Tauberzell - Bettwar

Von Tauberzell über Finsterloh nach Bettwar

Die Romantische Straße begleitet den Fluss durchs Taubertal 60 Kilometer lang zwischen Tauberbischofsheim und Rothenburg ob der Tauber. Nach Creglingen beim Ortsteil Archshofen wird die bislang gut ausgebaute Straße enger und kurvig und lässt dem Automobilisten wenig Möglichkeit, die kleinen Besonderheiten abseits wahrzunehmen. Besser sind die Radler dran, die auf gut ausgebauten Wirtschaftswegen die Landschaft besser aufzunehmen in der Lage sind. Ein besonders schönes Stück, das allerdings dem Radfahrer Kondition und auch dem Kraftfahrer etwas Mut abfordert, verbirgt sich auf der Höhe der linken Uferseite zwischen Tauberzell und Bettwar, beide sehenswerte Kleinodien, unbeachtet zumeist von den Autofahrern.
       Tauberzell selbst ist ein verwinkeltes, schmuckes, typisch fränkisches Dörflein, wo im März seit einigen Jahren an einem Sonntag für fünf Stunden ein Genießermarkt im Slow Food Geiste stattfindet mit knapp 40 Erzeugern der Region. Berühmt ist Tauberzell freilich durch den Weinautor Stuart Pigott geworden mit seinem Lob der Weine, vor allem des Müller-Thurgau aus der Lage „Hasennestle“ – eine Steillage, flurbereinigt entlang der Tauber, belassen wie einst mit Steinriegeln in den Nebentälern. Im „Landhaus zum Falken“, das traditionsreiche Haus blickt auf eine über 400-jährige Geschichte zurück, logiert man komfortabel und speist in der ländlich anmutenden Gaststube die saisonale Küche der Region von Patron und Küchenchef Lars Zwick: gut, solide, voller Geschmack und ohne Schnörkel.
       Wir verlassen Tauberzell flussaufwärts. In Tauberscheckenbach biegen wir in der Ortsmitte nach rechts die Straße hinab, die zur Karrenmühle zeigt und folgen dem Schild „Burgstall“. Die enge Straße führt steil bergauf (für Radsportler eine Herausforderung), dabei dem Autofahrer nur wenige Ausweichstellen bietend. In Burgstall, wie alle Orte hier oben Ortsteile des württembergischen Creglingens, folgen wir dem Richtungsschild zum nahen Ort Finsterlohr - ein durchaus freundlicher Ort. Namensgebend war die einst durch Wald (lohr = mittelalterlich „lohe“ für Wald) verfinsterte, enge und steile Felsenschlucht aus der Dorfmitte hinunter ins Taubertal. Hier hatten sich einst im 13. Jahrhundert die Ritter von Vinsterlohe direkt rechts an der Schluchtkante ein burgähnliches, wehrhaftes und stattliches Schloss gebaut – alte Angaben sprechen von 20 Metern Höhe - und darin für sich und ihre Hörigen eine wehrhafte Kirche, deren Turm als Burgfried diente. Als den Rothenburgern diese Herren zu mächtig wurden, zerstörten sie 1381 das Schloss; das an dieser Stelle heute stehende Haus soll aus Steinen des Schlosses gebaut sein. Übrig blieben die sehenswerte Wehrkirche St. Margarethen, der untere Teil eines Turms und eine stattliche Mauer. Die Herren von Finsterlohe freilich verzogen sich in ihr Schloss nach Laudenbach im Vorbachtal, wo sie als vermögende Herrschaft 1552 im Mannesstamme ausstarben.
       Weiterfahrt über Burgstall, Schonach und Wolfsbuch, wo wir in der Dorfmitte nach links abzweigen Richtung Seldeneck und Bettwar. Die einstige Stammburg der Ritter von Seldeneck an der Steilkante zum Taubertal, 1450 vom Haus Hohenlohe übernommen, ist heute nur noch ein verschwindender Ruinenrest unterhalb des Weilers Seldeneck. Steil führt die Straße hinab ins Tal und über den Fluss nach Bettwar. Einen Besuch wert ist hier die spätromanische Chorturmkirche aus dem 13. Jahrhundert mit dem „Neubau“ des Langhauses aus dem 15. Jahrhundert. Frisch renoviert – auch durch Bürgerengagement – erstrahlt das sehenswerte Innere: die Gemeindebestuhlung aus der Entstehungszeit (um 1490), die Bemalung im bäuerlichen Stil und die wunderschöne Barockorgel des Hochfürstlich Anspachischer Hof-Orgel- und Instrumentenbauers Christoph Gottlieb Hubert; die Bettwarer hatten sie einst den Ansbachern günstig abgekauft. Einen Schlüssel hat der Küster einige Häuser die Straße aufwärts. Als Baudenkmäler eingestuft sind ebenfalls einige der umstehenden Häuser aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.

Gut essen gehen in der Nähe:
Tauberzell: Gasthof Landhaus zum Falken*, Nr. 41
Rothenburg o.T.: Hotel Restaurant Villa Mittermeier*, Vorm Würburger Tor 9

Gut einkaufen in der Nähe:
Creglingen: Bäckerei Hein*, Haupstraße 22; Demeter-Rosenhof Taubertal*, Rothenburger Str. 14

*) Mit Slow Food verbundene Betriebe

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