnet ist, deren Monokultur freilich immer wieder durch Obstgärten und –plantagen unterbrochen wird. Die bekanntesten Weinlagen befinden sich bei Bretzfeld, Öhringen und Pfedelbach, einen besonders guten Namen haben der „Verrenberg“ bei Öhringen und der „Dachsteiger“ im Tal der Ohrn bei Pfedelbach-Heuholz, wo man sich auch in einem Weinlehrpfad über die Rebsorten kundig machen kann. Die Weine der Region sind vor allem Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, aber auch Chardonnay und Traminer. Bei den roten dominieren Trollinger, Lemberger und Samtrot.

Pfedelbach rühmt sich nicht nur seiner Weine und Obste, sondern auch seines Renaissance-Schlosses. Der strahlend weiße Bau mit wuchtigen Rundtürmen an den Ecken, einst ein Wasserschloss, wurde von Graf Hohenlohe-Waldenburg–Langenburg erbaut. Geplant hatte er es als Wintersitz. Doch es kam anders: Im Schloss Waldenburg feierte er mit Verwandten und Freunden eine Fastnachts-Party im Februar 1570. Die Damen als Engel gekleidet (mit brennenden Kerzenkronen), die Herren als Teufel, sich verunstaltend durch mit Werg ausgestopfte Gewänder. Bei einem leichtsinnigen Mummentanz kam einer der Herren wohl einer Kerze zu nahe. Das Werg loderte sofort und griff über zu anderen Herrenkostümen: vier der Herren wurden schwer verletzt und starben kurz darauf, darunter auch der Hausherr. Seine Witwe Agathe, geborene Gräfin von Tübingen, war es dann, die das Schloss vollenden ließ und als Witwensitz 1572 bezog. Bis 1747 residierte die Linie Hohenlohe-Waldenburg-Pfedelbach im Schloss, danach gab es wechselnde Bewohner. Seit 1962 ist die Stadt der Eigentümer und einige Familien wohnen als Mieter. Sehenswert ist der Innenhof mit den toskanisch anmutenden Arkaden und den beiden übereinandergestapelten Umgängen, ebenso die Schlosskapelle, in der sich Brautleute heute gerne trauen lassen. Eine echte Besonderheit freilich ist der lokale Dialekt, das Jenisch. Heute sprechen ihn nur noch wenige, doch pflegt man diese mittelalterliche Sprache wieder, die einst die Sprache des fahrenden Volkes war.

*) Betriebe mit * sind mit Slow Food verbunden:

Gut essen in der Nähe:
Bretzfeld-Bitzfeld: Gasthaus zum Löwen*, Alte Str. 15

Gut einkaufen beim nahen Erzeuger:
Pfedelbach-Heuholz: Weingärtnergenossenschaft Heuholz eG*, 
Pfedelbach-Windischenbach: Hofmetzgerei Hack*, Lindelberg 3

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