2015.12.04 Werksbesichtigung Pfeifer & Langen

Besichtigung der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen 4.12.2015

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Ein Kritikpunkt sind hierbei die in vielen Fertigprodukten enthaltenen versteckten Zucker, die für den durchschnittlichen Verbraucher nicht immer leicht zu erkennen sind.

Gute Gründe also, uns über die heimische Zuckerproduktion zu informieren. Wir haben daher das Werk Euskirchen von Pfeiffer & Langen, einem 1870 gegründeten Familienbetrieb, besichtigt und konnten durch Vortrag, Diskussion und Rundgang einen umfassenden Eindruck gewinnen.

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Hier werden während der (Ernte-) Kampagne bis zu 10000 Tonnen Zuckerrüben täglich, die ausschließlich von Bauern der Region angeliefert werden, verarbeitet.

1050 Landwirte mit einer Produktionsfläche von etwa 16000 Hektar sorgen für die benötigten Rüben.

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Die Bauern erhalten im Rahmen ihrer Quote eine feste Vergütung, abhängig vom Zuckergehalt der Rüben, der etwa 16% beträgt.

Für ein Kilo Zucker braucht man also etwa 7 Rüben, für die der Bauer etwa 18 ct erhält.

Die Reglementierung der Rüben- wie auch der Zuckerverkaufspreise gilt allerdings nur noch bis einschließlich 2016, danach droht die Anpassung an das niedrigere Weltmarktpreisniveau.

Zuckergewinnung (Grafik: Pfeifer & Langen)

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Im Rahmen unseres Rundganges sind wir die Stationen der Verarbeitung der Zuckerrüben abgelaufen, die hier schematisch dargestellt sind.

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Auf den Feldern beginnt die maschinelle Ernte der Zuckerrüben etwa Mitte September. Die anschließende Verarbeitung zu Zucker in der Fabrik geschieht innerhalb von 80 - 100 Tagen und ist spätestens Anfang Januar beendet. Der Verarbeitungsprozess erfolgt in vielen Schritten:

1. Nach der Anlieferung in der Zuckerfabrik werden die Rüben gewaschen und zerkleinert.

2. Die Rübenschnitzel kommen in kontinuierlich arbeitende Extraktionsapparate, in denen ihnen der Zucker mit Hilfe von heißem Wasser weitgehend entzogen wird.

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3. Der so gewonnene Rohsaft enthält nicht nur viel Zucker, sondern auch noch verschiedene Unreinheiten aus der Rübe, die entfernt werden müssen. Bei der Filtration werden die Fremdsubstanzen durch Zusätze gebunden und vom Rohsaft getrennt. Daraus wird dann Düngekalk und aus den ausgepressten und getrockneten Schnitzeln Viehfutter. Jetzt steht der hellgelbe Dünnsaft zur Verfügung

4. Der Reinigungsprozess erfolgt nach einem speziellen Verfahren mithilfe von Kalk und Kohlensäure.

5. Den gereinigten Rohsaft nennt man Dünnsaft, der etwa 15 Prozent Zucker enthält. Dem Dünnsaft wird in der Verdampfstation bei sorgfältiger Temperaturwahl Wasser entzogen – das Ergebnis ist der Dicksaft. In ihm stecken 70 bis 75 Prozent Zucker und andere lösliche Rübeninhaltsstoffe.

6. Der Dicksaft wandert nun in die Kochstation. In der Kochstation wird dem Dicksaft weiter Wasser entzogen. Ist ein bestimmtes Verhältnis von Zucker zu Wasser erreicht, bilden sich unter Einblasen von Puderzucker zahllose kleinste Kristalle. Nach Beendigung des Kristallisationsprozesses hat man die sogenannte Füllmasse, die zu je circa 50 Prozent aus Zuckerkristallen und zähflüssigem Sirup besteht.

7. Diese Füllmasse wird in Maischen langsam kaltgerührt, wobei die Zuckerkristalle weiter wachsen. Aus den Maischen wird die Masse in Zentrifugen (Schleudern) geleitet. Dort wird der Sirup abgeschleudert, die Zuckerkristalle bleiben zurück und werden durch eine Wasser- oder Dampfdusche von den bräunlichen Sirupresten gereinigt. Heraus kommt der Weißzucker.

8. Er wird abgekühlt, getrocknet und zum Schluss in Säcke oder Tüten für den Verkauf abgepackt.

9. Der abgetrennte Sirup wird zur besseren Ausbeute noch zweimal eingedampft und kristallisiert.

10. Zuletzt wird sogenannte Melasse abgeschleudert, die vor allem zur Herstellung von Hefe und Alkohol, Milch- und Citronensäure sowie – mit Rübenschnitzeln vermischt – als wertvolles Futtermittel verwendet wird.

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Um Zucker allerbester Qualität, sogenannte Raffinade, zu erzeugen, muss der Weißzucker noch weiter filtriert und kristallisiert werden. Nach mehreren Arbeitsgängen erhält man schneeweiße, völlig reine Raffinade.

Die gesamte Produktionsanlage ist auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit ausgerichtet, von der vollbiologischen Kläranlage bis zur Biogasverwertung bei der Schnitzeltrockung.

Quelle: Pfeifer & Langen

Wir waren besonders beeindruckt, dass alle Reststoffe aufbereitet und weiterverwendet werden.

- die (abgewaschene) Erde nach Sterilization als Nährsubstrat

- die Kalkreste als nährstoffangereicherter Kalkdünger

- die (ausgelaugten) Rübenschnitzel als Viehfutter (mit oder ohne Anreicherung mit Melasse)

- das Wasser aus den Rüben wird aufbereitet und als Prozesswasser verwendet (z.B. für das Waschen der Rüben) und nach biologischer Klärung abgeleitet

Gerne hätten wir noch die Herstellung von Spezialzuckern (brauner Kandis, Farinzucker wie er z.B. für die Herstellung von Aachener Printen benötigt wird) besichtigt, dies war aber aus Geheimhaltungsgründen nicht möglich.

Bestens informiert, ein wenig erschöpft und mit einer Tüte „Süsses“ versehen verliessen wir das Werk.

Wir bedanken uns bei unseren engagierten Führern.

Pfeifer & Langen

Text: Th. u. B. Zaengel    Fotos: Beate Zaengel

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