sauerkraut und bohnen

Münsterländer Karnevals-Eintopf

Ich wuchs in einem kleinen Dorf am Rande des Münsterlandes auf. Dort war es Sitte, vor Aschermittwoch noch einmal richtig gut und viel zu essen; denn dann musste ja die Fastenzeit eingehalten werden. Also wurden alle Vorräte genommen, die nach dem Winter noch da waren, und zu einem wundervollen Eintopf gekocht: Sauerkraut aus dem Fass, getrocknete Bohnen, Kartoffeln aus der Miete und Geselchtes vom Schwein. Die genaue Zusammensetzung schwankte von Hof zu Hof und von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie reich der Bauer war und wie viele Vorräte sich über den Winter gehalten hatten.

Dies ist das Rezept, wie es mir eine Bäuerin gesagt hat:
„Für jeden am Tisch nimmst du eine gute Handvoll Sauerkraut, wäscht es kurz und hackst es. Dann wird es mit pro Esser einer Tasse Bohnen in einen großen Topf gegeben und mit reichlich Wasser bedeckt. Das muß über Nacht ziehen.

Am nächsten Tag setzt du den Topf auf den Herd und gibst Lorbeerblätter, reichlich Senfkörner, wenig Wacholderbeeren und Gewürzkörner dazu. Du schneidest Kartoffeln in Würfel und lässt sie mitkochen. Je nachdem was du hast gibst du Kasseler, Mettenden und Speck dazu. Wenn nicht genug Fleisch da ist, musst du es halt klein schneiden.“

Diesen Eintopf gab es bei uns im Dorf jedes Jahr am Rosenmontag-Abend, wenn die Junggesellen und die Freiwillige Feuerwehr das Dorf in das Jugendheim einluden. Es wurden Mengen gegessen und dazu Bier und Korn getrunken.

Nun sind wir hier beim Schneckentreffen keine schwer arbeitenden Bauern, die Feldarbeit verrichten müssen, und haben deshalb das Rezept etwas modifiziert:
„Eintopf“ muß im Münsterland wörtlich genommen werden, während des Kochens verbinden sich die Zutaten alle miteinander, die Bohnen nehmen durch das gemeinsame Einweichen vom Sauerkraut eine leichte, angenehme Säure an, das Sauerkraut saugt sich mit dem Fleischfett voll und wird schwerer verdaulich. Wir haben das Fleisch daher separat gekocht. Der klassische Eintopf wird nicht oder kaum gesalzen, da das Geselchte Salz abgibt. Wir mussten unseren Eintopf leicht salzen.

Unsere Portionen sind wesentlich kleiner berechnet, da wir ja nicht am nächsten Tag die Frühjahrssaat ausbringen müssen.

Auf Mettenden und Speck wurde verzichtet, pro Portion wurden etwa 100g Fleisch vorgesehen.
Weitere Variationen wären etwa Suppengrün oder Kräuter. Dies fehlt aber in dem klassischen Gericht, weil die Bauern es noch nicht im Garten hatten.
Noch ein Hinweis: dies ist ein Gericht, das am nächsten Tag aufgewärmt fast noch besser schmeckt.

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