Regionale Kraftpakete: Hülsenfrüchte

Offensichtlich hatten Slow Food Lübeck und Gesa Gerloff von Slow Food Youth ein gutes Gespür für das richtige Thema. Wegen des großen Interesses musste die Veranstaltung, die Slow Food Lübeck mit anderen Themensetzungen schon mehrfach in einem Kulturcafé als „Slow Food bittet zu Tisch“ durchgeführt hatte, kurzfristig in einen umfunktionierten historischen Hafenschuppen verlegt werden. Die luftige Weitläufigkeit und die umsichtige Vorbereitung einschließlich Hygienekonzept, persönlicher Registrierung und wohl distanziertem Sitzplan ermöglichten den mehr als 70 angemeldeten Teilnehmer*innen einen entspannten Abend.

Tafel © Celina Mävers

Aber mehr als das: Während die gastliche Atmosphäre und der Service der vielen ehrenamtlichen Helfer*innen ebenso gut zu einem Galadinner gepasst hätten, stand nicht nur das Kulinarische im Mittelpunkt. Dr. Herwart Böhm vom Thünen-Institut für ökologischen Landbau und Astrid Hansen, die einen Naturlandhof für Saatgutvermehrung betreibt, lieferten ebenso praxisnahe wie wissenschaftlich fundierte Stichworte für lebhafte Tischgespräche. Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, Vielfalt im Anbau und die Erfüllung von regionalen Eiweißpflanzenstrategien sind nur einige der Themen, die die Chancen für die heimische Landwirtschaft durch den Anbau von Hülsenfrüchten beschreiben.

In dem von Frank Buchholz moderierten Podiumsgespräch machten sich beide Referenten für eine verstärkte Nutzung dieser Chancen stark. Bei der Beantwortung von Publikumsfragen formulierten sie übereinstimmend die Vision, den Eiweißanteil unserer Ernährung verstärkt durch Hülsenfrüchte anstelle von Fleisch sicherzustellen und die Tierhaltung auf das Maß zu reduzieren, das mit heimischer Futtererzeugung gewährleistet werden kann.

Wie so eine Ernährung aussehen kann, durften die Gäste des Abends ausgiebig genießen. Die von Gesa Gerloff zusammengestellten Komponenten des Drei-Gänge-Menüs waren in der Backstube des Bäcker- und Konditormeisters Lars-Ole Kudszus, bei der Chef Alliance Köchin Angela Schulze-Hamann sowie in den Küchen von Lübecker Slow Foodies vorbereitet worden:

- Linsen-Sellerie-Apfel-Salat und Erbsen-Hummus mit Ackerbohnen-Baguette;

Vorspeise © Celina Mävers

- frühherbstlicher Weiße-Bohnen-Eintopf;

Bohneneintopf © Celina Mävers

- Ackerbohnen-Brownie mit pochierter Birne.

Dessert © Manja Woischwill

Beim Dessert überraschte der angehende Schokoladen-Sommelier Lars-Ole Kudszus zusätzlich mit nougatähnlichen Pralinés, bei denen er den Nussanteil durch geröstete Kichererbsen ersetzt hat.

Diese Köstlichkeiten unterstrichen den in mehrfacher Hinsicht zukunftsweisenden Charakter des Abends. Mit Kreativität und Beherztheit lassen sich auch in schwierigen Zeiten ermutigende Zeichen setzen. Der begonnene Austausch von Rezepten und persönlichen Hülsenfrüchte-Geschichten ist vielleicht auch der Beginn einer Lübecker Slow Food Youth Gruppe – drei Viertel der Gäste waren zwischen 20 und 30!

Bühne, Publikum © Celina Mävers

 

Jens Witt, Frank Buchholz, Slow Food Lübeck

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