Slow Food bat zu Tisch: Stadt. Land. Genuss. Wie gut ist das denn!?

Zum 2. Mal veranstalteten wir „Slow Food bittet zu Tisch“ im Sofa unter dem schönen Titel „Stadt. Land. Genuss“. Ein Abend voller Genuss im Slow Food Sinn: Essen mit Verantwortung. Also: etwas für den Verstand, aber auch etwas für das Wohlbefinden. An diesem Abend war die Konkurrenz der Veranstaltungen groß – aber es fanden sich knapp 30 interessierte Menschen ein. Gemeinsam wurde gegessen und nach den Referaten rund um Ernährungssouveränität und Ernährungsrat diskutiert.

Frank Buchholz, Tina Andres und Astrid Matthiae © Sabrina Buchholz

Für die Veranstaltung konnten Astrid Matthiae (Ernährungsrat Hamburg) und Tina Andres (Landwege EVG) gewonnen werden. Beide zeigten mit ihren Wortbeiträgen deutlich, dass wir als Ko-Produzenten (so bezeichnet Slow Food Verbraucher, um den Zusammenhang zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und dem Verzehr klarer zum Ausdruck zu bringen) keine Ausrede mehr haben, die Herkunft unseres Essens nicht genauer zu hinterfragen. Eine der Teilnehmerinnen berichtete von eigenen Erfahrungen bei der Gründung eines Ernährungsrates in Oldenburg i. O. Schnell wurde ebenfalls klar, dass die Bildung eines Ernährungsrates in Lübeck wünschenswert ist und dass es schon einige Akteure und Einrichtungen in der Stadt gibt, die in dieser Richtung unterwegs sind. Eine Besonderheit und geradezu ein Schatz für die Ko-Produzenten sind dabei die Landwege EVG und der Landwege e.V. Hier hat Lübeck gegenüber anderen Städten einen deutlichen Vorteil, den es auszubauen gilt. Deutlich wurde auch, dass es in Zukunft keine Ernährung ohne Nachhaltigkeit geben wird und dass beispielsweise der Begriff „regional“ genau hinterfragt werden muss. Hier wird Slow Food mit dem „Denken vom Teller“ ein wichtiger Partner sein – genügend Engagierte zum Mitmachen finden sich hoffentlich! Die ersten Interessierten haben sich erklärt, Weiteres in diese Richtung ist angedacht. Alle können dabei sein! Aktivitäten in Richtung Ernährungsrat werden ebenso wie Veranstaltungshinweise, Treffen oder Tipps über unseren Newsletter verbreitet. Um in den Verteiler zu kommen, brauchen wir nur eine Anmeldung!

Und sonst: Erfreulicherweise meldeten sich bei der Anmeldung zu dieser Veranstaltung gleich eine Anzahl von Helferinnen, so dass an dem Abend das Kochen und die Bewirtung tadellos klappten. Es wurden –­ wie beim ersten Mal – die Speisen weitestgehend von einem Team vorbereitet. Zuvor hatte man gemeinsam überlegt, welche Gemüse und Obstsorten in die Zeit und zu Slow Food passen.

Salat solo  © Sabrina Buchholz

Gestartet wurde mit einer wunderbaren Sauerteig-Focaccia, die wir vom Restaurant Fermenti aus der Beckergrube erhielten. Die Focaccia konnte in ein Möhrengrün-Giersch-Pesto (gemacht mit Walnüssen und Sonnenblumenkernen – das absolut überraschende Geschmackserlebnis, geradezu ein Highlight) getunkt oder mit einem gesammelten Wildkräutersalat verzehrt werden. Blüten und Blätter mit klangvollen Namen, die man vielleicht eher mit Tischschmuck in Verbindung gebracht hätte, wurden durch herzhafte Schnittsalate ergänzt, da viele der Garten-Wildkräuter jetzt schon zu herb und hartfaserig für unseren Geschmack sind. Auf die Vorspeisen folgte der Hauptgang: ein Spargel-Kartoffelauflauf mit Käse. Es wurde Bio-Spargel mit blauen Köpfen (der Optik wegen) vom Spargelhof Rosen in Alt Mölln gereicht. Der Spargelhof ist einer der wenigen Spargelanbauer, die in Bioqualität anbauen. Wir haben den Hof im Mai im Rahmen unserer Veranstaltung unter dem Motto „Im Fokus: Bio-Spargel!“ besucht. Die Kartoffeln „Belana“ fanden ebenfalls großen Zuspruch. Gekrönt wurde die Speisefolge von einer Spargel-Mousse, die auf Rhabarber-Erdbeer-Grütze gebettet war. Geschmacksgebend für die Mousse war die Schale des Spargels, „ein wenig“ Sahne brachte das feine Aroma an unseren Gaumen. Die kompletten Zutaten standen auf kleinen Karten zum Nachlesen auf den Tischen. Abgerundet wurde das Menü durch die Gabe von Tafelwasser, und wer wollte, konnte Demeter-Weine aus dem Hause Feth-Wehrhof dazu genießen.

An diesem schönen, mittsommerlichen Abend wurde vielleicht auch ein zartes Pflänzchen einer kleinen Slow Food Youth-Gruppe geboren. Frank Buchholz erneuerte und erweiterte seine auf der Schnippel-Disko im April gemachte Wette: Wenn die ersten drei neuen Slow Food Youthies jünger als er sind, lädt er sie zum Essen ein. Die Erweiterung: sind sie älter – dann auch!

So sind wir gespannt, wenn Slow Food am 13. November wieder zu Tisch bittet!

Sabrina Buchholz, CV Lübeck

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