Olivenölverkostung 2014

Olivenölverkostung auf Burg Lede: Von einem der auszog und Einsteiger wurde …..

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„Würden Sie sich als Aussteiger bezeichnen?“ fragte ein Teilnehmer der Tafelrunde auf Burg Lede den Referenten. Die Antwort kam kurz und sehr entschieden: „Als Einsteiger!“ Die Frage war durchaus nicht abwegig. Vor 27 Jahren kehrte der promovierte Arzt Joachim Genth kurz vor dem Abschluss seiner Habilitation der Stadt Bonn den Rücken, setzte sich in seinen VW-Bus und fuhr nach Griechenland, ohne konkretes Ziel, ohne eine bestimmte Absicht. Heute produziert er gemeinsam mit seiner Familie auf einem kleinen Anwesen auf dem südlichen Peloponnes in Mani/Messenien ein erstklassiges Olivenöl. Davon konnten sich die Teilnehmenden des Abends auf vielfältige Weise selbst überzeugen. Zunächst aber ging es ans kalte Buffet, das auch dieses Mal wieder von den Besucherinnen und Besuchern des Abends, darunter auch einige neue Gesichter, nach dem „Zufallsprinzip“ zusammengetragen worden war. Alle staunten nicht schlecht angesichts der nicht abgesprochenen Vielfalt und der ebenso fantasievollen wie schmackhaften Zubereitung von Salaten, geschmorten Gemüsen, herzhaftem Gebäck, Kuchen und Süßspeisen – allesamt aus saisonalen und weitestgehend regional erzeugten Zutaten hergestellt. In Begleitung von zwei herrlichen Weinen aus dem Keller des Hausherren, Ferdinand von Loe, einem eleganten Rheingauer Riesling und einem würzigen Roten aus Sardinien, ließ man es sich schmecken. So war eine gediegene Grundlage geschaffen für die anschließende Olivenöl-Blindverkostung. Jede und jeder der Anwesenden erhielt zwei kleine Gläschen, eines gefüllt mit einem alltäglichen Öl aus dem Supermarkt, das andere mit dem Alliseos-Öl von Dr. Genth, der sich offenbar ganz sicher war, hier kein Risiko einzugehen. Und tatsächlich gab es keinen Zweifel, das Allerweltprodukt hatte keine Chance. Genths Öl überzeugte nicht nur geschmacklich mit einer feinen grasigen Note und leichter Schärfe, auch optisch gefiel das etwas grünere, leicht trübe Alliseos-Öl besser.

Nur 500 Bäume besitzt Familie Genth, alle von der Sorte Koroneiki. Diese Sorte wächst nur auf Kreta und dem Peloponnes und bringt nur sehr kleine Früchte hervor, die dafür aber als die besten Öl-Oliven in ganz Griechenland gelten. Unwegsam und felsig sind die Olivenhaine der Familien, der Einsatz von Maschinen wäre hier unmöglich. Deshalb ist die Pflege der Bäume wie auch die Ernte hier in jeder Phase reine Handarbeit. Dies ist jedoch nicht nur der Not geschuldet, wie Genth versichert, sondern geschieht sehr bewusst aus Achtsamkeit gegenüber den Bäumen und damit natürlich nicht zuletzt auch dem Ziel, ein Endprodukt von höchster Qualität zu erzeugen. Dass Genth die Arbeit seiner Helferinnen und Helfer weit überdurchschnittlich entlohnt und sie deshalb gerne für ihn und mit ihm arbeiten, lässt er in einem Nebensatz einfließen. Genth will ganz bewusst ein faires Produkt, denn er liebt Griechenland und die Menschen dort. Und er liebt seine Olivenbäume. Deshalb ist sein Alliseos-Öl im wahrsten Wortsinn ein Liebhaber-Olivenöl. Wer jetzt meint, dass sich das auch auf den Preis auswirkt, erlebt noch einmal eine Überraschung: Gemessen an dem hohen Aufwand seiner Herstellung und seiner überragenden Qualität ist es wirklich preis-wert. Da verwundertes es nicht, dass Genth keine Absatzprobleme hat, und dass die anwesenden Slowfoodies sich für den eigenen Bedarf reichlich eindeckten, schon gar nicht.

Bemerkenswert ist auch, dass auf dem Flaschenetikett nicht nur die Olivensorte, sondern auch der Jahrgang, das Erntegebiet und der Verarbeitungsort angegeben werden. Schauen Sie mal nach, beim nächsten Einkauf Ihres Olivenöls!

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