2011.03. Percy

Percy Schmeiser

Ulrike Rohlmann, Netzwerk Imker für gentechnikfreie Regionen, durfte unter anderem auch die Grüne Bürgermeisterin Aachens, Hilde Scheidt, begrüßen. Im Rahmen der Diskussion ermutigte sie die Aachener Bürger der Politik öfter auf die Füße zu treten und auf Missstände hinzuweisen.
Bernward Geier, COLABORA, stellte Louise und Percy Schmeiser vor und bat Percy auf die Bühne. Dieser erklärte zu seinem Hintergrund, dass er in zweiter Generation als Rapsbauer in Westkanada Felder bestellt und sich auch aktiv als Politiker für die Agrarwirtschaft eingesetzt hat. Außerdem betonte er, dass seine Frau Louise sich über fünf Dekaden mit der Zucht und Kreuzung von Raps beschäftigte. Das Ergebnis war ein Raps, der gegen zwei Schädlinge resistent ist.


Bernward Geier, COLABORA, stellte Louise und Percy Schmeiser vor und bat Percy auf die Bühne. Dieser erklärte zu seinem Hintergrund, dass er in zweiter Generation als Rapsbauer in Westkanada Felder bestellt und sich auch aktiv als Politiker für die Agrarwirtschaft eingesetzt hat. Außerdem betonte er, dass seine Frau Louise sich über fünf Dekaden mit der Zucht und Kreuzung von Raps beschäftigte. Das Ergebnis war ein Raps, der gegen zwei Schädlinge resistent ist.


Gefahren von gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft

Percy Schmeiser beschrieb wie blauäugig die Landwirte in Kanada mit dem Thema Gentechnik umgegangen sind, als sie den Versprechungen von Monsanto & Co Glauben geschenkt haben. Allerdings betonte Percy Schmeiser, dass die Landwirte, welche auf gentechnisch verändertes Saatgut setzten, statt den versprochenen Ertragssteigerungen deutliche Ertragseinbussen hinnehmen mussten. Erschreckenderweise mussten die Landwirte sogar mehr Pestizide und Herbizide verwenden als zuvor. Dieser superresistente Raps verbreitet sich nahezu überall, in Städten auf Friedhöfen und Parks. Auch bleiben diese Phänomene  nicht auf Raps beschränkt, da Raps mit allen Kohlarten und vielen Gemüsesorten, wie Radieschen, verwandt ist, so dass eine Mischung des Erbguts unausweichlich ist.


David gegen Monsanto

Nach diesem kurzen Einführung in die Probleme mit gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft fing Percy Schmeiser an, von seinem Kampf gegen Monsanto zu berichten. Dieser bagann als Monsanto gentechnisch veränderten Raps auf den Feldern der Schmeisers fand. Daraufhin warf der Konzern den Schmeisers vor, seine Patente zu verletzen und reklamierte jegliches Saatgut und die komplette Ernte als Monsantos Eigentum. Außerdem verklagte Monsanto die Schmeisers wegen der Patentsverletzung auf 200.000 Dollar. Dieser ersten Klage folgten weitere, um die Schmeisers, die für die Prozesskosten Haus und Hof als Sicherheit einlegten, weiter unter Druck zu setzen. Im Rahmen der Verfahren kämpfte Monsanto mit bis zu 20 Anwälten gegen die Schmeisers, welchen lediglich ein junger engagierter Anwalt zu Seite stand. Die Einschüchterungsversuche von Monsanto waren nicht nur rein juristischer Natur, sondern wurden Bestandteil des täglichen Lebens der Familie. Autos von Monsantos Detektiven parkten in der Einfahrt, um die Schmeiser auf Schritt und Tritt zu beobachten.
Familie Schmeiser klagte sich durch alle Instanzen. Alle entschieden aufgrund des geltenden Patentrechts in Kanada für Monsanto. Erst vor dem obersten Bundesgericht war es Ihnen möglich abseits der Patentverletzungsvorwürfe eine eigene Stellungnahme einzubringen. Die Schmeisers argumentierten folgendermaßen:
 Erstens ist es Grundrecht eines Bauerns, das von ihm gesähte und geerntete Saatgut zu reinigen und wieder zu verwenden.
 Zweitens kann und darf es kein Patent auf Leben geben.
Das Gericht entschied, dass Monsanto keinerlei Ansprüche gegen die Familie Schmeiser hat, aber auch dass das Patentrecht gültig ist und das kontaminierte Saatgut Monsanto gehört. Außerdem mussten beide Parteien für Ihre Prozesskosten selber aufkommen. Diese beliefen sich für Schmeisers auf rund 500.000 Dollar und für Monsanto auf 2.000.000 Dollar.


Später Triumph

Aufgrund des Prozessausgangs musste Familie Schmeiser den Rapsanbau einstellen und pflanzt seitdem Senf an. Damit war der Konflikt aber noch nicht zu Ende, denn plötzlich wuchs inmitten des Senfs Raps. Es stellte sich heraus, dass dieser ein von  Monsanto gentechnisch veränderter Raps war. Aber dies konnte Schmeisers nicht mehr aus der Ruhe bringen. Sie schrieben Monsanto einen Brief, mit der Bitte, den Raps einzeln per Hand zu entfernen. Monsanto willigte ein, verlangte aber kurz vor der Reinigungsaktion eine Verschwiegenheitserklärung, die die Schmeisers und ihre Ahnen verpflichten sollte nie wieder über Monsanto und das Vorgefallene zu sprechen. Daraufhin halfen die Nachbarn von Familie Schmeiser, mit den Raps aus 25 Hektar Land einzeln herauszureißen. Dies wurde Monsanto in Rechnung gestellt.  Nachdem Monsanto dieser Schuld nicht nachkam, klagten Sie diesmal gegen Monsanto und gewannen. Damit hatten es die Schmeisers geschafft, einen Präzedenzfall zu schaffen, der dem Verursacherprinzip auch bei Patentklagen gerecht wird.

Abschließend stellte Percy Schmeiser heraus, dass er die Menschen in Europa nicht bervormunden will, sondern dass er ihnen nur aufzeigen möchte, welche Gefahren gentechnisch veränderte Pflanzen bergen. Er sieht es als seine Aufgabe an, uns zu warnen, damit wir nicht so uninformiert wie die Bauern in Kanada  von den Versprechungen der Gentechniklobby verführen lassen.


Podiumsdiskussion

Die anschließende Diskussion mit Dr.  Ebner, Slow Food Deutschland e.V., sowie Dr. Mauckner, Ökologischer Ärztebund, und Dr. Then, Testbiotech e.V.,  und  hatte die Frage zum Inhalt inwiefern diese Technologie überhaupt noch aufzuhalten ist. Hier konnten die Diskutanten beruhigen, dass nicht alle Pflanzen sich über so weite Distanzen ausbreiten wie Raps. Wichtig wäre vor allem, dass es keine Freilandversuche gibt. Desweiteren wurde gefragt, wie beziehungsweise ob das Patentrecht in Europa die Erzeuger vor Saatgutmonoplisten schützt. Hier hat das europäische und deutsche Recht bereits mit einer Klausel nachgebessert, die den Landwirt besser schützt als in Kanada. Trotz alledem muss festgehalten werden, dass das Patentrecht und vor allem die Zuständigkeit für dieses deutlichen Nachholbedarf aufweisen. Außerdem wurde darüber diskutiert, welchen Einfluss der Verbraucher auf die Verbreitung von gentechnisch veränderten Organismen nehmen kann. Hier wurde betont, dass der Konsument eine Wahl hat welche Produkte er kauft. Außerdem kann und muss er auch politisch Einfluss nehmen. 

Also ganz nach dem Motto von Slow Food: „Essen ist eine politische Handlung!“

Text: Jonannes Ebner

 


 

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