Kloster Banz, Staffelstein und der Rechenmeister

Gottesgarten, so nannte Victor von Scheffel in seinem Frankenlied die anmutige Obermain-Landschaft zwischen Ebensfeld, Bad Staffelstein und Lichtenfels – ein Wort, mit dem die Region heute für sich wirbt. Das rechte Mainufer krönt das schönste Barockkloster Frankens, das Kloster Banz, heute eingemeindet ins linksmainische Bad Staffelstein. Die ehemalige Benediktinerabtei, über 700 Jahre lang das älteste Kloster am Obermain, beherbergt heute eine Bildungsstätte. Es war der berühmte fürstbischöfliche Baumeister Leonhard Dientzenhofer, der die Architektur der im 30-jährigen Krieg zerstörten Anlage entwickelte und den Wiederaufbau ab 1698 leitete bis zu seinem Tod 1707. Sein Bruder Johann vollendete das Werk. Er war es auch, der die 1710 begonnene und 1719 geweihte Klosterkirche „St. Dionysius und St. Peter und Paul“ – ein Musterbeispiel des süddeutsch-böhmischen Barocks - mit ihrer eindrucksvollen Raumwirkung schuf.

Vom Oppidum zum Rechenmeister
Das linke Mainufer beherrscht der trutzig-schroff aufragende Staffelberg (539 m über NN). Der Dolomitfelsen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, ab 500 v.Chr. einige Jahrhunderte auch von den Kelten. Sie bauten dort eine Stadt, das Oppidum Menosgada (Stadt über dem Main), und schützten sie mit mächtigen Mauern; Rekonstruktionen einer frühen Pfosten-Schlitzmauer kann man noch bewundern, die Mauern der späteren Zeit sind heute wuchtige Wälle. Wege hinauf gibt es mehrere. Wer die 200 Höhenmeter sich nicht zumuten möchte, fährt über Romansthal hinauf zum Wanderparkplatz. Von dort wandert man durch den Wald steil hinauf, vorbei an einigen geologischen Lehrtafeln, zum Plateau. Dort gibt es beim „Tor“ der einstigen Mauer (heute zum Wall erodiert) eine Lehrtafel über deren Architektur. Der Weg ist nun leicht bis auf den Anstieg zur Kapelle. Von hier blickt man in den Himmel, denn das Plateau ist eine schräge Ebene. Hinaufgehend passiert man rechterhand die Rekonstruktion einer keltischen Pfosten-Schlitzmauer. Und plötzlich ist er da, der Rand des Felsens: Der Blick schweift weit umher, hinab auf Bad Staffelstein, über den ganzen Gottesgarten, den Main hinunter und hinauf und hinüber zu den Haßbergen. Der
abrupte Abgrund erfordert Vorsicht, ganz besonders, wenn Kinder dabei sind.

Am Fuße seines Hausberges lagert das Städtchen Bad Staffelstein. Es lässt den Besucher mit etwas Phantasie sich ins 17. Jahrhundert versetzen: die meisten Gebäude stammen aus dieser Zeit, weil zuvor eine verheerende Feuersbrunst fast den ganzen Ort zerstörte. Um 800 n.Chr. erstmals genannt, fußt seine heutige überregionale Bekanntheit auf einer Badelandschaft, der Obermaintherme, und dem Ruf eines Intellektuellen aus dem 16. Jahrhundert - dem Rechenmeister Adam Riese. Hier geboren im Jahre 1492 als Adam Ries, Sohn seines in zweiter
Ehe verheirateten, reichen Vaters Contz Ries. Als dieser 1506 starb, verließ der 14-jährige seine Geburtsstadt, tauchte einige Jahre später in Zwickau auf, lernte inzwischen an unbekanntem Orte die Gelehrtensprache Latein, und leitete ab 1518 in Erfurt eine Rechenschule. Hier publizierte er auch zwei Rechenbücher für Rechenschulen und Kaufleute; das zweite war so erfolgreich, dass es eine sehr große Zahl von Auflagen erlebte. 1523 übersiedelte Ries ins erzgebirgische Annaberg, heiratete dort, arbeitete als Beamter für sächsische Erzbergbau-Unternehmen und wurde dort auch 1559 zu Grabe getragen. Sein Hauptwerk, ein 500 Seiten starkes Lehrbuch der Algebra, vollendete er bereits 1524 – da war er gerade einmal 32 Jahre alt. Höchst ungewöhnlich in jener Zeit war seine Veröffentlichungspraxis: er publizierte in deutscher Sprache – und machte so die Rechenkunst auch den gewöhnlichen Bürgern zugänglich. Eine Großtat – manche vergleichen sie mit der Erfindung des Buchdrucks und der beweglichen Lettern - war das zweite seiner insgesamt drei Rechenbücher: statt des damals
gebräuchlichen lateinisch-römischen Systems verwendete er arabische Ziffern und das Zehnersystems, beides ist heute überall auf der Welt in Gebrauch. Seine Geburtsstadt erinnert sich seiner an mehreren Stellen, unter anderem mit einem Standbild in der Bahnhofstraße, wo auch sein Geburtshaus (Nr. 3) vermutet wird.

Tipp: Kloster Banz; Die Klosterkirche ist nicht allgemein zugänglich; die Touristinformation Bad Staffelstein bietet geführte Besichtigungen an.

Gut essen gehen in der Nähe:
Bad Staffelstein: Hotel Restaurant Erich Rödiger, Zur Herrgottsmühle 2

Gut einkaufen beim nahen Erzeuger:
Bad Staffelstein: Kerlings Backwerkstatt, Bamberger Str. 12

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