Bamberg

Prunk, Bürgerstolz und Gartenbau - ein Stadtspaziergang

Von Hans-Werner Bunz

Bamberg ist eine dreiteilige Stadt. Die Bischofsstadt, links der Regnitz am Berg mit dem Ruf des „fränkischen Roms“, erstreckt sich über sieben Hügel wie die katholische Welthauptstadt. Die Bürgerstadt besiedelt die Insel zwischen der Regnitz und dem zum Main-Donau-Kanal ausgebauten rechten Regnitzarm. Jenseits des Kanals lockt die Gärtnerstadt, aus der sich seit dem frühen 14. Jahrhundert die Stadt entwickelte. Das Altstadtensemble – Domstadt, Bürgerstadt und Gärtnerstadt - ist seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe. Ein durchquerender Spaziergang lässt Jahrhunderte erleben; denn kaum anderswo ist die historische Bausubstanz so gut erhalten.

Bester Ausgangspunkt ist das Herz der Bischofsstadt, der Domplatz. Von hier hat man nicht nur einen Überblick über die pittoresk-fränkische Dächerlandschaft der Unter- und der Inselstadt, sondern ist umgeben von Romanik, Gotik, Renaissance und Barock. Romanisch ist der Dom (geweiht 1237) mit dem bildhauerischen Meisterwerk des Bamberger Reiters von 1235, dem Marienaltar von Veit Stoß (1523) und den Hochgräbern des Kaiserpaares Heinrich II. und Gemahlin Kunigunde. Das machtvolle Domgeläut ist eines der größten Deutschlands mit zehn Glocken.

Daneben lockt die Alte Hofhaltung, ein wunderschöner Innenhof, umschlossen von spätgotischen Fachwerkhäusern mit hohen Satteldächern und Restbauten des romanischen Königshofes sowie einem Eingangsbau aus der Renaissance, über dessen Torbogen Reliefs u. a. von Heinrich II. und seiner Kunigunde prangen. Gegenüber erhebt sich die Neue Residenz, erbaut vom fürstbischöflichen Baumeister Johann Leonhardt Dientzenhofer auf Wunsch des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn. Den prunkvollen Lebensstil dieser fürstlichen Gottesmänner kann man bei einer Besichtigung ein Stück nachvollziehen.

Nur wenige Schritte weiter, am Jacobsplatz, lohnt eine der ältesten Sakralbauten Bambergs, die romanische Jacobskirche, einen Besuch: ihre außergewöhnliche Raumwirkung beruht auf dem Vorbild einer altrömischen Basilika. Eine lohnenswerte Alternative ist der Spaziergang hinüber zur barocken Klosterkirche St. Michael mit ihrer außergewöhnlichen Gewölbedecke: ausgemalt als Herbarium zeigt sie ca. 600 Kräuter und Pflanzen. Gleich daneben befindet sich das Fränkische Brauereimuseum.

Vom Domplatz schlendert man die Karolinenstraße hinunter, vorbei an prachtvollen Häusern, die heute Antiquitätenläden beherbergen. Schon von weitem lockt das Alte Rathaus in der Regnitzmitte. Die Brücke durch das im 18. Jahrhundert barockisierte Gebäude aus dem 15. Jahrhundert – rechterhand noch ein Teil des ursprünglichen Fachwerkbaus - verbindet die Bischofs- mit der Bürgerstadt. Ans rechte Flussufer schmiegt sich „Klein-Venedig“, malerische Fachwerkhäuser der Fischer. Hier hat auch die tausendjährige Fischer- und Schifferzunft ihr sehenswertes Domizil, ein Haus aus dem 15. Jahrhundert. Die Bewirtschaftung des Fischrechts auf Regnitz und Main sind bis heute Zunftaufgaben. Auch die Geistlichkeit sorgte sich einst der Fastentage wegen um Fisch: Einige der alten Hälterungsbecken auf der Geyerswörther Regnitzinsel berichten davon.

Die Bürger- und die Gärtnerstadt
Die Bürgerstadt durchquert man nach Überschreiten der geschäftigen Lange Straße – ein relativ geschlossenes Ensemble repräsentativer Bürgerhäuser des 18. Jahrhunderts – entlang des Grünen Markts. Mit seinen barocken, Reichtum verratenden großbürgerlichen Häusern ist er mit seinem barocken Neptunbrunnen – im Volksmund „Gobelmoh“ (Gabelmann) - der Mittelpunkt der Stadt. An allen Werktagen der Woche bieten hier Händler und Gärtner Gemüse und Blumen an. Vorbei am Maximilians-Platz, geprägt von der barocken Front des heutigen Rathauses, 1732 – 1737 erbaut von Balthasar Neumann als fürstbischöfliches Priesterseminar, gelangt man durch die Hauptwachstraße über die moderne Kettenbrücke (nur der Name erinnert an die einstige Konstruktion) hinein in die Gärtnerstadt. Durstigen bietet die Obere Königstraße gleich zwei traditionsreiche Braugasthöfe; Rauchbier ist die Spezialität jenes auf der rechten Straßenseite. Linksseitig gelangt man durch die Letzengasse hinein ins Gärtnerviertel mit seinen kleinen Häusern und den weiträumigen Gärten inmitten der Stadt - einst neben der Domstadt das mittelalterliche Siedlungszentrum. Hier, auf fruchtbarem Boden und im milden Klima des Bamberger Beckens züchten und vermehren auch heute nach traditioneller Art die Bamberger Gärtner autochthone Gemüsesorten: vier sind Passagiere die Slow Food Arche des Geschmacks.

TIPP: Das Gärtner- und Häcker-Museum (Häcker: Weinbauer; es gibt noch einen Weinberg in der Bischofsstadt), Mittelstraße 34 mit Museumsgarten und „Bamberger Sortengarten“. Geöffnet: 1. Mai bis 31. Oktober, Mittwoch bis Sonntag, Pfingstmontag, 11 – 17 Uhr; Führungen nach Vereinbarung.

Gut essen gehen in der Nähe:
Bamberg: Restaurant & Bar Hofbräu Bamberg, Rosengasse 4, Braugasthaus Schlenkerla, Dominikaner Str. 6, Restaurant „Der Pelikan“, Untere Sandstr. 45

Gut einkaufen beim nahen Erzeuger: 
Bamberg: Bäckerei Kerling, Obere Königstr. 12, Confiserie Storath, Lange Str. 26

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