Kultur und Spezialitäten

Rhön und Grabfeld

Kurzer historischer Ausflug
Erosion über Jahrmillionen, der Mensch und das Rhönschaf sind die Gestalter dieses Gebirges. Entstanden im Tertiär vor 25 bis fünf Millionen Jahren als gewaltiges über 2.000 Meter hohes, feuer-, asche- und magmaspeiendes Vulkangebirge, erloschen die Schlote nach und nach. Millionen Jahre arbeiteten Wind und Wetter und erodierten das ausgeworfene Gestein bis auf die Förderschlote im Untergrund. Die weitere Erosion der umgebenden Schichten, meist Buntsandstein und Muschelkalk, schuf die heutige Landschaft. Die Zeugnisse des Vulkanismus sind noch überall zu finden, vor allem in der Hochrhön und in der südwestlichen Kuppenrhön um Bad Brückenau: als harte, widerstandsfähige Basaltdecke der kuppigen Berge, als eckige Säulen, schroffe Kegel, aus der Erde ragende Prismen, Geröllhalden, aber auch als aufgelassene oder noch genutzte Basaltbrüche.

Einst fast völlig von einem Buchen-Urwald bedeckt – Buchonia nannten die Fuldaer Mönche im 8. Jahrhundert das Rhöngebirge – entstand das Land der offenen Fernen im Mittelalter durch Abholzung für die Weiden und den großen Holzbedarf für die Köhlerei und das tägliche Leben. Auch heute dominieren die waldfreien Flächen. Teilten sich einst die Fuldaer Fürstäbte, die Grafen von Henneberg und das Hochstift Würzburg die Rhön und den Grabfeldgau, sind es heute die Länder Bayern, Thüringen und Hessen. Zwei Landkreise bilden den bayerischen Teil: die Kreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Die Bergwelt der Rhön mit rundkuppigen Höhen bis fast 1.000 Metern kontrastiert zum flachwelligen bis hügeligen Grabfeld, dessen Name nichts mit Gräbern zu tun hat, sondern vermutlich mit „Grafenfeld“ oder dem altslawischen Wort „Grapfeld“ der einstigen Buchenwälder wegen. Vor allem Ackerbau kennzeichnet hier die Landschaft, Wälder, Streuobstwiesen und weite Matten dort: das Land der offenen Fernen. Begehrtes Reiseziel waren schon im 19. Jahrhundert, befördert durch das bayerische Königshaus, die Bäderstädte Bad Kissingen und Bad Brückenau. Auf eine lange Geschichte blickt am Südrand der Rhön im Tal der Fränkischen Saale die Stadt Hammelburg zurück. Sie gilt als älteste Weinstadt Frankens und war einst Sommersitz der Fuldaer Fürstäbte, wovon das stattliche Stadtschloss zeugt. Auch das gegenüber berghoch thronende Schloss Saaleck (heute ein Hotel) - von ihrer Vergangenheit als Burg kündet nur noch der Bergfried – war fuldaischer Besitz: hier residierten ihre Centgrafen. Musisches hingegen verbindet sich mit dem flussaufwärts gelegenen Örtchen Trimberg und der über ihr auf einem Bergsporn thronenden Ruine Trimburg: Im 13. Jahrhundert war es die Heimstadt des Minnesängers Süßkind von Trimberg und des Schriftstellers Hugo von Trimberg. 

Der Grabfeldgau ist der günstigen klimatischen Verhältnisse und der guten Bodenbedingungen wegen ein Ackerbauernland. Es war einst das Herzland der mächtigen Grafen Henneberg, deren Stammburg – heue eine Ruine - auf einem Hügel beim Dörfchen Bauerbach thront. Begrenzt wird der Gau auf bayerischer Seite im Westen von Bad Neustadt, im Norden von Ostheim vor der Rhön mit seiner sehenswerten großen Kirchenburg, im Süden von Sulzfeld a.d.L. und weiter östlich von Bad Königshofen, In Thüringen gehören dazu die Landschaften der Gemeindeallianz Grabfeld im Norden und im Süden die Landschaft westlich der Kreisstadt Hildburghausen. Viele Schlösser, so manche im bayerischen Teil noch heute bewohnt, zeugen von Reichtum und Adelsstolz der fränkischen Ritterschaft. 

Modellregion fürs Wirtschaften im Einklang mit der Natur
Die traditionellen Küchen der Rhön und des Grabfeldgaus unterscheiden sich vor allem in der Verwendung von Fleisch; denn die Rhöner galten als arme Leut’, die Ackerbürger des Grabfeldgaus hingegen als gut situiert. Kartoffelgerichte, Gerstensuppe und –brei, Weckbraten sind traditionelle Rhöner Speisen. Fleisch gab’s selten, meist an Festtagen. Im Grabfeldgau aß man üppiger und vermutlich auch Rhöner Spezialitäten wie das Fleisch vom Rhönschaf. 

Eine Besonderheit dieser Region ist das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, das sich auch auf die hessische und thüringische Rhön erstreckt. Eine Modellregion, in der menschliches Wirtschaften und Handeln im Einklang mit der Natur vorgelebt wird. Gesellschaftliches Ziel ist die Erhaltung der Rhön als "Land der offenen Fernen", das durch den Rückzug der Landwirtschaft gefährdet ist. Mit regionaltypischer Nutzung wird dem begegnet, beispielsweise dem Rhönschaf, ein Passagier der Arche des Geschmacks®, eine Rasse, die einst zu Hunderttausenden die Rhön besiedelte und das Land der offenen Fernen schuf. Auch die Rhöner Weideochsen, vor allem jene der selten gewordenen Rasse Fränkisches Gelbvieh, ein Arche-Kandidat, sind dabei willkommene Helfer. Regionaltypisch sind die Streuobstwiesen (weit über 400 Apfelsorten soll es in der Rhön noch geben!), deren Früchte zu allerlei köstlichen Produkten verarbeitet werden. Zoologische und botanische Artenschutzkonzepte, wie beispielsweise den Schutz von Birk- und Auerhuhn oder der Hochmoorflora, ergänzen das Programm.

Besondere Kulinaria
Alter fränkischer Satz - ein historischer Weintyp vieler verschiedener Rebsorten, darunter auch historische
Bachforelle - die heimische Forelle mit deutlich feinerem Geschmack als Regenbogenforelle
Fränkisches Gelbvieh - ein besonders würziges, feinfaseriges Rindfleisch
Korn- und Kräuterbrände - eine typisch regionale Kultur
Ostheimer Leberkäs - eine lokale Schweinefleischterrine
Rhönschaf - eine Rasse der Rhön mit zart nach Wild schmeckendem Fleisch
Wurst und Schinken - besonders die Hausmacher-Spezialitäten sind traditionell


Weitere traditionelle Spezialitäten und Speisen der Region

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